K+S teilt das Problem aller Corona-Gewinner. Der Chart sieht nach dem Bounce von 5 auf 35 EUR und der Korrektur von 35 auf 18 EUR einfach nur grausam aus. Kein an stetigen nachhaltigen Renditen interessierter Investor will in solch einen Chart investieren. Die Kurse bei K+S werden seit Jahren vor allem durch Leerverkäufer und kurzfristig orientierte Charttrader gemacht. Die Vola ist dementsprechend hoch und die Kursentwicklung spiegelt vor allem die Entwicklung des Sentiment (Angst und Gier) und leider nur in geringem Maße die reale Unternehmensentwicklung wider.
Die Marktkommunikation des Managements ist unterirdisch schlecht. Kursstabilisierende Maßnahmen wie eine verlässliche und offen kommunizierte Dividendenpolitik, ein Aktienrückkaufprogramm oder signifikante Insiderkäufe... Fehlanzeige.
Das Unternehmen baut Schulden ab... fein!
Es sollte eine Dividende von 2 oder 3 EUR ankündigen... wird es lt. Analystenkonsens aber nicht! K+S hat auch nach dem Verkauf von Morton Salt und dem erfolgreichsten Jahr der Unternehmensgeschichte noch immer Nettoschulden von fast 1 MRD EUR, resultierend aus Rückstellungen für bergbaurechtliche Verpflichtungen...
Von einem unverschuldeten Unternehmen ist K+S ca. einen Jahresgewinn entfernt. Ende 2023 könnte K+S tatsächlich schuldenfrei sein und könnte den FCF dann theoretisch vollständig für Ausschüttungen verwenden... leider nur theoretisch... die Gewerkschaften fordern schon heute enorme Investitionen für die deutschen Kalistandorte zwecks Zukunftssicherung der Beschäftigung...
Trotz eines Buchwerts je Aktie von mehr als 34 EUR wollen Analysten die faire Bewertung des Unternehmens einfach nicht anheben... nicht einmal Richtung Buchwert... Warum?
Der Unternehmenswert ist definiert als Barwert der Nettozuflüsse der Anteilseigner. Bei einer Nachsteuer-Renditerwartung der Anteilseigner i.H.v. 10% und 25% KapESt müsste die jährliche Bruttodividende 2,53 EUR betragen, um einen Aktienkurs von 19 EUR zu rechtfertigen.
19 EUR x 10% : (1-25%) = 2,53 EUR
Eine Nachsteuer-Renditeerwartung von 8% p.a. entspräche beim Kurs von 19 EUR und 25% KapESt einer Bruttodividende von 2,026 EUR.
Was passiert am Kalimarkt, wenn der aktuell größte Wunsch der Europäer wahr wird und der Krieg in der Ukraine endet? Werden Russland und Belarus einen Friedensvertrag unterschreiben, der die Kali-Giganten Uralkali und Belaruskali dauerhaft aus den Märkten in Europa und Amerika fern hält?
Der Kursverlauf gibt zumindest Anlass zur Vermutung, dass der Kapitalmarkt die aktuellen Kalipreise für nicht nachhaltig erachtet...
Dementsprechend dürfte das für den Unternehmenswert maßgebliche nachhaltige Gewinnniveau von K+S - leider - weit entfernt von den Traumrenditen aus 2022 liegen...
Genau dahin deuten die aktuellen FactSet-Konsensschätzungen
§ 2024e 2023e 2022 Umsatz§ 4,28 Mrd. 5,04 Mrd. 5,68 Mrd. EbitDa§ 1,03 Mrd. 1,76 Mrd. 2,42 Mrd. EBIT§ 653,36 Mio. 1,35 Mrd. 1,99 Mrd. Gewinn je Aktie 2,39 5,01 7,18 KGV§ 8,1781 3,8559 2,9826
Eine fundamental faire Bewertung wird durch das nachhaltige Gewinnniveau und die nachhaltige unternehmensindividuelle Wachstumsrate gekennzeichnet und eben nicht durch krisenbedingte Sondersituationen.
Ein KGV 2024 von 8 gepaart mit negativem Umsatzwachstum deutet m.E. nicht darauf hin, dass K+S aktuell spottbillig bewertet ist...
Im Hinblick auf das prognostizierte Wachstum der Weltbevölkerung und die Nahrungsmittelknappheit bin ich dennoch langfristig in Aktien wie K+S und Bayer investiert.
Eine als Marktversagen zu bezeichnende Fehlbewertung sehe ich jedoch nicht. Der Kursverlauf ist m.E. unverändert getriggert durch kurzfristig orientierte Charttrader und einen vor allem Sentiment-getriebenen Gesamtmarkt.
Die Logik der Kurzfristzocker lautet... was nicht steigt, fällt... Hauptsache Vola! Ich wünschte, die Karawane der Daytrader würde sich endlich anderen Aktien als K+S zuwenden! |