Zürich (awp) - Glass Lewis schlägt sich beim Kampf um Meyer Burger auf die Seite des oppositionellen Aktionärs Sentis. Wie am Montag aus einer Bewertung des Stimmrechtsberaters hervorgeht, befürwortet Glass Lewis die Zuwahl des Sentis-Vertreters Mark Kerekes in den Verwaltungsrat des Solarzulieferers. Die Zuwahl des Sentis-Vertreters sei eine "vergleichsweise geringe" Forderung von einem der wichtigsten Aktionäre.
Die Ankündigung von Konzernchef Hans Brändle, im Falle einer Wahl von Kerekes zurückzutreten, stehe im Widerspruch zu einer soliden Corporate Governance, urteilte zudem Glass Lewis. Dies schüre die Bedenken der Aktionäre, dass Meyer Burger weiterhin unter einer schlechten Unternehmensführung leiden könnte.
Ende vergangener Woche hatte sich auch zRating für die Wahl des Sentis-Co-Geschäftsführers ausgesprochen. Es würden gerechtfertigte Ansprüche auf einen Einsitz im Verwaltungsrat bestehen, hiess es dort. Der Verwaltungsrat bestehe zudem aktuell nur aus vier Personen, wobei eine Mitgliederzahl von bis zu sieben adäquat wäre. Der Verwaltungsrat wäre ausserdem noch immer zu 80 Prozent unabhängig, so zRating weiter.
___ ISS und Ethos unterstützen VR-Antrag
Damit kommen die Stimmrechtsberater zu unterschiedlichen Beurteilungen. In der vergangenen Woche hatten sich die Stimmrechtsvertretet Institutional Shareholder Services (ISS) sowie die Genfer Anlagestiftung Ethos gegen die Wahl des Kandidaten der Aktionärsgruppe gestellt. Sie unterstützten die Empfehlungen des Meyer-Burger-Verwaltungsrates für die ausserordentliche GV vom 30. Oktober.
Der neu zusammengesetzte Verwaltungsrat habe die Geschäftsprobleme erkannt und scheine ausserdem angemessen reagiert zu haben, um die bestehenden Herausforderungen anzugehen, hiess es etwa bei ISS. Zudem scheine die Aktionärsgruppe rund um Sentis das neue Geschäftsmodell zu unterstützen und habe kein hinreichend überzeugendes Argument vorgelegt, dass zum aktuellen Zeitpunkt zusätzliche Änderungen notwendig wären.
Auch Ethos hatte die Position des Meyer-Burger-Verwaltungsrats gestützt. In dieser für die Sanierung des Unternehmens entscheidenden Phase sei man der Ansicht, dass dem kürzlich neu gebildeten Team die notwendige Zeit und die Mittel zu konstruktiver Arbeit zur Verfügung gestellt werden sollten. Man empfehle daher, gegen den Antrag der Aktionärsgruppe zu stimmen.
___ Russischer Investor
Sentis Capital ist die Beteiligungsgesellschaft des russischen Investors Pyotr Kondrashev. Nach eigenem Bekunden hält Sentis 8,2 Prozent an Meyer Burger, die Aktionärsgruppe um Sentis mit 14 Mitgliedern kommt demnach auf 11,5 Prozent. Die Gruppe hatte im Juli die ausserordentliche Generalversammlung beantragt und zunächst zwei Mitglieder für den Verwaltungsrat vorgeschlagen und ihre Forderung dann auf einen Kandidaten gesenkt.
Der Meyer-Burger-Verwaltungsrat und auch CEO Hans Brändle lehnen die Wahl von Kerekes ab und verweisen auf das fehlende Vertrauen in der Zusammenarbeit, mögliche Interessenskonflikte und auf Partikularinteressen.
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