Nervöser Blick auf die Berichte der Banken DruckenVersendenVorherige Seite yiggdeliciouslinkwebnewsdiggwong Banken im Blick
Banken im Blick
30. Januar 2008 Für die deutschen Banken ist die Finanzkrise nicht ausgestanden. Im vierten Quartal stehen den Banken weitere Abschreibungen wegen der amerikanischen Hypothekenkrise ins Haus. Und auch darüber hinaus wird es für die hiesigen Banken ungemütlich. "Der Abschwung in dieser Branche wird sich im Jahr 2008 fortsetzen und bis ins Jahr 2009 hineinreichen", sagt Scott Bugie, leitender Kreditanalyst der Ratingagentur Standard & Poor's.
Alle Blicke richten sich auf Josef Ackermann. Am Donnerstag wird der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank nicht nur seinen sechzigsten Geburtstag feiern, sondern auch die Zahlen des Schlussquartals 2007 präsentieren. Auf dem Spiel steht mehr als nur sein Ruf - der Bankchef hat seit Ende Oktober mehrfach wiederholt, die Bank habe nicht nochmals Abschreibungen zu befürchten.
Wie hoch werden die Abschreibungen sein?
Die übernervösen Aktienmärkte werden hochsensibel auf die Zahlen der in als Leitwolf gesehenen Deutschen Bank reagieren. An Ackermanns Prognose werden zwar immer mehr Zweifel laut. Die meisten Analysten rechnen mit abermaligen Wertberichtigungen. Sofern diese allerdings weitaus geringer sind als die 2,2 Milliarden Euro des dritten Quartals, würde das nicht mehr als negative Überraschung interpretiert.
"Ich erwarte, wenn überhaupt, Abschreibungen im kleinen dreistelligen Millionenbereich", sagt Joachim Müller, Analyst von Cheuvreux. "Wir glauben der Deutschen Bank. Vor Bekanntgabe der Zahlen empfehlen wir die Aktie aber nicht zum Kauf - so weit reicht das Vertrauen in diesen Zeiten nicht mehr." In den vergangenen Monaten hat sich nämlich mancher eine blutige Nase geholt, weil er auf die beschwichtigenden Aussagen von Bankenchefs gesetzt hatte. Analysten wie Müller loben das im Branchenvergleich herausragende Risikomanagement und verweisen auf die starke Kapitalkraft der Deutschen Bank. Blättern Zum Thema
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Doch das ist nur die kurzfristige Sicht. Die Aussichten sind auch für die Deutsche Bank nicht rosig. Analysten der Credit Suisse verweisen auf den starken Schwerpunkt der Bank im Geschäft mit festverzinslichen Produkten. Weil sich die Krise auf immer mehr Segmente des Kreditmarktes ausweite, werden die Erträge der Deutschen Bank unter Druck geraten. Einige Analysten halten das für 2008 ausgelobte Ziel eines Vorsteuerergebnisses von 8,4 Milliarden Euro für hinfällig.
Wie hoch können die Erträge künftig noch ausfallen?
Auch andere deutsche Banken kommen nicht ungeschoren davon. Als erste hatte die Dresdner Bank die Belastungen veröffentlicht. Im vierten Quartal musste sie 900 Millionen Euro auf strukturierte Finanzprodukte abschreiben und operativ einen derben Verlust ausweisen. So schlimm dürfte es für die Commerzbank, die in zwei Wochen ihre Zahlen veröffentlicht, nicht werden. Der designierte Vorstandssprecher Martin Blessing hat bereits angekündigt, dass die Abschreibungen des vierten Quartals unter den 291 Millionen Euro des Vorquartals liegen werden.
Susanne Knips von Dresdner Kleinwort erwartet, dass die Abschreibungen auf das fast 13 Milliarden Euro schwere Portfolio strukturierter Produkte 200 Millionen Euro betragen werden. Der Betrag wäre höher, hätte die Bank im dritten Quartal nicht - nahezu unbemerkt - 170 Millionen Euro Wertberichtigungen in der nicht in der Erfolgsrechnung auftauchenden Neubewertungsreserve versteckt.
Text: F.A.Z., 31.01.2008, Nr. 26 / Seite 23 Bildmaterial: AP, FAZ.NET |