Erinnern Sie sich an die Internetwerte des Neuen Marktes? Groß waren die Erwartungen und noch größer die Enttäuschungen. Ein Manager, der in Windeseile aus dem Desaster gelernt hatte, war Ralph Dommermuth – CEO bei United Internet (WKN 508903). Bei einem Schuldenstand von 90 Mio. Euro – wir schreiben das Jahr 2001 – steuert er konsequent um und wirft alles über Bord, was auf absehbare Zeit kein Geld einträgt. Übrig geblieben sind: das Segment Produkte mit Marken wie GMX oder WEB.DE sowie das ungleich kleinere Segment Online-Marketing mit Töchtern wie AdLink, affilinet oder Sedo. Nun fädelt Dommermuth den nächsten Deal ein: United Internet erwirbt zwanzig Prozent an Versatel, seines Zeichens drittgrößter deutscher Telekommunikationsanbieter. Damit verknüpft: die Option für den Zugriff auf ein DSLNetz, das ein Viertel aller deutschen Haushalte erreicht. Fundamentales: United Internet wächst in allen Bereichen. Der Umsatz stieg in den vergangenen Jahren mit hoher zweistelliger Rate und das Ergebnis jeweils überproportional. Im soeben bilanzierten dritten Quartal erreicht der einstige Webpionier aus dem Westerwald mit 7,07 Millionen bezahlten Kundenverträgen (davon 2,54 Millionen DSL-Kunden) einen um 27 Prozent auf fast 1,1 Mrd. Euro gesteigerten Umsatz. Das Vorsteuer-Ergebnis kletterte um 30 Prozent auf 182 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote liegt bequem bei mehr als 40 Prozent, die Marge bei ausbaufähigen 16 Prozent. Wertung: United Internet ist in vielen Bereichen Marktführer. Nur ein Teilbereich ist mit Blick auf die zunehmende Konkurrenz und die erreichte Marktsättigung inzwischen ein Auslaufmodell: der Wiederverkauf von DSL-Anschlüssen. United Internet rüstet sich daher mit dem strategischen Engagement bei Versatel. Erhöht Dommermuth die Beteiligung weiter und macht Versatel- Großaktionär Apax dessen 38-Prozent-Anteil abspenstig, erhält er Zugriff auf eines der größten Breitbandnetze in Deutschland. Er könnte ein Viertel aller DSL-Kunden Kosten senkend auf das dann eigene Netz umschalten und mit der so erreichten weiteren Unabhängigkeit von der Telekom die Marge deutlich heben. Vorerst hat Dommermuth jedoch nur einen Fuß in der Tür, um der Telekom auch im Leitungsnetz echte Konkurrenz zu machen. Analysten sehen den Gewinn im Konsens weiter steigen. Sie erwarten für 2008 ein Ergebnis je Aktie von 0,86 Euro. Das bedeutet: Sie als Anleger bekommen die Aktie derzeit zu einem KGV von rund 19 – eine im Vergleich zu den vergangenen Jahren niedrige Bewertung Fazit: United Internet bietet Anlegern derzeit die Möglichkeit, sich günstiger als noch in den Vorjahren in einen stark wachsenden Internetwert einzukaufen. Anlegern, die etwas Spekulationskapital einsetzen, bietet das Papier eine attraktive Teilhabe an der deutschen Internetbranche. Dabei passt es gut, dass Dommermuth auch mit eigenem Kapital dabei ist. Seine Beteiligung an United Internet wiegt stolze 35 Prozent |