Japankatastrophevon Henrik Voigt Liebe Leserin, lieber Leser, die Ereignisse überschlagen sich in diesen Tagen. Die Lage im japanischen Atomkraftwerk Fukushima dürfte trotz aller Beteuerungen der dortigen Behörden endgültig außer Kontrolle geraten sein. Wenn selbst im entfernten Tokio deutlich erhöhte Strahlenwerte gemessen werden und im Trinkwasser Zäsium nachweisbar ist, dann haben wir es nicht mehr mit einer örtlich begrenzten Havarie zu tun. Über die Evakuierung ganzer Landstriche oder Millionenstädte braucht man gar nicht erst nachzudenken - es ist schlichtweg unmöglich. Taucht bei mir nur noch die Frage auf, warum ein Land, das seit Jahrtausenden mit Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen gelernt hat zu leben, bei seiner Energieversorgung fast ausschließlich auf Atomenergie setzt. Das Land verfügt über 50 Atomkraftwerke - viele davon in Meeresnähe. Mag sein, dass die Technikgläubigkeit der Japaner dazu geführt hat, dass sie geglaubt haben, auch Naturkatastrophen beherrschen zu können. Kein Gebäude lässt sich vollständig naturkatastrophensicher bauen. Das rächt sich nun. Aber es trifft wie immer meist die Falschen. Die Auswirkungen sind größer, als ich noch vor wenigen Tagen angenommen habe. Der Vergleich der jetzigen Ereignisse mit dem Erdbeben, dass 1995 die japanische Millionenstadt Kobe verwüstete, hinkt inzwischen gewaltig. Damals hatten wir keinen Supergau. Allein die Reaktion der japanischen Börsen ist um ein Vielfaches schärfer. Aber das Erstaunliche ist die heftige Reaktion der anderen wichtigen Weltbörsen auf dieses Ereignis, die zeigt, dass wir es wohl mit keinem vorübergehend beherrschbaren und überwiegend japanischen Problem zu tun haben. Der Markt hat immer Recht, auch wenn er möglicherweise kurzfristig manchmal übertreibt. Ich vermag nicht zu sagen, ob er jetzt übertreibt. Das kann zur Stunde Niemand, da Prognosen über die Folgen der japanischen Katastrophe schlichtweg unmöglich sind. Ich weiß nur eines: die charttechnischen Schäden, die wir derzeit in den meisten Indizes sehen, werden den Bullenmarkt bei Aktien und Rohstoffen zumindest für eine geraume Zeit beenden, wenn die Verkäufe auf diesem Niveau weitergehen. Ich werde Ihnen dazu einige Charts in den nächsten Ausgaben zeigen. Mich bringt diese Veränderung der Situation als Trader glücklicherweise nicht ins Schwitzen, da wir unsere Schäfchen im Musterdepot in meinem Börsendienst DAX Profits rechtzeitig ins Trockene gebracht haben, als sich charttechnisches Unheil ankündigte. Aber als arbeitender und denkender Mensch bin ich sehr beunruhigt über die aktuelle Entwicklung, die in ihrer Tragweite für die gesamte Welt noch immer nicht absehbar ist. |