Das verwirrende im Wirecarddrama ist ja die Widersprüchlichkeit.
Die Äußerungen in den 2 Handelsblattbeiträgen klingen ja vernünftig und nachvollziehbar.
Dazu krass im Gegensatz steht jedoch die Zerschlagung des Wirecard-Konzerns.
Wenn ich jetzt mal der offiziellen Meinung folge und unterstelle das der Vorstand der Wirecard-AG kriminell, Bilanzbetrug, seichte Geschäfte betrieben und den Konzern beklaut hat, dann gibt es doch trotzdem die Technologie, das Produkt und den Markt.
Man hätte die Fakten im Rahmen der Wirtschaftsprüfung ermitteln und bilanzieren können. Natürlich all die Verantwortlichen (dazu gehören auch der Aufsichtsrat, die zuständigen Prüfer und Behörden) entsprechend ihrer Vergehen austauschen, anklagen und bestrafen können. Ob das dann 10 oder 50 Personen sind, ist egal.
Den Konzern als solches musste man doch deswegen nicht zerschlagen und kaputt machen. Ein neuer echter Vorstand (nicht James Freis) sondern jemand, der ernsthaft restrukturieren kann, die Darlehensverlängerung und man hätte das alles in geordneter Form weiter betreiben können.
Das Produkt, den Markt und die Notwendigkeit zur Digitalisierung und dem Aufbau globaler Plattformen europäischer Prägung gibt es doch weiterhin.
Selbst wenn man diese notwendige und mögliche Finanzdienstleistungsplattform unter das Dach der Santanderbank integriert, kann man das doch geordnet und zu marktüblichen Konditionen machen. Man muss das nicht verschenken und die alten und neuen Aktionäre enteignen.
Ingenico ist auch unter das Dach von Worldpay gekrochen, dies aber zu einem Preis von 8 Mrd €. Da wurden die Aktionäre nicht von einem Tag zum anderen enteignet.
In Deutschland klaffen Anspruch und Wirklichkeit sehr weit auseinander.
Das das Wirecarddrama abläuft wie es abläuft hat Gründe, die definitiv nicht nur in einem eventuellen Fehlverhalten von MB und Marsalek zu suchen sind. |