Die Kritik an der Rechnungs-Legung der U.S.-Banken, die kürzlich Quartals-Gewinne in Höhe mehrerer Milliarden US-Dollar bilanzierten, hat heute mit dem Bericht von Morgan Stanley ein Ende gefunden. Auch Morgan Stanley leidet, wie Goldman Sachs, am Einbruch des klassischen Investment-Banking-Geschäfts. Aber Goldman Sachs ebenso wie JP Morgan haben im Eigenhandel, sprich Spekulation auf den Finanz-Märkten, erhebliche Gewinne einfahren können. Darauf konnte Morgan Stanley wohl nicht zurückgreifen, so dass sie einen Verlust von $197 M bei einem um 62 Prozent reduzierten Umsatz von $3 Mrd ausweisen mussten.
Die kürzlich beschlossene Aufweichung der Regeln für die Bilanzierung von "bad assets" haben dazu geführt, dass weitere Abschreibungen, die nach den US-Bilanzierungs-Richtlinien GAAP (General Accepted Accounting Principles) notwendig gewesen wären, nun nicht mehr stattfinden. Die Banken dürfen diese Assets nun bis zu ihrer Fälligkeit in den Büchern halten, ohne die derzeit erzielbaren Marktpreise zu berücksichtigen. In Japan der 90er-Jahre ist man ähnlich vorgegangen und hat damit sogenannte "Zombie-Banken" geschaffen: Die waren zwar offiziell nicht tot, richtig gelebt haben sie aber auch nicht mehr. Dies führt in dem derzeitigen Klima der Asset-Preis-Deflation zu einer künstlichen Höherbewertung dieser Assets, so dass die Banken hier keine weiteren Abschreibungs-Verluste bilanzieren müssen.
Die FED bilanziert ähnlich, ohne Berücksichtigung der aktuellen Marktpreise der Assets. Deshalb haben die Swap-Operationen der FED mit den Banken, wo praktisch wertlose Assets der Banken mit U.S.-Staatsanleihen im Besitz der FED temporär getauscht wurden, auch zu einer Stabilisierung des Banken-Sektors geführt. Nach der Devise: Was ich selbst z.Zt. nicht in den Büchern habe, das muss ich auch nicht abschreiben.
Eine weitere Manipulations-Quelle der Banken sind die eigenen Schuld-Verschreibungen. Dadurch, dass Banken wie die Citi Group ein hohes Ausfall-Risiko haben, werden die von der Citi Group gegebenen Schuld-Verschreibungen ("Bonds") am Zweit-Markt nicht mit 100 Prozent ihres Wertes gehandelt. Beispielsweise würde eine Anleihe von $100 M Nennwert am Zweit-Markt nur $90 M erzielen, weil die Investoren am Bond-Markt ein gewisses Ausfall-Risiko dieser Anleihe einpreisen. Nun könnte Citi ihre eigenen Schuld-Verschreibungen am Zweitmarkt aufkaufen und müsste dafür nur $90 M (anstelle von $100 M zum Fälligkeits-Zeitpunkt) zurückzahlen. Dadurch würde Citi einen Buchgewinn von $10 M erwirtschaften, weil die eigene Anleihe in den Büchern mit $100 M steht, aber mit der Zahlung von $90 M vollständig getilgt werden kann. Gegen eine solche Vorgehensweise ich meines Erachtens nichts einzuwenden. Kritisch wird es allerdings, wenn die Citi Group nun die $10 M trotzdem als Gewinn verbuchen würde, obwohl sie ihre Anleihe gar nicht zurückkaufen kann. Mit diesem Trick kann man also pseudo-Gewinne "erwirtschaften". Paradoxerweise sind diese Gewinne umso höher, je schlechter die Bank an den Bond-Märkten bewertet wird.
Diese Trickserei bei den Banken-Bilanzen scheint nun auch den Markt-Teilnehmern klar geworden zu sein. Und dass über den Versicherungs-Zombie AIG fast $100 Mrd vom Steuerzahler (via FED- bzw. Treasury-Stützungszahlungen an AIG) an die grössten Banken für Derivate-Geschäfte verteilt wurden, war auch ein einmaliger, aber grosser Schluck aus der Pulle für Goldman Sachs, die Deutsche Bank und andere. Die nächsten grossen Verlustbringer für die Banken warten schon: Ausfälle von Kreditkarten-Schulden, Verfall der Preise von "commercial properties", Zahlungsausfälle bei Hypotheken durch Arbeitslosigkeit usw usw … So wird die U.S.-Regierung wohl die AIG als Blutbank für den Banken-Sektor aufrechterhalten müssen. Hier können nämlich Gelder permanent vom Staat (also letztlich den Steuerzahlern) zu den Banken verschoben werden. Die Banken versichern ihre schlechten Assets bei AIG gegen Ausfall, der Ausfall tritt ein und AIG muss an die Banken zahlen. Ein perpetuum mobile für die Wall Street Banken.
