Alleine mit dem Projektgeschäft und Conergy macht ja eh nur rd. 50% eines Solarkraftwerkes wird Conergy nicht übeleben können. Dazu sind die Margen viel zu gering im reinen EPC-Geschäft bzw. im Bau von Solarkraftwerken. Das gute Geld im Projektgeschäft wird nämlich in der Vorprojektierung verdient (z.B. Landsicherung, behördliche Genehmigungen, Aushandeln von Stromabnahmeverträge mit Energieversorger) und mit der Solarkraftwerksfinanzierung (Eigenkapitalgeber und Fremdkapitalgeber). Jedoch hat Conergy in den letzten Monaten keinen einzigen Projektaufttrag gemeldet in dem man die Vorprojektierung gemacht hat und/oder die Solarkraftwerksfinanzierung auf die Beine gestellt hat. Die Thailandaufträge sind allesamt reine EPC-Aufträge, die im Auftrag gebaut werden. Da lässt sich nicht allzu viel verdienen. Genau deshalb ist ja auch Siemens komplett aus dem Solarprojektgeschäft ausgestiegen.
Man braucht sich doch nur mal Phoenix Solar anschauen. Die haben in ihrem Solarprojektgeschäft ein ganz ähnliches Projektgeschäft wie Conergy und Phoenix Solar wird an der Börse gerade mal mit 10 Mio. € bewertet !! Auch die Größenordnungen im Projektgeschäft von um die 100 MW im Jahr sind sehr ähnlich zwischen beiden Unternehmen. Will damit nur sagen, für die Börse ist das reine EPC-Solarprojektgeschäft wie es Phoenix Solar oder Conergy betreiben eigentlich uninteressant, zumal ja die Konkurrenz dort riesig ist und die Gewinnaussichten doch sehr überschaubar sind. Eine SAG Solarstrom wird aktuell mit 37 Mio. € bewertet, aber die ziehen das Solarprojektgeschäft auch von A bis O durch und haben noch zusätzlich eine hochprofitable Tochter meteocontrol GmbH, die Fernüberwachungen von Solarkraftwerken übernimmt mit einem intelligenten Monitoring-System, das kontinuierlich über die Effizienz Ihrer Anlage informiert. Aktuell überwacht die SAG Solarstromtocher meteocontrol über 26.000 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von über 5 GW. First Solar ist gerade dabei meteocontrol zu kopieren in den USA.
Alleine in den USA tummeln sich über 100 Solarprojektierer rum und es werden von Tag zu Tag mehr. Die Markteintrittsbarrierien sind gering im Solarkraftwerksbau. Die China-Solaris sind mittlerweile fast alle selbst ins Projektgeschäft eingestiegen. Eine Jinko Solar hat im letzten Jahr aus dem Stand heraus 150 MW an eigenen Solarprojekten umgesetzt.
Projektaufträge hin oder her, damit wird Conergy auf mittel- bis längerfristige Sicht nicht überleben können bei dieser geringen Liquidität und Rücklagen hat Conergy eh keine. Conergy wird Geld brauchen um ihr Projektgeschäft richtig auszubauen zu können. Vor allem in der Tiefe. Nicht vom Volumen nach, sondern dass man auch selbst in Vorleistung gehen kann bei der Vorprojektierung und auch beim temporären Einbringen von Eigenkapital in das projektierte Solarkraftwerk. So lange das bei Conergy nicht zu sehen ist, so lange bringen große Aufträge nicht allzu viel.
Der ganze Conergy-Laden muss ganz gründlich restruktiert werden auf finanzieller Ebene (negatives Eigenkapital, sehr geringe Liquidität, hohe Lieferantenschulden mit 125 Mio. € zu Ende Q3 2012), auf der Holding-Ebene (z.B. viel zu hohe Kosten im Vertrieb und Verwaltung) und auch in der Produktion (mit der alten Frankfurter Modulproduktion ist Conergy gegenüber der Konkurrenz chancenlos und eine größere Entwicklungsabteilung gibt es bei Conergy ohnehin schon lange nicht mehr).
Noch kurz zum Wort Systemanbieter weil der immer mal wieder aus der schubalde geholt wird: 95% aller Solarunternehmen beschreiben sich als Systemanbieter und das ist auch richtig so, denn Solarworld wie auch eine Centrosolar oder eine Solar Fabrik sind Systemabieter wie Conergy halt auch. Das ist jetzt echt kein Allstellungsmerkmal des Katastrophenunternehmens Conergy.
Ich bin ohnehin der Meinung, dass der Kurserlauf der Conergy-Aktie nichts mit der sehr schwierigen, fast katastrophalen fundamentalen Conergy-Lage zu tun hat. Ich bin ja auch nur wegen der Charttechnik dabei seit die 0,30 €-Marke im Januar wieder geknackt wurde. Fundamental gesehen müsste Conergy eigentlich schon längst am Ende sein und ohne den Debt Equity Deal Mitte 2011, wo ja die Conergy-Altaktionäre quasi enteignet wurden, wäre Conergy schon längst von der Bildfläche verschwunden. Das ist einfach so und wer das immer und immer wieder ignoriert, der wird halt zu Recht nur noch belächelt bzw. bemitleidet.
Übrigens hat erst vor zwei Wochen Phoenix Solar in Saudi Arabien das größte Solarkraftwerk mit einer Kapazität von 3,5 MW fertig gestellt !!! In Mekka sollen die Saudi Binladin Group und ACWA Power International ab Juni diesem Jahres 100 MW an Solar umsetzen und das wohl mit CIS-Dünnschichtmodulen der japanischen Solar Frontier, die zu 15% dem saudiarabischen Ölkonzern Saudi Aramco gehört. 35% an Solar Frontier hält übrigens Shell. So viel mal ganz kurz zu Saudi Arabien. Aber träumen darf man dann schon, denn leider gehen solche sinnfreie Conergy-Träume fast immer in die Hose. |