Die Antwort darauf ist eigentlich recht einfach trebrreh, wenn man die Branchenanalyse der Deutschen Bank liest, den ich verlinkt habe. Die Deutsche Bank geht in China für 2012 von einem PV-Neuzubau von 5 GW aus. Das wäre gegenüber 2011 eine Steigerung von 194% bzw. 3,3 GW. Die chinesische Regierung gibt aber nur einen Zielkorridor von 3 GW an. Außerdem hat die Deutsche Bank offensichtlich festgestellt, dass in den USA sich gerade die Händler und auch Projektierer mit China-Modulen eindecken, weil sie Angst haben, dass in Q1 Strafzölle gegen China-Module eingeführt werden. Das alles ist schon mal grundsätzlich sehr positiv für die China-Solaris, wenn es denn wirklich so kommen würde. Außerdem wurden die China-Solarisaktien enorm geshortet (Shortquote von 12 bis 20% im Schnitt) und die wurden wohl allesamt mit dieser Analyse auf dem komplett falschen Fuß erwischt und mussten sich eindecken. Anders kann man die Kurszuwächse von über 20% bei Yingli, Trina oder Jinko nicht erklären.
Darüber hinaus geht die Deutsche Bank von einer besser als erwarteten Nachfrage im 1.Halbjahr aus, da die Lagerbestände aufgrund der hohen Nachfrage in Q4 in Deutschland, Italien und den USA deutlich geringer geworden sind, die Nachfrage in Deutschland selbst im Januar noch gut sein soll und für Deutschland wird im Mai/Juni wieder einmal ein Boom erwartet, da die Deutsche Bank davon ausgeht, dass die Einspeisevergütungen bei uns um mehr als 15% gekürzt werden und das soll dann für den Boom sorgen. Dieses Szenario hatten wir ja schon in 2010, als die Einspeisevergütungen zum Juli außerplanmäßig um 12% gekürzt wurden. Da gab es dann im Juni ein Neuzubau von 2,1 GW. Aus diesen ganzen erhofften Effekten erwartet die Deutsche Bank, dass der Druck auf die Verkaufspreise entlang der kompletten PV-Wertschöpfungskette deutlich nachlassen wird. Als Beleg für diese Einschätzung der Deutschen Bank dienen die seit zwei Wochen steigenden Polysiliziumpreise (von 22 auf 27 $/kg) und die Stabilität der Waferpreise. An und für sich ist die Logik nachvollziehbar, denn wenn die Lager leer sind und die Unternehmen von einer höheren Nachfrage ausgehen als zuvor erwartet wurde, steigen natürlich zuerst die Preise, die am Anfang der PV-Wertschöpfungskette stehen und das ist nun mal Polysilizium und die Wafer. Als nächstes müssten dann die Zellpreise hochgehen, wenn die Deutsche Bank Recht behalten sollte.
Diese PV-Branchenanalyse der Deutschen Bank ist durchaus nachzuvollziehen und absolut logisch, aber es ist halt nur eine Einschätzung. Es ist halt so, dass einige PV-Unternehmen ihre Produktionen mittlerweile deutlich gedrosselt haben und die können ihre Fertigungskapazitäten auch wieder schnell hochfahren und schon ist das Thema hohe Lagerbestände bald wieder da, die dann für Preisdruck sorgen. Die Zell/Modulfertigungskapazitäten von 50 bis 55 GW sind ja nicht verschrottet. Die sind ja durchaus immer noch real. Wenn jetzt alle wieder ihre Produktion voll hochfahren würden, dann würden wir in ein paar Monaten sehr wahrscheinlich wieder im gleichen Dilemma stecken wie im letzten Jahr. Das Problem von PV ist ja nicht unbedingt die Nachfrage (2010: + 136% bzw. + 10,2 GW / 2011e: + 43% bzw. 7,7 GW), sondern die riesigen Fertigungskapazitäten. In 2011 dürfte die Nachfrage bei 25 GW gelegen haben. Dagegen gibt es mittlerweile Zell/Modulfertigungskapazitäten von 50 bis 55 GW. Das heißt es gibt natürlich immer noch Überkapazitäten, wenn die Produktionen wieder voll laufen und der Ausbau der Fertigungskapazitäten geht ja weiter. Trina Solar, Panasonic, JA Solar, Canada Solar oder China Sunergy bauen ihre Zell/Modulfertigungskapazitäten im Schnitt um jeweils 500 MW weiter aus.
Es wird weiter richtig spannend werden, aber die Deutsche Bank hat mit ihrer Branchenanalyse wieder Optimismus rein gebracht und Wirtschaft hat auch sehr viel mit Psychologie zu tun.
Mal sehen wie nahe die Deutsche Bank mit ihren Einschätzungen die Realität treffen wird. Eines darf man bei PV halt nie vergessen, die ganze Branche hängt am Subventionstropf und ist abhängig von der Politik und in Deutschland wirds wohl zu höheren Subventionskürzungen kommen wie die geplanten 15% und wenn die Republikaner in den USA an die Macht kommen sollten im November, dann wird das mal ganz sicher nicht positiv sein für PV. Auch aus Italien könnte in den nächsten Wochen eine ganz böse Überraschung kommen. Störfeuer wird es auch in diesem Jahr zu genüge für die gesamte PV-Branche geben. |