Der Link in # 218 ist sehr interessant, Stöffen. Wenn die Inflation steigt, weil gut verdienende (und möglichst wenig verschuldete) Arbeitnehmer voller Zuversicht ihren Konsum erhöhen und so die Wirtschaft ankurbeln, verlassen Investoren gewöhnlich den sicheren Hafen der Staatsanleihen und schichten in Aktien um, die dann höhere Renditen versprechen. In einem solchen Szenario entsteht Inflation zum einen, weil nachfragebedingt die Preise steigen, und zum anderen, weil die Kurse der Langläufer sinken, was die Zinsen am "lange Ende" teurer macht. Dann werden auch Firmen- und Verbraucher-Kredite sowie Festzins-Hypotheken teurer, die sich an den Langfristzinsen orientieren. Dass genau dies jetzt geschehen soll, versuchen Wall Street, Fed und Co. samt Medien wie WSJ dem unbedarften Beobachter zu suggerieren. Bei einer solchen "gesunden" Inflation durch starkes Wirtschaftswachstum würde natürlich auch die Nachfrage nach Rohstoffen steigen. Der deutliche Anstieg bei den Rohstoffpreisen in den letzten Tagen geht mMn darauf zurück, dass Trader sich mittels ETF darauf einschießen, weil sie den Spin-Doktoren glauben. Bei Street.com hat Rev Shark gestern ausdrücklich den Kauf von UNG (siehe # 214) empfohlen. Dem steht allerdings entgegen, dass die US-Wirtschaft im vorletzten Quartal um annualisiert 6,3 % geschrumpft ist und im letzten um 6,1 %. Das sind die stärksten Rückgänge seit der Großen Depression - und alles andere als das obige Goldilocks-Szenario! In einem solchen Umfeld spricht weitaus mehr dafür, dass Investoren das "Sinkschiff US-Staatsanleihen" verlassen, weil allein nächste Woche weitere 71 Mrd. auf den Markt geworfen werden sollen - und niemand weiß, wie lange dieses Überangebot noch komplett abgesetzt werden kann. Wenn die Kurse von Staatsanleihen fallen, steigt deren Rendite. Entsprechend steigen - wie auch jetzt zu beobachten ist - die Zinsen für Festzins-Hypotheken, die sich am langen Ende der Zinskurve orientieren. Für den immer noch strauchelnden US-Housing-Markt ist das Gift. Genau deshalb will die Fed durch das Quantitative Easing (QE) - den massiven Aufkauf von Staatsanleihen - die Zinsen am langen Ende künstlich tief halten. MMn entsteht der aktuelle Zinsanstieg am langen Ende nicht wegen "gesunder" Inflation, sondern wegen Risikoscheu vor Staatsanleihen und Misstrauen gegenüber den "unkonventionellen - und unerprobten - Fed-Maßnahmen. Man könnte daher von "kranker" Inflation sprechen, die zu einem Staflations-Szenario führen könnte. Der Fed scheinen beim QE langsam die Zügel zu entgleiten. Ihr SOMA-Account ist schon jetzt halb voller US-Schrottanleihen, sie muss daher - wie sie ja auch in der letzten Sitzung implizit kundtat - künftig kürzer treten. Ihr geht sonst schlicht der Mammon aus. Ich hab diese These hier noch einmal ausführlicher gepostet: http://www.ariva.de/...ressante_These_t283343?pnr=5773618#jump5773618
Fazit: Es ist schon ein riesiger Unterschied, ob eine gesunde Wirtschaft Inflation produziert, oder ob anti-deflationäre Maßnahmen der Fed wie QE am Misstrauen des Marktes scheitern. |