Wenn die Kontaktbeschränkungen die Unterschiede in der Sterblichkeit nicht erklären können, wie sieht es dann aus mit den Impfungen? Bekanntlich differieren die Impfquoten zwischen den Ländern, teils wegen des unterschiedlichen Zugangs zu den Impfstoffen, teils wegen der Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Abbildung 5ab untersucht diese Frage für die Jahre 2021 und 2022. Wie wir sehen, ist der erwartete Zusammenhang – je mehr Impfungen, desto geringer die Übersterblichkeit – im Jahr 2021 statistisch klar gegeben (R2=0,50). Allerdings verliert er sich im Jahr 2022. Die Trendlinie zeigt dort sogar in die umgekehrte Richtung, aber das Zusammenhangsmaß ist so schwach (R2=0,03), dass man für 2022 von einem Nicht-Zusammenhang sprechen sollte.
Bezogen auf den gesamten Zeitraum 2021 und 2022 bleibt es zwar beim intentionalen Zusammenhang (dass Impfungen die Sterblichkeit reduzieren), weil 2021 wegen der insgesamt höheren Sterblichkeit mehr ins Gewicht fällt als 2022. Aber eventuell muss man den quer stehenden Befund für 2022 so interpretieren, dass die Impfwirkung – insbesondere im Hinblick auf Omikron – schnell nachgelassen hat. Die Boosterimpfungen konnten die nachlassende Wirkung zwar ein wenig aufhalten, aber nicht stoppen (deutet sich jedenfalls so in den betrachteten Daten an). Schließlich ist auch zu bedenken, dass gerade im zweiten Halbjahr 2022 die Übersterblichkeit in einigen Ländern nicht mehr auf Corona, sondern auf andere Ursachen zurückzuführen ist. Abbildung 6 zeigt beispielhaft für Deutschland den Verlauf über die Wochen des Jahres 2022. Hier wird deutlich, dass ab der Jahresmitte die Übersterblichkeit deutlich höher liegt als die Corona-Sterblichkeit, mit Corona selbst (oder ausbleibenden Impfwirkungen) also nicht mehr erklärt werden kann. ...
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