Die Rahmenbedingungen sind derzeit einfach schlecht mit den sau hohen Seefrachtkosten (6mal höher wie noch vor Corona) und den Rohstoffpreisen auf Rekordhöhen. Aufgrund dieses äußerst schwachen Marktumfeldes ist die 2022er Guidance von Nordex überraschend gut. Finde ich jedenfalls.
- Jahreszahlen wie erwartet schlecht - Cash Flows jedoch recht ordentlich - Umsatzguidance 2022 sehr stark - EBITA Margen Guidance 2022 wie erwartet schwach - in Q4 ist der Turbinenpreis um 6% gestiegen
Da Nordex schon vor 2 Wochen Eckdaten (Umsatz, EBITA Marge) veröffentlicht hat waren die schlechten 2021er Zahlen keine negative Überraschung mehr. Ganz neu ist aber die Guidance. Nordex prognostiziert einen ganz starken Umsatz für dieses Jahr mit 5,4 bis 6,0 Mrd. € (die Schätzungen lagen bei 5,1 Mrd. € - meine Schätzung lag bei 5,2 bis 5,3 Mrd. €). Die EBITA Margenguidance für dieses Jahr gibt Nordex zwischen 1 bis 3,5% an. Ein Umsatz von um die 5,7 Mrd. € und eine EBITA Marge von 3% würde in etwa der Break Even auf Nettogewinnbasis sein.
Die Umsatzguidance mit bis zu 6 Mrd. € impliziert, dass in den kommenden Wochen noch einiges an Auftragseingang zu erwarten ist bei dem Turbinen Auftragsbestand von 6,1 Mrd. €. In diesen 6,2 Mrd. € sind ja auch schon rd. 2,4 GW an Aufträge für 2023 drin (u.a. Australien: rd. 700 MW, Brasilien: rd. 600 MW, Finnland: 498 MW). Zudem erwähnt Nordex ohnehin, dass man von einer weiteren guten Nachfrage ausgeht.
Umsatz und Installationen mit 5,44 Mrd. € bzw. 6,68 GW waren ganz stark. Durch die hohen Kosten bei Schiffstransporten und Rohmaterial wie auch Lieferkettenprobleme gab es ganz schwache Gewinnmargen. Die Bruttomarge mit 15,2% war noch sehr ordentlich (Q4: 10,1%). Bei der Bruttomarge kann man den Effekt bei der Installationszunahme der Delta4000er Reihe noch recht gut erkennen. Die Materialaufwendungsquote lag bei 83,6% (2020: 87,4%). Das Zurückgehen der Materialaufwendungsquote hatte natürlich einen positiven Effekt auf die Bruttomarge und kommt von der Zunahme der margenstärkeren Delta4000er Reihe . Negativer Effekt bei der Bruttomarge waren natürlich die deutlich gestiegenen Rohstoffkosten. Die EBITA-Marge mit 1% litt aber sehr deutlich unter den hohen Seefrachtskosten und den Lieferkettenprobleme. Dazu wurden noch Rückstellungen gebildet für einen "Projektschaden". Dabei wird es wohl um den Mühlencrash in Haltern gehen. Sind ja deshalb immer noch 19 schon betriebsbereite N149 Turbinen in Deutschland angehalten. Das EBITA lag nur noch bei 52,7 Mio. €. Minus 47% gg. 2020. Letztendlich gab es in 2021 einen satten Nettoverlust von 230 Mio. € (2020: 130 Mio. €) bzw. ein negatves EPS von 1,68 € (2020: - 1,21 €).
Die Cash Flow Entwicklung war im Vergleich zu den GuV Zahlen mit einem Nettoverlust von 230 Mio. € recht ordentlich.Der operative Cash Flow betrug gute 127 Mio. € und der Free Cash Flow lag "nur" bei Minus 25 Mio. €. Der Grund für die doch recht ordentliche Cash Flow Entwicklung in diesem äußerst schwierigen Marktumfeld lag großteils an der deutlichen Senkung der Working Capital Quote von Minus 6% auf Minus 10%.
Dass der Auftragseingang sehr erfreulich war war schon länger bekannt. Turbinen Ausftragseingang mit 5,68 Mrd. € (2020: 4,22 Mrd. €) war absoluter Rekordaufragseingang. Sehr postiv ist, dass der Turbinenpreis pro MW in Q4 von 0,70 Mio. € auf 0,74 Mio. € gg. Q3 dann doch deutlich gestiegen ist und das trotz dem hervorragender Q4 Auftragseingang von 3,3 GW. Also Nordex kann höhere ASP Preise ganz klar durchsetzen. Im Gesamtjahr 2021 konnte der Turbinenpreis pro MW um 3% auf 0,72 Mio. € gesteigert werden und der Preis pro Turbine um 9,5% auf 3,47 Mio. €.
