Wall Street: Bullen kehren zurück Datum 01.10.2008 - Uhrzeit 01:06 (© BörseGo AG 2007, Autor: Hoyer Christian, Redakteur, © GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/) WKN: A0AET0 | ISIN: US78378X1072 | Intradaykurs:
New York (BoerseGo.de) – Verrückte Welt an Wall Street. Nach erdrutschartigen Verlusten zum Wochenauftakt verbuchen die US-Indizes heute deutliche Gewinne. So verzeichnet der S&P 500 Index seinen größten Tagesgewinn seit sechs Jahren, nachdem der Index gestern noch den höchsten Tagesverlust in den letzten 21 Jahren beklagte. Grund für die positive Stimmung an den US-Börsen ist die Hoffnung der Marktteilnehmer, dass doch noch in dieser Woche ein Rettungsplan zur Stützung der Banken verabschiedet wird. Experten gehen nicht davon aus, dass das gestern vor dem Repräsentantenhaus gescheiterte Rettungspaket völlig über den Haufen geworfen wird. Man erwartet kleine Korrekturen, einige kosmetische Änderungen sollten ausreichen, um die zuletzt fehlenden 12 Stimmen zu einer Verabschiedung zu gewinnen. Es wird damit gerechnet, dass konservative Republikaner an ihrem Vorschlag festhalten werden, dass der Staat die faulen Kredite nur versichert statt sie zu kaufen. Weiter plädieren die Republikaner für eine stärkere Mitwirkung des US-Einlagensicherungsfonds (FDIC), die Finanzkrise zu bewältigen.
Für Beifall bei den Börsianern sorgte der Vorschlag des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama für eine Anhebung der staatlich zugesicherten Einlagenversicherung auf Sparkonten von 100.000 Dollar auf 250.000 Dollar. Ähnliche Worte kommen auch von der Chefin der US-Einlagensicherung Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC), Sheila Bair, die zum besseren Schutz der US-Sparer die Obergrenze für die Einlagensicherung von Banken erhöhen will. Gleichzeitig arbeitet die US-Börsenaufsicht SEC an neuen Bilanzierungsstandards für die Zeitwertbilanzierung (Mark-to-Market-Bilanzierung) illiquider Anlagen. Nach den bisherigen Regeln müssen die US-Finanzinstitute faule Hypotheken für Wohn- und Geschäftsimmobilien sowie mit Hypotheken besicherte Wertpapiere nach ihrem aktuellen Marktwert bilanzieren, was zu erheblichen Abschreibungen geführt hat.
Für den Präsidenten der Federal Reserve von Atlanta, Dennis Lockhart, stellt das Abwärtsrisiko für die US-Wirtschaft die aktuell größte Bedrohung dar. Laut Lockhart ist gegenwärtig das Abwärtsrisiko für die US-Konjunktur deutlich höher einzuschätzen als das Inflationsrisiko. „Während sich die Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft verschlechtert haben, haben sich die Inflationstendenzen abgeschwächt“, so Lockhart. Die Aussagen von Lockhart interpretieren einige Marktteilnehmer als mögliches Indiz einer weiteren Zinssenkung der US-Notenbank Fed. Der Finanzsektor legt um 13,1 Prozent zu. Gewinner sind hier die Geschäftsbank Wells Fargo nach einem Analysten Upgrade mit 12,87 Prozent auf 37,53 Dollar, Bank of America mit einem Plus von 15,07 Prozent auf 35,00 Dollar oder Citigroup mit einem Anstieg von 15,55 Prozent auf 20,51 Dollar.
Auch der Technologiesektor konnte einen Großteil seiner gestrigen Verluste wieder wettmachen. Die Schwergewichte Research in Motion, Amazon.com und Intel verbuchten nach positiven Analystenkommentaren deutliche Kursgewinne. Die Aktie des Computer-und Unterhaltungselektronikherstellers Apple konnte nach dem gestrigen Kurssturz mit einem Gewinn von fast acht Prozent auf 113,66 Dollar wieder Boden gutmachen.
