Teilweise bin ich einer meiner Meinung mit dir, aber das mit dem Finanz-Partner spielst du mir viel zu weit runter.
Conergy wird nicht nur einen Finanzpartner brauchen, sondern Conergy wird ihre Unternehmensfinanzierung mit oder ohne Finanzpartner wieder restrukturieren müssen. Schon alleine deshalb, weil in 2 Jahren wieder die Kredite auslaufen. Außerdem kann man nicht ewig mit einem negativen Eigenkapital, nicht mit einer Liquidität von unter 20 Mio. € und auch nicht mit einem negativen Working Capital rum wurschteln. Wenn ich die Conergy-Bilanz so anschaue mit den Lieferanten- und Finanzverbindlichkeiten, dann dürfte der Kreditrahmen von Conergy mittlerweile fast schon ausgeschöpft sein.
Conergy hat sich in der Tat als Projektentwickler und Solarkraftwerksbauer erstaunlich entwickelt in den letzten 1 1/2 Jahren ohne Frage. Back to the Roots wie extrachilli richtigerweise erwähnt, denn 2009, 2010 zählte Conergy noch zu den ganz Großen der Solarbranche beim Solarkraftwerksbau. Im letzten Jahr hat Conergy etwa 90 MW an Projekten umgesetzt. In Q1 waren es schon rd. 35 MW (21 MW Thailand, 5,2 MW Spanien, 4 MW Frankreich, 2 MW USA, 1,5 MW Rumänien, 1,5 MW Griechenland). In Q2 werden rd. 45 bis 50 MW Projekte abgewickelt werden (31 MW Thailand, 4,5 MW Frankreich, 4,5 MW England , 2 MW Rumänien, 1,2 MW Spanien + ca. 5 MW nicht gemeldete Projektaufträge). Somit dürfte Conergy schon im 1.Halbjahr fast soviel Projekte abgeschlossen haben wie in 2012. Jedoch muss man bei dieser Betrachtung schon miteinbeziehen, dass das recht gute Projektgeschäft in diesem Jahr fast nur auf die 5 Thailandaufträge beruht. Genau darum würde ich nicht so weit gehen, dass "Conergy im Downstream-Business ein echter (weltweiter) Player geworden ist". Thailand und Europa ist nicht weltweit.
Wenn ich einige Posts lese von dir geld23 oder von sven, dann bin ich der Meinung, dass ihr das Conergy-Projektgeschäft komplett überschätzt. Im Grunde genommen ist doch Conergy gar keine richtiger Projektierer wie First Solar, Sunpower, SunEdison oder Belectric, denn Conergy baut die Solarkaftwerke großteils doch nur in Auftrag, während "richtige" Projektierer eigene Projekte entwickeln mit allem was dazu gehört wie Landsicherung, Genehmigungen und vor allem die Finanzierung (Eigenkapital wie Fremdkapital). Im Grunde genommen ist Conergy nicht mehr wie ein stinknormales EPC-Unternehmen (Engineering, Procurement and Constructionin) in ihrem Projektgeschäft und da lässt sich halt mal nicht allzu viel verdienen, weil es massenweise Konkurrenz gibt. Bestes Beispiel dafür ist doch Siemens, die wie Conergy bei PV auch nur als EPC-Unternehmen unterwegs waren. Die sind im PV-Projektgeschäft etwas größer gewesen wie Conergy, aber die stellen jetzt auch das PV-Projektgeschäft ein, weil als EPC-Unternehmen bei Solar die Gewinnmargen zu niedrig sind. Siemens hat für ihr PV/EPC-Projektgeschäft einen Käufer gesucht, aber keinen gefunden. Das zeigt doch nur zu gut, dass ein EPC-Asset eigentlich kaum große Werthaltigkeit hat und genau das zeigt auch der Kurs von Conergy. Zumal man ja die schwachen Gewinnmargen als EPC-Unternehmen auch bei Conergy sehr gut sehen kann wenn man denn will. Obwohl Conergy in Q1 rd. 35 MW an Projekte durchgezogen hat, gab es nur eine Rohertragsmarge von 14,5%.
Bei Solarworld sieht die ganze Geschichte doch wesentlich anders aus. Die Katarölscheichs wollen in Katar Polysilizium, Wafer, Zellen und Module herstellen und dazu braucht man einen Technologiepartner, der über Patente verfügt, eine große Entwicklungsabteilung hat und der die Massenproduktion beherrscht. Mit all dem kann Conergy nicht dienen. Conergy hat jetzt schon seit zwei Jahren keine neues Modul mehr auf den Markt gebracht und wenn man sich mal die Q1-Modulabsätze anschaut mit 128 MW, dann ist auch klar, dass Conergy bei über 50% seiner Module nur ihren Namen in China draufkleben lässt und sie dann weiterverkauft. Nicht mal 50% der Module kommen aus der eigenen Produktion. So wie es aussieht, dient doch die Frankfurter Produktion nur als Feigenblatt für "Made in Germany". 100% der Zellen kommen aus China und mehr als 50% der verkauften Module kommen aus China. Kein Wunder, dass der Comberg strikt gegen EU-Zölle ist.
Bin mal gespannt wie das bei Conergy weitergeht hinsichtlich EU-Zölle gegen chinesische Solarprodukte. Selbst wenn die Zölle nicht kommen und stattdessen für die Chinesen Mindestpreise und Mindestquoten kommen werden (sieht ja so aus als ob man sich darauf einigt) wird Conergy in Europa wohl recht große Probleme bekommen mit ihren chinesischen OEM-Modulen. Die einzelnen China-Solaris werden dann ihre zugewiesene EU-Mindestquote dazu brauchen ihre eigenen Module unter ihrem eigenen Namen zu verkaufen. Genau deshalb bin ich schon mehr als gespannt wie in der 2.Jahreshälfte der Modulabsatz von Conergy aussehen wird, denn der Conergy Europa-Umsatzanteil lag in Q1 bei über 60%. Desweiteren könnten dann auch die sehr hohen Lieferantenkredite ein Problem werden, wenn man beim alten OEM-Modullieferant wesentlich weniger kauft und der neue OEM-Lieferant keine Zahlungsziele von über 90 Tagen akzeptiert. |