Einige Beiträge hier gehen offenbar davon aus, dass der Unternehmenswert eines Rohstoffunternehmens einem Jo-Jo gleich permanent hoch und herunter hüpft.
Es besteht ein Unterschied zwischen dem objektiven (inneren) Wert und dem Preis einer Aktie.
Was wir im K+S Chart sehen hat mit der Entwicklung des objektiven Unternehmenswerts wenig zu tun. Den meisten Tradern sind Fundamentaldaten vollkommen egal. Alles was zählt sind Chartbilder, aus historischen Kursen abgeleitete Widerstands- und Unterstützungszonen und Sentiment / Emotionen.
Eine betriebswirtschaftlich fundierte Ermittlung des objektivierten Unternehmenswertes nach IDW S1 i.d.F. 2008 bedarf einer mehrjährigen Unternehmensplanung, die auf Grundlage einer detaillierten Analyse der Vergangenheitszahlen, des Marktumfelds, der Stärken und Schwächen des bewerteten Unternehmens (SWOT-Analyse) und der auf dem Wissenstand zum Bewertungszeitpunkt basierenden Erwartungen an die zukünftige Entwicklung von Absatzpreisen, Absatzmengen, Produktionskosten etc. erstellt wird.
Bei einem Unternehmen, dass mit stark schwankenden Weltmarktpreisen konfrontiert ist, fußt die Unternehmensbewertung selbstredend auf Schätzungen für zukünftig nachhaltig erzielbare (-> i.a.W. durchschnittliche) Absatzmengen und Preise. Nur Idioten würden den Unternehmenswert auf Grundlage unendlich in die Zukunft fortgeschriebener Traumrenditen (resultierend aus einer historisch einmaligen, weltweiten Angebotsverknappung) ermitteln.
Aus diesem Grund haben die auf 2 bis 3 lautenden KGVs 2022 und 2023 für die Ermittlung des objektivierten Unternehmenswertes und die Frage einer etwaigen Unterbewertung der K+S Aktie auch keinerlei Relevanz, da niemand ernsthaft davon ausgehen kann, dass das in 2022 erreichte bzw. für 2023 geschätzte Gewinnniveau sich in der Zukunft (2024ff.) unendlich lang fortsetzen wird.
Für die Frage einer Unterbewertung ist betriebswirtschaftlich auf ein Zukunfts-KGV abzustellen, das den aktuellen Börsenpreis in Relation zum zukünftig nachhaltig erzielbaren Gewinn je Aktie stellt.
Der innere Wert eines Unternehmens schwankt nicht täglich, wie es uns die anhand des Börsenkurses ermittelte Marktkapitalisierung glauben machen will. Schon gar nicht schwankt er tagtäglich um 2 bis 5%, wie es die hochvolatile K+S Aktie tut.
In den Worten von Elon Musk: Diese Schwankungen sind allein der Verrücktheit der Börse und ihrer in Teilen nicht rational handelnden Akteure zuzuschreiben.
Unternehmenswerte sind abhängig einerseits von der Entwicklung der kurz-, mittel- und langfristigen Zukunftserwartungen an das jeweilige Unternehmen und andererseits von der Entwicklung des Kalkulationszinssatzes, in dem sich Basiszins, Marktrisikoprämie und unternehmensspezifischer Betafaktor widerspiegeln.
Eine Änderung des Kalipreises verändert bei sonst gleichbleibenden Bewertungsparametern den Unternehmenswert demnach nur dann, wenn die Änderung von den zum Bewertungszeitpunkt herrschenden Erwartungen abweicht. Eine den Markterwartungen entsprechende Entwicklung ist im Barwertkalkül "eingepreist" und ändert den Unternehmenswert folglich nicht.
Wenn also der Markt heute erwartet, dass der Kalipreis sich in den nächsten Jahren wieder dem historischen Durchschnittspreis annähert, hätte das Eintreffen dieser Prognose - ceteris paribus - keine Änderung des Unternehmenswertes zur Folge.
Die Aussage, dass sich Rohstoffunternehmen generell nur zum Traden und nicht zur langfristigen Kapitalanlage eignen impliziert demnach, dass der Börsenpreis sich dauerhaft abweichend von der langfristigen Entwicklung des inneren Werts der Aktie entwickelt.
Was also könnte das Management tun, um die Schwankungen der Rohstoffpreise im Unternehmen abzufangen und der Vola der Aktie zu begegnen?
Die betriebswirtschaftlich rationale Antwort lautet: Diversifikation
Nach der erfolgreichen Bilanzsanierung / Entschuldung sollte K+S ihr Unternehmenskonzept auf sinnvolle Ergänzungen zur Hebung von Synergieeffekten sowie Diversifikationsmöglichkeiten zur Verringerung des operativen Geschäftsrisikos überprüfen, um zukünftig weniger abhängig von (regional und weltweit) stark schwankenden Kalipreisen zu sein.
Wenn es K+S gelingen sollte, die aus den aktuellen Traumrenditen erwirtschafteten Cashflows für betriebswirtschaftlich sinnvolle, d.h. den Unternehmenswert nachhaltig steigernde Investitionen zu nutzen, könnte die Frage nach der Vorteilhaftigkeit einer langfristigen K+S-Aktienanlage zukünftig mehrheitlich anders beantwortet werden als aktuell.
Die Chancen für eine nachhaltig positive Unternehmensentwicklung standen m.E. selten besser als heute. Nun ist es an K+S, den aus der neu gewonnenen finanziellen Unabhängigkeit erwachsenden Gestaltungsspielraum auch tatsächlich gewinnbringend / nachhaltig wertsteigernd zu nutzen. |