Für eine weiter positive Überraschung sorgten die Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen für den Monat September. In den USA ist im Monat September das Verbrauchervertrauen mit 59,8 Punkten über den Erwartungen der Volkswirte von 55,0 Punkten ausgefallen. Zugleich ist das Verbrauchervertrauen gegenüber dem Vormonat August von 56,9 auf 58,5 Punkte gestiegen, was bereits den dritten Anstieg in Folge bedeutet. Die Anzahl der befragten Haushalte, die in den nächsten sechs Monaten mit einer Verschlechterung der konjunkturellen Lage rechnen, ist von 25,2 Prozent auf 21,3 Prozent gesunken. Auch der Chicago-Einkaufsmanagerindex ist im September mit 56,7 Punkten über den Erwartungen der Volkswirte von 53,0 Punkten ausgefallen. Im Vormonat August notierte der Index bei 57,9 Punkten. Ein Wert über 50 Punkte indiziert Expansion, ein Indexstand unter 50 Punkte signalisiert einen Rückgang der Geschäftstätigkeit in der Region. Der Chicago-Einkaufsmanagerindex wird von vielen Volkswirten als der Wichtigste eingeschätzt, da diese Region wegen der dortigen Automobilindustrie als eine wichtige Stütze in der Produktionsleistung für die US-Wirtschaft angesehen wird.
Weiter schlechte Nachrichten kommen vom US-Häusermarkt. In den USA sind die Hauspreise im Juli in 20 großen Städten gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 16,3 Prozent gesunken. Dies geht aus dem von Standard & Poor‘s veröffentlichten Case-Shiller-Hauspreis-Index hervor. Damit fielen die Hauspreise mit dem größten Tempo seit Erhebung des Indikators. Der Konsens sieht einen Rückgang von 16 Prozent vor. Im vorangegangenen Monat fielen die Hauspreise um 15,9 Prozent.
Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) steigt an der New Yorker Terminbörse Nymex um 4,51 Dollar auf einen Schlusstand von 100,81 Dollar. Nach dem gestrigen größten Kurssturz in sieben Jahren erholt sich der Ölpreis, nachdem Marktteilnehmer mit einer Verabschiedung des Rettungspakets in einer möglicherweise leicht abgeänderten Form Ende dieser Woche rechnen. Rohstoffexpertin Sarah Emerson geht davon aus, dass der Ölpreis auch bei einer erfolgreichen Verabschiedung des Rettungspakets die alten Höchststände im Bereich von 150 Dollar in naher Zukunft nicht sehen wird. Der Preis für die Feinunze Gold fällt um 16,10 Dollar und notiert zum Handelsschluss bei 878,20 Dollar. Händler führen den Preisrückgang des Edelmetall auf die heutige Dollarstärke und der freundlichen Stimmung an den Aktienmärkten zurück.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte beendet den Handel mit einem Plus von 4,68 Prozent auf 10850 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 gewinnt 5,27 Prozent auf 1164 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legt um 4,97 Prozent auf 2082 Punkte zu. Sieger im Dow ist die Aktie der Citigroup mit einem Plus von 15,54 Prozent auf 20,51 Dollar. Bei den Techs überzeugt Akamai Technologies mit einem Plus von 17,20 Prozent auf 17,44 Dollar. An der New York Stock Exchange wechselten 1,62 Milliarden Aktien den Besitzer. 2560 Werte legten zu, 610 gaben nach. An der Nasdaq gab es bei Umsätzen von 2,36 Milliarden Aktien 1763 Gewinner und 1002 Verlierer.
Analysten positiv zu Research In Motion Das Investmenthaus JMP Securities erhöht sein Rating für die Aktie des Smartphone-Herstellers Research In Motion von Market Perform auf Market Outperform mit Kursziel 80 Dollar. Gemäß den Finanzexperten bietet der jüngste Ausverkauf der Aktie eine attraktive Gelegenheit, eine Qualitätsaktie zu einem Diskontpreis einzusammeln. Die Kollegen von Global Crown Capital bestätigen ihr Outperform Rating, reduzieren jedoch ihr Kursziel von 225 Dollar auf 125 Dollar. Die Aktie klettert um 10,64 Prozent auf 68,30 Dollar.
