...Einschätzung zu TCM von chartex aus WO:
Ein User hat per BM gefragt, wie ich die Lage bei TCM nach wie vor positiv sehe, auch im Hinblick auf die Short-Zahlen. Da meine Antwort darauf evtl. auch andere User interessieren könnte, stelle ich meine Antwort hier auch als Posting ein:
Hallo xxx,
meine Einschätzung ist unverändert und absolut positiv. Die Short-Zahlen erstaunen mich zwar immer mehr, je höher sie werden, sind für mich aber alles andere als ein Grund zur Beunruhigung. Eher im Gegenteil bekomme ich schon bald Mitleid mit den "armen" Shorties, die irgendwann bei (nach meiner Auffassung) steigenden Kursen eindecken müssen.
Angenommen es ist ein Großer short und zusätzlich viele Kleine, dann wehe den Kleinen, wenn der Große anfängt Millionen von Aktien zu kaufen um glatt zu stellen.
Angenommen es sind mehrere Große short, dann wehe allen anderen (Kleine wie Große), wenn der erste beginnt bei steigenden Kursen im großen Stil zu kaufen.
Diese Zahl von 6,5 Mio Aktien kann nicht mal so eben nebenbei gekauft werden. Das ist der komplette Umsatz von 9-10 Handelstagen bei dem derzeitigen Volumen.
Wer shortet, der geht von Haus aus ein größeres Risiko ein als ein Anleger, der long ist. Grundsätzlich kann er das Risiko jedoch durch einen Stop-Buy in sinnvollen Grenzen halten, wenn es sich um eine überschaubare Anzahl von Aktien handelt.
Wer jedoch eine Aktie shortet, bei welcher bereits große Short-Bestände vorhanden sind, der lässt sich auf ein kaum noch kalkulierbares Risiko ein. Sobald der erste Größere bei steigenden Kursen die Nerven verliert und beginnt einzudecken, wird es für alle anderen höchste Eisenbahn, das gleiche zu tun. Und wenn sehr viele versuchen zur gleichen Zeit eine Aktie zu kaufen, dann kommt es zu diesen Kaufpaniken, die bei TCM in den vergangenen Wochen einige Male direkt nach Eröffnung in Toronto zu sehen waren.
Wer jedoch eine Aktie shortet, bei der bereits der riesige Anteil von fast 6% der ausgegebenen Aktien short ist, der ist in meinen Augen am Rande der Unzurechnungsfähigkeit und in großer Gefahr, finanziellen Selbstmord zu betreiben. Wenn der Kurs deutlich zu steigen beginnt (und bei TCM spricht nach der fundamentalen- und der Nachrichten-Lage alles dafür), dann muss es ein Blutbad unter der Shorties geben, sobald der erste die Nerven verliert, wenn auf die Schnelle 6,5 Mio Aktien gekauft werden müssen.
Vor längerer Zeit habe ich ein Buch gelesen (Jim Cramer (in USA so eine Art Aktien-Guru im positiven Sinne) - Real Money) und ich habe es mir aus aktuellem Anlass mal wieder hergesucht. Der Author, früher ein erfolgreicher Hedgefonds-Manager, beschreibt darin, wie er aufgrund eines Gerüchtes die Aktie eines Unternehmens bei steigendem Kurs immer weiter shortete. Irgendwann war er so tief darin verstrickt, dass er, um die inzwischen exorbitanten Buchverluste nicht realisieren zu müssen, bei immer noch steigendem Kurs immer weiter shortete, gegen alle Vernunft, bis die Hälfte seines Fondsvermögens in diesem einzigen Short steckte. Schließlich musste er die Notbremse ziehen und mit riesigen Verlusten glattstellen (der größte Verlust seiner Karriere, wie er schreibt). So einen Fehlschlag, der kein gutes Licht auf die eigene Urteilsfähigkeit wirft, den erfindet man nicht einfach so. Ich gehe also davon aus, dass der geschilderte Vorgang sich tatsächlich in etwa so abgespielt hat. Dass das Gerücht sich später als richtig heraus stellte, ist in diesem Zusammenhang unwichtig. Mit diesem Beispiel will ich nur zeigen, dass Hedgefonds auch gegen alle Vernunft handeln können.
Recht behalten könnten die Shorties bei TCM nach meiner Auffassung allenfalls, wenn es zu einem sehr scharfen Einbruch des Gesamtmarktes kommen sollte. Der Gleichlauf des TCM-Kurses mit dem Dow war zwar seit vielen Monaten schon zu erahnen, ist in den letzten Wochen aber mehr als auffällig geworden. Einer der Nachteile, den ein Blue Chip häufig hat, sich nicht mehr so leicht vom Geschehen des Gesamt-Marktes abkoppeln zu können. Dafür ist die Gefahr von stärkeren Kurseinbrüchen in nachrichtenlosen Zeiten, wie es bei Explorern üblich ist, praktisch vollkommen verschwunden. Oder wie würde ein Explorer reagieren, wenn in einer nachrichtenlosen Zeit der Shortbestand immer weiter ansteigt? Insofern sind wir bei TCM richtig gut dran. Zum Stichtag der Shortzahlen, also dem 15.6. stand der Kurs gerade mal 2,7% unter Allzeithoch. In meinen Augen ein Zeichen enormer Stärke.
Viele Grüsse
chartex |