Liest man sich die Meldung von heute Nachmittag noch einmal in Ruhe durch, relativiert sich doch das ein oder andere.
Es ist in jedem Fall richtig (und unerfreulich dazu), dass das mit 13 bis 15 Mio Euro prognostizierte EBITDA deutlich verfehlt wird und man im abgelaufenen Geschäftsjahr nur ein EBITDA von 5 Mio Euro erreicht.
Die Differenz von (im Mittel) ca. 9 Mio Euro ist jedoch zu 2/3 nicht operativ verursacht, beruht also dementsprechend nicht auf schlechten Geschäften oder Fehlentscheidungen sondern rührt aus zwei Sondereffekten her.
Einmal geht es um die Verteilung des Kaufpreises für die Buchpartner GmbH und einmal um die Frage, wie man Autorenhonorare abschreibt (auf wie viele Jahre).
Beide Ergebniseffekte sind nicht cashwirksam und eben einmalig und haben mit dem operativen Geschäft eigentlich nix zu tun. Zudem handelt es sich eigentlich nur um Ergebnisverschiebungen, denn wenn ich z.B. einem Autor ein Honorar von 5 Mio Euro zahle, ist das immer Aufwand und mindert daher in Höhe von 5 Mio Euro insgesamt gesehen den Gewinn. Schreibe ich das Honorar auf 5 Jahre ab, mindern die 5 Mio Euro den Gewinn von 5 Jahren um jeweils 1 Mio Euro, schreibe ich das Honorar auf nur 2 Jahre ab, mindert das den Gewinn dieser 2 Jahre um jeweils 2,5 Mio Euro, belastet dann aber den Gewinn der Jahre 3 bis 5 nicht mehr. Unterm Strich beträgt die Gewinnbelastung aber in jedem Fall 5 Mio Euro!
Ärgerlich ist natürlich, dass diese Differenzen zur laufenden Buchführung erst bei der Erstellung der Jahresabschlussarbeiten aufgefallen sind und es jetzt wieder so aussieht, als ob man bei BL wieder irgendwie getrickst hätte oder als ob die Geschäfte nicht richtig laufen, was beides mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aber nicht der Fall ist!
Das ist sicher von der Kommunikation her ein weiterer Malus für das Unternehmen. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass sich kaum jemand über diesen erneuten Fehler so ärgert wie der Vorstand, denn der muss es ja (neben den Aktionären) ausbaden, dass diejenigen, die BL bei der bilanziellen Aufteilung des Kaufpreises beraten haben, eine Aufteilung gewählt haben, die die Wirtschaftsprüfer nicht durchgehen lassen wollten und nun eben korrigiert haben.
Fakt ist, dass das EBITDA ohne diese Sondereffekte bei ca. 11 Mio Euro gelegen hätte, mithin also nahe dran an der Prognose und besser als das EBITDA aus dem letzten Jahr. Operativ hat sich Bastei Lübbe im abgelaufenen Geschäftsjahr also verbessert.
Dass dies aber in den nächsten Tagen nicht im Vordergrund der Betrachtung der Börse stehen wird, dürfte aber auch allen Beteiligten klar sein. Dass die Tatsache, dass man das prognostizierte Ergebnis wieder nicht erreicht für sich alleine genommen schon Vertrauen zerstört, die Tatsache, dass man die Ergebniskorrektur aber erst eine Woche vor der beabsichtigten Verkündigung der Jahreszahlen bekannt gibt, den Vertrauensverlust aber noch verstärkt, ebenfalls.
Die Korrektur heute (nahezu 10% minus) erscheint mir angesichts der absoluten Verbesserung des operativen (!) Ergebnisses im Vergleich zum Vorjahr und vor allem auch im Hinblick darauf, dass das man weiterhin davon ausgeht, dass sich das laufende Jahr deutlich positiv entwickeln wird (die Tatsache, dass die Buchpartner GmbH die Verkaufsflächen um 20% steigern konnte, geht an einem Tag wie heute verständlicherweise unter, ist aber für die Betrachtung der zukünftigen Umsatz- und Ertragspotentiale schon nicht unwichtig) daher absolut hinreichend.
Zudem hat man ja nun auch einen neuen und börsenerfahrenen CFO installiert, der die Kommunikation mit der Börse sicher weiter professionalisieren dürfte.
Trotzdem muss man auch den Fakt berücksichtigen, dass ein Teil (etwa 1/3) der Prognoseverfehlung auf Schwierigkeiten im Stammgeschäft mit den Büchern herrührt (ca. 3 Mio Euro!). Hier sind dann die Vorstände Schierack und Kluge gefragt. Unabhängig davon, ob mein persönlicher Eindruck als Außenstehender, dass man sich grade im Vorstand (und unter Mitwirkung des mittlerweile ja verstorbenen Stefan Lübbe) vielleicht etwas zu sehr mit der Verwertungskette beschäftigt hat und zu wenig darum, Geschichten zu finden, die man in die Verwertungskette einspeisen kann, was dann eben dazu geführt hat, dass sich die Bücher, die BL aufgelegt hat, schlechter verkauft haben als in der Vergangenheit und zusätzlich schlechter als erwartet, richtig ist, wird man nicht daran vorbeikommen, für den Buchbereich neue Konzepte und Ideen zu entwickeln, wie man diesen Bereich wieder sehr viel ertragreicher machen kann. Das war der Buchbereich früher auch schon und da muss man als Verlag auch wieder hinkommen. Ohne das Grundlagengeschäft kann man auch die Vewertungskette vernachlässigen.
Auch deshalb wäre ich dagegen, nun alles wieder bei Herrn Schierack abzuladen. Ich vermute wie gesagt, dass der sich selber schon genug darüber ärgert, dass er nun wieder "durchs Dorf getrieben wird" und dass seine Zeit als Vorstandsvorsitzender eines Börsenunternehmens bisher nicht grade von Erfolgen gekrönt war. Da es ja nun einen CFO gibt, können sich die Herren Schierack und Kluge darauf konzentrieren, den Buchbereich wieder profitabel zu machen und daran zu arbeiten, das Brot- und Buttergeschäft eines jeden Verlags zu modernisieren und erfolgreicher zu machen. Das ist mMn auch dringend notwendig.
Dass die Herren mit ihren Mitarbeitern das können, haben sie hinreichend oft in der Vergangenheit gezeigt. ich persönlich glaube daran, dass das auch zukünftig wieder gelingen kann und wird (aber das ist nur meine persönliche Meinung und keine Empfehlung an andere Marktteilnehmer!!!) |