US-Wirtschaft dürfte laut Experten in Q3 in Rezession schlittern Die US-Wirtschaft dürfte in ihre längste Rezession seit 25 Jahren schlittern, falls die Einführung des von Finanzminister Henry Paulson präsentierten Plans zur Rettung des Finanzsektors endgültig scheitert. Diese Ansicht vertreten die Analysten Joseph Lavorgna von Deutsche Bank Securities und David Greenlaw von Morgan Stanley. Es habe den Anschein, dass die US-Wirtschaft im dritten Quartal infolge der Kreditkrise und der Ausgabenkürzungen durch die Konsumenten eine Schrumpfung erleiden wird. Dies entspreche der ersten Kontraktion in einem dritten Quartal seit 1991. Es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die schrumpfende Entwicklung in den kommenden beiden Quartalen ihren Fortgang nimmt. Damit würde die Wirtschaft in die längste Rezession seit 1981-1982 schlittern. Neben der Verschärfung der Kreditkrise verstärke der Absturz der Aktienkurse den Trend nach unten.
Wells Fargo: Kursziel erhöht Das Investmenthaus Baird erhöht sein Rating für die US-Geschäftsbank Wells Fargo von Underperform auf Neutral. Das Kursziel wird von 25 Dollar auf 35 Dollar angehoben. Den Finanzexperten zufolge werde Wells Fargo als einer der Gewinner aus der aktuellen Finanzkrise hervorgehen. Im Vergleich zu vielen Konkurrenten verfügt das US-Finanzinstitut über eine robuste Kapitaldecke, was die Türe für neue, attraktive Geschäftsfelder öffnet. Das Analystenhaus rechnet für Well Fargo für die kommenden Jahre mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Die Aktie gewinnt 12,87 Prozent auf 37,53 Dollar.
Analyst positiv für US-Ingenieurkonzern Das Investmenthaus DA Davidson erhöht sein Rating für den Ingenieurkonzern Fluor Corporation von Neutral auf Buy. Das Analystenhaus sieht nach der Kurshalbierung seit Mai dieses Jahres eine attraktive Einstiegsgelegenheit. Die Analysten führen den Kursrutsch auf Bedenken der Anleger zurück, dass sich die durch die schwache Konjunkturlage bedingte, nachlassende Investitionsbereitschaft der Unternehmen negativ auf die Gewinnentwicklung des Unternehmens auswirkt. Das Unternehmen ist spezialisiert, Bauprojekte anderer Unternehmen zu planen und umzusetzen, die Kunden kommen hauptsächlich aus dem Bereich Energie und Infrastruktur. Die Finanzexperten halten die Bedenken für unbegründet. Die größten Kunden des Unternehmens kommen aus der Energiebranche und bei einem Ölpreis über 70 Dollar ist bei den Energieunternehmen mit keinem Rückgang ihrer Investitionstätigkeiten zu rechnen. Das Investmenthaus Stifel Nicolaus stuft die Aktie ebenfalls mit Buy Rating und Kursziel 83 Dollar ein. Die Aktie gewinnt 14,33 Prozent auf 55,70 Dollar.
Intel mit Kauf-Empfehlung Analyst Auguste P. Richard vom Investmenthaus Piper Jaffray erhöht sein Rating für die Aktie des weltgrößten Halbleiterherstellers Intel von Neutral auf Buy mit Kursziel 22 Dollar. Während auch der Chipriese nicht immun gegen die Folgen einer konjunkturellen Abkühlung ist, so bezeichnet der Finanzexperte die Aktie aufgrund der vorherrschenden Marktstellung und der robusten Kapitaldecke als „solides und gesundes“ Investment. Analyst Auguste P. Richard geht davon aus, dass Intel seine konservativen Prognosen für das dritte und vierte Quartal erreichen wird. Weiter rechnet der Analyst damit, dass Intel’s neuer Chip mit dem Namen „Atom“ die Chipbranche revolutionieren wird. Der neue Wunderprozessor verbraucht deutlich weniger Strom als bisherige PC- und Mobilprozessoren und ist zusätzlich sehr preiswert. Die Aktie legt um 8,45 Prozent auf 18,73 Dollar zu. ----------- Nothing right in my left brain, nothing left in my right brain! ;-) |