Freenet-Aufsichtsrat wird erst am Freitag tagen.
Dommermuths Grollen « von Volker Müller Der Chef von United Internet will die von Freenet-Chef Eckhard Spoerr eingefädelte Fusion mit Debitel verhindern - und droht dem Eigner Permira Ungemach an.
Bis zur Fusion der Mobilfunkanbieter Freenet und Debitel fehlen nur wenige Schritte. Am Montag sollte der Aufsichtsrat von Freenet informiert werden, am Dienstag sollten die Verträge mit dem Debitel-Eigner Permira unterschrieben werden. Doch Ralph Dommermuth, Chef von United Internet und Freenet-Großaktionär, schaltet sich dazwischen: "Sollte es zu einer Nacht-und-Nebel-Aktion kommen, kann es für einen neuen Freenet-Großaktionär Permira unbequem werden", poltert er in einem Interview zum Wochenende - und erreicht sein Ziel: Der Vertragsabschluss ist verschoben, der Freenet-Aufsichtsrat wird erst am Freitag tagen.
Seit Monaten müht sich Dommermuth, die DSL-Sparte von Freenet mit ihren 1,3 Millionen Kunden zu erwerben - gegen den beharrlichen Widerstand des Freenet-Chefs Eckhard Spoerr. Beide schenken sich nichts: Dommermuth redete in der Vergangenheit gerne mal den Aktienkurs von Freenet herunter, um sich günstig mit Aktien einzudecken, Spoerr ignoriert im Gegenzug jedes Interesse seines größten Aktionärs. Über die gemeinsame Tochter MSP halten United Internet und der Mobilfunkprovider Drillisch etwas mehr als 25 Prozent an Freenet.
United-Internet-Chef Ralf DommermuthSpoerrs Plan ist perfide: Freenet übernimmt Debitel inklusive mehr als 600 Mio. Euro Schulden, beteiligt den Finanzinvestor Permira mit 24,9 Prozent an Freenet und zahlt noch einen geringen Betrag in bar. Vermuteter Wert des Geschäfts insgesamt: bis zu 1,8 Mrd. Euro.
Spoerr sei dabei als Vorstandsvorsitzender des vergrößerten Konzerns "gesetzt", sagt ein Insider: "Der Vorstand wird vom kaufenden Unternehmen gestellt, nicht vom gekauften." Damit habe sich auch Debitel-Chef Oliver Steil bereits arrangiert. Dieser hatte zuletzt zusammen mit Vorgänger Axel Rückert Debitel wieder in Schwung gebracht. Steil würde jedoch die Mobilfunksparte leiten - und wäre der "natürliche" Nachfolger Spoerrs auf dem Posten des Konzernvorstands.
Der Pferdefuß für Dommermuth: Freenet würde für Permira neue Aktien ausgeben, aber das Bezugsrecht der bisherigen Aktionäre ausschließen. Dafür liegt bereits ein Beschluss der Hauptversammlung vor. So fiele der Anteil von United Internet und Drillisch an Freenet deutlich unter 20 Prozent. Dommermuths Sperrminorität und die erhoffte bevorzugte Verhandlungsposition beim Verkauf des DSL-Geschäfts wären hinfällig.
Rettung könnte noch von den Freenet-Aufsichtsräten kommen. Das Gremium will sich in seiner kommenden Sitzung ausführlich über die Verhandlungen mit Permira und United Internet berichten lassen. Eine Präferenz ließ es bisher nicht erkennen. "Das Gremium kann sich nicht zum Büttel von Spoerr machen, sondern muss im Sinne aller Aktionäre darauf dringen, den maximalen Preis für Freenet zu erzielen. Das dürfte bei einem Geschäft mit Permira schwierig werden", heißt es hinter vorgehaltener Hand im Unternehmen.
Schon sehen Brancheninsider die Freenet-Aktie nach der Übernahme von Debitel auf 8 Euro stürzen. "Mit Permira, Credit Suisse und Hermes hätte Freenet vor allem Finanzinvestoren als Eigentümer. Die aber wollen so schnell wie möglich raus - das setzt den Kurs kräftig unter Druck", sagt ein Beteiligter.
Quelle : ftd.de
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