Lloyds-Bonds sorgen für Zuversicht Das angeschlagene britische Geldhaus Lloyds könnte schon bald zum Vorbild für die Kapitalbeschaffung der Banken in Zeiten der Finanzkrise werden. Der erste Teil der rekordverdächtigen Kapitalerhöhung ist erfolgreich über die Bühne gegangen. Dabei tauschten die Investoren neun Mrd. Pfund in neues Instrument, das nach der Krise noch eine wichtige Rolle spielen könnte.
LONDON. Das britische Geldhaus Lloyds meldete am Montag, dass der erste Teil seiner rekordverdächtigen Kapitalerhöhung über 22,5 Mrd. Pfund erfolgreich über die Bühne gegangen ist. Die Investoren waren bereit, hybride Anleihen im Wert von neun Mrd. Pfund in ein neues Instrument namens Contingent Convertible Bonds (Cocos) zu tauschen. Dabei war die Nachfrage nach Angaben von Lloyds deutlich höher als das Angebot. Die Anleger hätten insgesamt zwölf Mrd. Pfund an Anleihen zum Tausch angeboten.
Mit der Kapitalerhöhung will LLoyds verhindern, dass sich die Bank an einer staatlichen Ausfallversicherung für faule Kredite und toxische Wertpapiere beteiligen muss. Dadurch würde der bereits mit 43 Prozent beteiligte Staat endgültig die Mehrheit an dem Geldhaus übernehmen. Am Dienstag wird Lloyds den Preis für die größte Bezugsrechtsemission der Finanzgeschichte über 13,5 Mrd. Pfund festsetzen. Analysten sehen den erfolgreichen Umtausch in Cocos als gutes Omen für die Aktienplatzierung. Contingent Convertible Bonds gelten als Instrument, mit dem sich Banken zusätzliches Notfall-Kapital beschaffen können, um nach der Finanzkrise dickere Risikopuffer zu bilden.
Diese Rolle spielten bisher sogenannte Hybrid-Anleihen. Dabei handelt es sich um eigenkapitalähnliche Bonds, die an Verlusten der Bank beteiligt werden. Nach den Verwerfungen der vergangenen Monate zeigte sich allerdings, dass diese Anleihen keinen ausreichenden Schutz gegen massive Schocks boten. Deshalb wollen die Aufseher in Zukunft nur noch Instrumente auf die Kernkapitalquote der Banken anrechnen, die entweder im Krisenfall in Aktien umgetauscht werden können oder deutlich stärker an Verlusten teilnehmen.
Genau das ist bei den Cocos von Lloyds der Fall: Die Lower-Tier-2-Anleihe zählt zwar zunächst nicht zum Kern-Eigenkapital der Bank – rutscht die Kernkapitalquote aber unter fünf Prozent, werden die Bonds automatisch in Aktien umgewandelt. Dadurch würden in erster Instanz die Investoren und erst sehr viel später die Steuerzahler zur Stützung in einer Notsituation herangezogen.
Erfolgreiche Platzierung macht Aufsehern Hoffnung
Die Umtauschaktion von Lloyds galt in der Branche als Lackmustest für die neuen Instrumente. Der Erfolg könnte andere Institute ermutigen nachzuziehen, glauben Aufseher und Zentralbanker, die große Hoffungen in die neuen Instrumente setzen. Nach Einschätzung des britischen Notenbankers Paul Tucker könnten die Cocos eine wichtige Rolle beim Auffüllen der Kapitalreserven der Banken spielen. „Contingent Capital ist eine Art Katastrophenversicherung, bereitgestellt durch den Privatsektor“, meint Tucker. Auch die US–Notenbank Fed denkt derzeit über den Einsatz der Contingent Convertibles nach.
Der Investmentbanker Veenay Chheda von JP Morgan vertritt ohnehin die Meinung, dass die neuen Bonds eines der besten Mittel seien, um den Wünschen und Zielen der Regulatoren gerecht zu werden. JP Morgan hat die Platzierung der Cocos für Lloyds mitorganisiert.
Andere Experten warnen allerdings davor, die neuen Bonds als Allheilmittel für die Kapitalnöte der Banken zu sehen. Die Hybridanleihen von Lloyds seien ohnehin angeschlagen, deshalb sei es für die Investoren keine große Frage gewesen, ob sie ihre Papiere umtauschen oder nicht“, heißt es beim Londoner Brokerhaus Evolution Securities. Der wirkliche Test stehe noch bevor. Erst wenn eine vergleichsweise gesunde Bank versuche, Cocos als neues Instrument gegen Bargeld zu platzieren, lasse sich abschätzen, wie groß das Interesse der Anleger tatsächlich sei, und wie hoch der Zinsaufschlag ausfalle, mit dem sich die Investoren das höhere Risiko bezahlen lassen.
Breite Akzeptanz der neuen Anleihen bleibt fraglich
Die EU hatte Lloyds untersagt, im kommenden Jahr Zinsen und Tilgung für einen Teil ihrer Hybrid-Anleihen zu bezahlen, weil die Bank milliardenschwere Staatshilfen in Anspruch nehmen musste, und Brüssel die Meinung vertrat, dass nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Anleiheinvestoren die Last der Finanzkrise mittragen sollen. Als weiteres Hindernis für die breite Akzeptanz der Contingent Convertibles gilt der Streit um die Aufnahme der neuen Instrumente in die führenden Anleiheindizes. Derzeit sieht es so aus, als würden die Cocos wegen ihres Eigenkapitalcharakters nicht in die Marktbarometer aufgenommen, an denen Großinvestoren wie Investment- und Pensionsfonds ihre Anlageentscheidung ausrichten.
Würden die Contingent Convertible Bonds aber endgültig außen vor bleiben, dürften Fonds und andere Großinvestoren deren Mandat sich ausschließlich auf Anleihen und anleiheähnliche Finanzinstrumente beschränkt, nicht in die Cocos investieren. „Das wäre ein erhebliches Handycap, und eine ernsthafte Belastung für den eigentlich recht vielversprechenden Start der neuen Papiere“, meint ein Londoner Investmentbanker.
Kapitalerhöhung
Das Vorhaben
22,5 Mrd. Pfund will Lloyds bei den Anlegern einsammeln. Die britische Regierung beteiligt sich allein mit 5,7 Mrd. Pfund an der größten Kapitalerhöhung der Finanzgeschichte, um ihren Anteil an der Bank bei 43 Prozent zu halten.
Die Instrumente
13,5 Mrd. Pfund will Lloyds durch eine klassische Kapitalerhöhung von Altaktionären einsammeln. Weitere neun Mrd. Pfund kamen durch die am Montag abgeschlossene Umwandlung von sogenanntem Hybridkapital in eine neue Form von Pflichtwandelanleihen zusammen, die im Falle einer Krise automatisch in Aktien umgewandelt werden.
http://www.handelsblatt.com/finanzen/anleihen/...r-zuversicht;2488284 |