Der Gewinn ist gut, aber was wird mit dem Gewinn gemacht? Gazprom investiert (Mittelverwendung) den Gewinn in Projekte, die zu großen Teilen wenig rentabel sind (daher auch der hohe Buchwert). Hier zeigt sich der Einfluss des Mehrheitshalters (Russland). Investitionen führen zu Arbeit, Löhnen, BIP-Wachstum, Steuereinnahmen. Das bringt dem Staat mehr als reine Ausschüttungen. Private Investoren investieren in Wertpapiere hingegen wegen Rückflüssen oder wegen der Sicht, dass potentiell hohe Rückflüsse in der Zukunft dazu führen, dass der Kurs steigt. Um Gazprom auf neue Hochs zu bringen, muss sich die Aussicht über die Rückflüsse(Dividende) ändern. Entweder indem Gazprom nochviel mehr Gewinn macht und nach der Mittelverschwendung durch einige Investitionen mehr Cash zum Verteilen übrig hat, oder indem Gazprom sich auf rentable Investitionen beschränkt und den restlichen Cashflow ausschüttet. Die Dividendenrendite ist derzeit hoch, aber hauptsächlich weil der Kurs gefallen ist. Die Dividende war nämlich schon deutlich höher. Sie schwankt, ist kaum planbar. Anderswo gibt es ähnliche Dividenden (z.b. BP/Shell), wobei das Risiko geringer ist.
Wenn sich die Situation ändert und Russland weiter liberalisiert (z.b. um Auslandsinvestitionen anzuziehen) und Gazprom einen effizienten Share Holder Value Weg geht, dann würde der Kurs wohl durch die Decke gehen. Zumindestens gibt es auch die Hoffnung, dass Gazprom eines Tages einfach nicht mehr genug Projekte zum Investieren des Großteiles des Cashflows findet. Da der Cashflow sehr hoch ist, ist dieses Szenario nicht unwahrscheinlich. Dann müsste Gazprom mehr ausschütten.
Ps: Investitionen sind grundsätzlich gut, aber nur wenn sie eine angemessene Verzinsung erbringen. Das soll hier nicht falsch verstanden werden. Und genau das unterscheidet Gazprom z.b. von Exxon. Exxon investiert nur in Projekte die nach Plan ordentlichen Ertrag bringen, der Rest wird ausgeschüttet (primär über Aktienrückkauf). Bei Gazprom ist die Denke eben anders. Daher der Bewertungsunterschied. |