Ich bin selbst long in K+S investiert. Dennoch habe ich kein Interesse daran, andere Aktionäre mit Jubelarien in "meine" Aktien hineinzuquatschen. Ganz im Gegenteil, denn als langfristig orientierter Value-Investor möchte ich möglichst viele Überzeugungstäter und möglichst wenige Kurzfristzocker in meinem Aktionariat haben, damit sich der Aktienkurs zuvorderst an der Unternehmensentwicklung und nicht an der Charttechnik orientiert und die Vola deutlich sinkt, weil die Aktien überwiegend in "starken" Händen an Fundamentaldaten orientierter Langfristinvestoren liegen.
Bei K+S muss man ganz nüchtern feststellen, dass die Kursentwicklung der letzten Jahre überwiegend dem Charttrading und nicht der fundamentalen Unternehmensentwicklung folgt. Ich würde sogar sagen, die Kursentwicklung hat sich zeitweise komplett von den Fundamentaldaten abgekoppelt. Als Value Investor war der Umstand einer anhand der tatsächlichen Unternehmensentwicklung m.E. nicht mehr zu rechtfertigenden Marktbewertung mein persönlicher Investmentcase.
Nun kann ich allerdings nicht die Augen davor verschließen, dass mein Aktienkauf die aktuelle Zusammensetzung des Aktionariats nicht wesentlich verändert hat. Will sagen, die Kursentwicklung wird unverändert maßgeblich von Kurzfristzockern bestimmt.
Muss das immer so bleiben? Natürlich nicht! Wenn ich nicht die Hoffnung hätte, dass der Kurs diese unsäglichen charttechnischen Spielchen irgendwann abschütteln kann, hätte ich nicht investiert. Und letztlich muss ich es auch aushalten, wenn sich meine These als falsch herausstellen sollte und die Kurzfristzocker auch in den nächsten Jahren weiterhin das Chartbild bestimmen.
M.E. hängt viel davon ab, ob es dem Management nach einem Jahrzehnt der Stagnation / rückläufiger Unternehmensentwicklung gelingt, dem Kapitalmarkt endlich eine langfristige, nachvollziehbare Unternehmensstrategie zu präsentieren und Vertrauen in eine langfristig prosperierende Unternehmensentwicklung zu schaffen.
Langfristig orientiertes Investieren bedeutet für mich, eine Aktie über drei, fünf oder zehn Jahre zu halten und die Aktienrendite an den nachhaltigen Ausschüttungen zu orientieren. Und genau da ist doch unverändert der wunde Punkt von K+S, weil die Aktionäre aktuell noch nicht einmal die Dividende für 2022 vernünftig abschätzen können, geschweige denn, dass K+S eine vernünftige Schätzung für die Dividendenentwicklung 2023ff. kommuniziert hätte.
Auf einer so unsicheren Basis ist es für Investoren extrem schwer, eine langfristig orientierte Investitionsentscheidung pro K+S Aktie zu fällen.
Ich persönlich habe unverändert die Hoffnung, dass das Management seine Kommunikationspolitik künftig deutlich transparenter und zukunftsgerichteter gestaltet, um den Aktienkurs künftig näher an die Unternehmensentwicklung heranzuführen.
Ich kann allerdings auch jeden Aktionär verstehen, der diese Hoffnung in Zweifel zieht und lieber in andere Aktien investiert oder K+S - wie gehabt - einfach nur tradet.
Eine Panikmache kann ich in diesem Verhalten nicht erkennen, denn ein Blick auf die Kursentwicklung gibt denjenigen, die K+S als reine Zockeraktie sehen, - derzeit noch - täglich erneut recht.
Wenn es selbst in einem bärenstarken Markt wie heute nicht möglich ist, die Logik des Charttradings auszuhebeln und die Aktie nach Abprall an der SMA 200 eben nicht erneut massenhaft Richtung Rangeunterkante (SMA 38 bei 20,30 €) shorten zu wollen, dann ist das Kaufinteresse langfristiger Investoren schlicht nicht existent oder viel zu schwach gegenüber den Interessen kurzfristiger Zocker.
An diesem Fakt kann meines Erachtens nach letztlich nur das K+S Management fundamental etwas ändern, indem die Kommunikationspolitik den Aktionärsinteressen angepasst wird und endlich mehr Transparenz hergestellt wird und man sein Handeln nicht mehr vorwiegend am Erhalt hochbezahlter deutscher Arbeitsplätze ausrichtet. Ohne eine glaubhaft auf Shareholder Value gerichtete Unternehmenspolitik dürfte es die Aktie auch künftig schwer haben, das Interesse langfristiger Investoren auf sich zu ziehen.
Das alleinige Argument eines im Peer-Group-Vergleich ultraniedrigen KGV ist hierfür eindeutig nicht ausreichend, wie man unschwer an den dauerhaften Bewertungsunterschieden zwischen VW und Tesla erkennen kann. K+S wird vom Kapitalmarkt bereits seit Jahren eben nicht annähernd wie eine Mosaic oder Nutrien bewertet und das aus guten Gründen!
Ein auf Shareholder Value bedachtes Management sollte diese Bewertungsdifferenz aber nicht als von Gott gegeben hinnehmen sondern die hierfür ursächlichen Gründe beseitigen. Denn langfristig erwachsen aus einer hohen Marktkapitalisierung materielle Wettbewerbsvorteile! |