Dass die Staaten im Allgemeinen und der Steuerzahler im Besonderen die Leittragenden dieser Entwicklung sind, kann man z.Zt. gut am Beispiel von Grossbritannien verfolgen. Ende März 2009 ging das letzte Budget-Jahr zuende, und es wurde ein Defizit von GBP 90 Mrd (EUR 100 Mrd) erzielt. Das ist eine Verdreifachung gegenüber dem letzten Haushalts-Jahr. Für dieses Haushalts-Jahr wird ein Defizit von GBP 175 Mrd (EUR 200 Mrd) erwartet, in etwa 12 Prozent des Bruttoinlands-Produkts von Grossbritannien. Und dabei wird noch optimistisch angenommen, dass die Wirtschaft nur um 3,5 Prozent einbricht. Allein im März dieses Jahres wurde ein Defizit von GBP 19,1 Mrd (EUR 21,4 Mrd) erzielt.
Diese inflationäre Ausweitung der Staatsverschuldung sollte eigentlich für einen steigenden Gold-Preis sorgen. Denn dieses Geld kommt nicht von den Investoren, sondern wird über verschiedene Wege durch die (elektronische) Gelddruck-Maschine erzeugt. Die offensichtlichste Methode ist der Aufkauf der eigenen Staats-Anleihen durch die jeweilige Zentralbank. Diese Methode des "quantitative easings" setzten z.Zt. die FED, die Bank of England und die Bank of Japan ein. Trotzdem sind die offiziell verkündeten Zahlen noch niedrig gegenüber dem wirklichen Bedarf der Staaten. So halten in den U.S.A. die Primary Dealer Banken einen erheblichen Anteil der neu verkauften Treasuries - sie sind durch ihren Primary Dealer Status sogar verpflichtet, Angebote bei einer Auktion des Schatzamtes abzugeben. Die dritte und wahrscheinlich umfangreichste Finanzierung des Staatsdefizits erfolgt über die sogenannten Devisen-Reserven der Zentralbanken. So kauft die EZB z.B. U.S.-Staatsanleihen auf und nimmt sie zur ihren Devisen-Reserven. Die anderen Zentralbanken kaufen wiederum die Staatsanleihen anderer Länder auf und nehmen die Titel zu ihren Devisen-Reserven. Um den Umfang dieser globalen Monetarisierung zu verschleiern, treten Hedge Fonds mit Sitz in den verhassten Steueroasen als Käufer der Staatsanleihen auf. In der Statistik der Schatzämter werden diese Käufe als institutionelle Investoren ausgewiesen - in Wirklichkeit stecken die Zentralbanken dahinter. Nicht ohne Grund sind Investorenansässig in der Karibik und in Luxemburg die grössten Aufkäufer der U.S.-Staatsanleihen.
Einzig und allein die Regierungen nebst Zentralbanken mit ihren immer noch vorhandenen Gold-Reserven sorgen dafür, dass der Gold-Preis nicht ausbricht. Die gestrige Drückung von Gold im New Yorker Derivate-Handel führte heute früh zu leicht steigenden Notierungen an den asiatischen Märkten. Diese Entwicklung setzte sich im Laufe des Vormittags in Londoner Handel fort, ohne dass allerdings Gold weiter zulegen konnte. Mit $885,00 (EUR 684,03) zum A.M. Fix musste Gold auf 24-Stundenbasis $4 abgeben.
Zur Eröfnung der COMEX stieg Gold bis auf $890 an, konnte diese Marke aber nicht erreichen und bröckelte zum Ende des Londoner Handels wieder ab. Der P.M. Fix wurde mit $886,00 (EUR 680,81) um $3 niedriger als zum gestrigen P.M. Fix festgestellt. Zum Ende des Handels an der COMEX konnte Gold dann doch noch die $890er-Marke nach oben durchbrechen und ging mit $892 aus dem Markt.
Die Ankündigung von General Motors (GM), die Bond-Zahlungen i.H.v. $1 Mrd zum 1. Juni nicht leisten zu wollen, hat den Aktien-Markt in der letzten Handels-Stunde noch nach unten umdrehen lassen. Damit sind die GM-Bonds nun im "default" Status (Standard&Poor "D"). Die nächsten Tage und Wochen werden wir feststellen, welche Derivate auf Schulden von GM nun zur Zahlung fällig werden. Dieses Ereignis kann die Finanz-Dominokette nun wieder an anderer Stelle in Gang setzen.
Gold will nach oben ausbrechen, man lässt es immer noch nicht. Zu gross ist die Angst der Herrschenden, dass die Investoren ihr Geld fluchtweise in Gold umschichten. Denn wer in Gold investiert, ist im Prinzip "Short" in "Big Government" nebst ihren Zentralbank-Gehilfen. Erst wenn das letzte Zentralbank-Gold verkauft ist, wird das Volk merken, dass die Regierenden nackt wie der Kaiser, frei nach Hans Christian Andersens Märchen "Des Kaisers neue Kleider", sind. Dann kann uns selbst Rambo Peer nicht mehr die massiven Gewinne aus unseren Gold-Investments streitig machen. Im besten Fall kann er sich wie Saddam Hussein in einer Erdhöhle verkriechen.
http://www.hartgeld.com/Ziemanns-gold-news.htm (Erlaubnis zur Veröffentlichung liegt vor!) ----------- "An der Börse sind 2 + 2 nicht 4, sondern 5 - 1 !" "An der Börse kann man 1.000 % Gewinn erzielen, aber nur 100% Verlust!" |