Die Bilanzahlen sind nach wie vor sehr ordentlich. Nordex hat einen Nettocash von 424 Mio. €, eine Liquidität von 784 Mio. € und eine Eigenkapitalquote von 25,9%. Von dem her sieht es also richtig gut aus. Kommt natürlich großteils von der hohen Kapitalerhöhung im letzten Sommer, die aber dafür gesorgt hat, dass Nordex finanziell bestens ausgestattet ist und irgendwann wird sich dieses äußerst schwierige Marktumfeld auch mal wieder auflösen.
2021er Nordex Zahlen im Überblick:
Umsatz: 5,44 Mrd. € (+ 17% gg. 2020) --- Installationen: 6,68 GW (+ 20% gg. 2020) --- Umsatz Service: 468 Mio. € (+ 7% gg. 2020) -- Bruttomarge: 15,2% (2021: 11,8%) EBITA: 52,7 Mio. € (2021: 94,0 Mio. €) --- EBITA-Marge: 1,0% (2021: 2,0%) EBIT: - 107 Mio. € (2021: - 62 Mio. €) Nettoverlust: 230 Mio. € (2021: 130 Mio. €) EPS: - 1,68 € (2021: - 1,21 €) -------------------------------------------------- Free Cash Flow: - 25 Mio. € (2020: - 120 Mio. €) operativer Cash Flow: 127 Mio. € (2020: - 352 Mio. €) -------------------------------------------------- Umsatz Service: 468 Mio. € (+ 8,6% gg. 2020) -- EBIT-Marge Service: 16,6% ( 2020: 15,8%) ----------------------------------------------- Top 6 Länder nach Installationen 2021:
1. USA 1.512 MW 2. Türkei 794 MW 3. Schweden 726 MW 4. Norwegen 451 MW 5. Deutschland 430 MW 6. Südafrika 390 MW
Top 6 Umsatzmärkte 2021:
1. USA 1,02 Mrd. € 2. Deutschland 548 Mio. € 3. Türkei 442 Mio. € 4. Schweden 389 Mio. € 5. Frankreich 353 Mio. € 6. Spanien 333 Mio. € -------------------------------------------------- Installationen: 1.619 Mühlen (2020: 1.533 Mühlen) Installationen: 6.679 MW (2020: 5.546 MW) -- Durchschnitt Turbine: 4,13 MW (2020: 3,62 MW) Produktion: 1.480 Gondeln (2020: 1.488 Gondeln) Produktion: 6.686 MW (2020: 5.786 MW) -- Durchschnitt Turbine: 4,52 MW (2020: 3,89 MW) -- Rotorblätter Eigenproduktion: 1.680 Einheiten (2020: 1.545) -- Rotorblätter Zukauf: 2.822 Einheiten (2020: 2.816) Ratio Rotorblätter Eigenprod.: 37% (2020: 35%) Produktion Turbinenreihen: -- 1.129 Turbinen Delta4000 -- 331 Turbinen Gama und Delta 3000 -- 20 Turbinen Acciona -------------------------------------------------- Auftragsbestand Turbinen: 6,18 Mrd. € (2020: 5,14 Mrd. €) Auftragsbestand Service: 3.04 Mrd. € (2020: 2,82 Mrd. €) ------------------------------------------------ Auftragseingang: 5,68 Mrd. € (2020: 4,22 Mrd. €) - davon 83% von der Delta4000 Reihe (2020: 81%) Auftragseingang Preis pro MW: 0,72 Mio. € (2020: 0,70 Mio. €) Auftragseingang Preis pro Turbine: 3,47 Mio. € (2020: 3,17 Mio. €) -------------------------------------------------- Bilanzsumme: 4,1 Mrd. € (2020: 4,4 Mrd. €) Liquidität: 784 Mio. € (2020: 778 Mio. €) Eigenkapital: 1,06 Mrd. € (2020: 774 Mio. €) Eigenkapitalquote: 25,9% (2020: 17,5%) Nettoliquidität: 424 Mio. € (2020: - 41 Mio. €)
Link zum Geschäftsbericht 2021:
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Link zur Präsentation:
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