Die Rohstoff-Anleger sind im Rohstoffmarkt fast "unter sich". Beim Öl wird knapp 12 Mal so viel in Papieren gehandelt wie physisch (Grafik unten). Folge: Die Preisanstiege z. B. beim Öl kommen allein aus der künstlichen Nachfrage der "Anleger" - ein klassisches Schneeballsystem! In der laufenden Euro-Krise geraten die Rohstoffpreise ins Rutschen. Öl fiel heute morgen unter 70 Dollar, vor zwei Wochen hatte es noch 87 Dollar gekostet. Da es sehr viele "schwache Halter" in den Rohstoffpapieren gibt - Deppen, die sich das Zeug von Bankberatern als Wertanlage haben aufschwatzen lassen - bringt die Abwärtslawine weiteren Abwärtsdruck. Die Lage ist nicht anders wie bei den "Neuer-Markt"-Aktien. Ich rechne ab jetzt mit einem ähnlich starken Ölpreisverfall wie im Herbst 2008. Die aktuelle Öl-Echoblase (Originalblase war 2008) wird in ähnlicher Weise platzen wie 2000 die Technologie/Dot.com-Blase.
FAZ-Artikel zur "Rohstoff-Illusion"
05. Mai 2010 Studie Ist die Rohstoffknappheit nur eine Illusion? Die Rohstoffphantasie dauert an. Glaubt man einer Analyse der Absolute Return Partners, so würde eine Korrektur kaum überraschen. Die Finanzinvestoren dominierten die Nachfrageseite. Sie nähmen nicht mehr am Markt teil, sie seien der Markt.
Nachdem in den vergangenen Monaten an den Terminbörse die Preise vieler Energie- und Rohstoffkontrakte wieder stark gestiegen waren, führten die jüngsten Turbulenzen wenigstens zu einer leichten Korrektur. Am Mittwoch liegt der Preis für ein Fass Öl der Sorte WTI mehr als sieben Prozent unter dem noch vor wenigen Tagen erreichten Mehrmonatshoch.
Glaubt man einer Analyse der Absolute Return Partners in London, so würde eine ausgeprägtere Korrektur bei einer ernsthaften Kontraktion der Liquiditätsversorgung kaum überraschen. Denn sie erklärt, die Rohstoffnachfrage nach Energie- und Rohstoffkontrakten nehme von Seiten der Finanzinvestoren viel stärker zu als von der Realwirtschaft. Außerdem habe China seine Lagerbestände in den vergangenen Monaten stark ausgebaut. Zudem würden viele Privatanleger zum Kauf von Rohstoffprodukten verleitet, obwohl sie die Komplexität ihrer Struktur nicht verstünden.
Nach Zahlen von Barclays Capital seien alleine im vergangenen Jahr die in Rohstoffanlagen investierten Mittel um 26 Prozent auf 257 Milliarden Dollar gestiegen. Anleger versuchten auf diese Weise entweder ihre Portfolios breiter zu diversifizieren, absolute Erträge zu erwirtschaften oder vom Wachstum der Schwellenländer zu profitieren. Anleger, die in den kommenden 12 Monaten in Rohstoffe investieren wollten, würden zu 22 Prozent Indexswaps kaufen, zu 14 Prozent strukturierte Produkte, zu 34 Prozent börsengehandelte Verhikel, zu elf Prozent Fonds und 19 Prozent würden direkt investieren.
Sie hätten diese Absicht, obwohl die Rohstoffmärkte vergleichsweise klein seien. Dieses Problem lasse sich einfach mit einem Blick auf den Ölmarkt veranschaulichen. Dort entspreche die an den Terminmärkten umgesetzte virtuelle Menge knapp dem Zwölffachen dessen, was in der Realwirtschaft benötigt und umgesetzt werde. Da sich Ölpreis und die von passiven Anlageinstrumenten verwalteten Mittel weitgehend parallel entwickelten, läge ein Zusammenhang nahe. Nicht nur bei Energieprodukten sei das Interesse der Anleger sehr groß, sondern auch bei anderen - was sich an den riesigen Summen ablesen lasse, die in Form von außerbörslichen Derivaten entsprechend angelegt würden. Sie nehmen nicht mehr am Markt teil, sie sind der Markt
Chinaphantasie spiele für die Preisentwicklung und das Interesse der Anleger eine maßgebliche Rolle. In diesem Sinne sei es wichtig, auf wirtschafts-, geld- und finanzpolitische Änderungen in China zu achten. Gerade in jüngster Zeit sei es zu restriktiven Maßnahmen gekommen, die einen deutlichen Rückgang der Infrastrukturinvestitionen erwarten lasse. Darauf könnten die Preise von Industriemetalle ebenso sensitiv reagieren, wie auf die riesigen Lagerbestände, die China in den vergangenen Monaten angehäuft habe.
Die Konstruktionsmerkmale vieler Rohstoffanlagen brächten es ferner mit sich, dass ihre Wertentwicklung deutlich von jener der Rohstoffpreise abweiche. Sollten Anleger zu stark enttäuscht werden, könnte das ebenfalls zu einer Verkaufswelle führen oder eine aus anderen Gründen entstehende verstärken.
Angesichts der massiven Engagements der Finanzinvestoren nähmen sie selbst nicht mehr nur an der Entwicklung der Rohstoffmärkte teil, sondern sie prägten maßgeblich die Nachfrage- und Preisentwicklung. Aus diesem Grund sei die Erwartung, absolute und unkorrelierte Erträge erzielen zu können, sehr wahrscheinlich nicht mehr als eine Illusion.
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