Ich bin im stetigem Kontakt zu BVB Analyst Marcus Silbe von Oddo Seydler. Dabei hatte ich zuletzt sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, daß ich es nicht gut finden würde, daß die Analysen so selten aktualisiert werden würden.
Meine Argumentation ist dabei sehr simpel.
Seydler nennt eine faire Bewertung der BVB Aktie bei 9,91 sieht aber nicht mehr Potential als 6 Euro. Dem konnte ich bedingungslos folgen, allerdings war das im Sommer, jetzt ist ein halbes Jahr später und es sind mehrere sehr wichtige Dinge passiert, ich fasse das mal zusammen:
1. der zeitliche Aspekt
Wenn man im Sommer 2016 kein weiteres Potential erkennt als bis 6 Euro, dann hat man die sehr wichtigen saisonalen Verläufe bei der BVB Aktie analysiert und daraus ein Kursziel abgeleitet, denn ansonsten macht es keinen Sinn zwischen fairer Bewertung und Kursziel zu unterscheiden. Mal ganz abgesehen davon, daß man überhaupt nicht diese Argumentation teilen muss, Hauck & Aufhäuser macht das zum Beispiel nicht, aber auch Bankhaus Lampe macht es nicht. Man könnte auch darauf spekulieren, was eigentlich passieren würde, wenn die Analysten geschlossen keinen Unterschied zw. fairer Bewertung und Kursziel benennen würden, das Kurspotential wäre viel größer, hat man ja gesehen, was intraday passiert ist, als Lampe mal richtig eine Ansage machte.
Aber wenn man schon so argumentiert, muss man in der Argumentation logisch bleiben, sonst macht man sich unglaubwürdig.
Es ging natürlich immer um ein 12 Monatsziel, d.h. Im Sommer 2016 nimmt man an, was bis Sommer 2017 passieren könnte. Aber bis Winter 2017/18 ist das etwas ganz anderes!! Dann hat man wieder den saisonalen Effekt, also klar bessere Performance zwischen Sommerpause und Jahreshauptversammlung. Da in der nächsten Saison der neue TV Vertrag greift, ist es sehr wahrscheinlich, daß der Aktienkurs steigen würde, vornehmlich weil der Abstand zur fairen Bewertung so gewaltig ist.
Daraus folgt, daß das 12 Monatsziel angehoben werden müsste, er macht ja kein Kursziel für die Rückrunde, sondern für 12 Monate. Wie zwischenzeitlich irgendwelche Quartalsergebnisse ausgefallen sind, ist letztlich sekundär, erstens weil es nicht einkalkulierte Transfereinnahmen gab, zweitens zu viele Punkte in der CL Gruppenphase, drittens der krasse Abstand zur fairen Bewertung, der sich nur rechtfertigen ließe, wenn man gegen den Abstieg spielen würde
2. der saisonale Verlauf an sich
Auch hier sollte man die historischen Fakten kennen. Der Aktienkurs kann durchaus in der Rückrunde steigen, das tat er zum Beispiel in der Saison 2012/13 mit +17%
Wenn man aber mal sinnvoll hinterfragt, warum es überhaupt diese saisonalen Effekte gibt, dann führt kein Weg an den Analysten vorbei. Diese machen bei der BVB Aktie die Kapitalmarktkommunikation und mit Verlaub, die Kapitalmarktkommunikation der Analysten ist nach wie vor einfach nicht gut genug.
Sich darauf zu berufen, das Unternehmen würde selbst so eine schlechte Kapitalmarktkommunikation betreiben, ist als Argument absolut nicht zielführend. Bei der Apple Aktie gab es jahrzehntelang eine ganz krasse Kapitalmarktkommunikation, die Prognosen waren jahrelang viel zu niedrig und bei neuen Innovation gab es mehr Geheimnis als anderswo, d.h. es wurde NIX kommuniziert. Nur haben die Analysten das irgendwann auch mal gerafft.
Das waren die Kursziele der Analysten: 2010/11 Lampe: 1,05 2011/12 Lampe: 2,30 2012/13 Konsens 2,75
Folglich lief der Aktienkurs in der Rückrunde entsprechend schlecht, weil die Prognosen und Kursziele viele Monate zu spät angepasst wurden.
In den letzten drei Jahren waren die Prognosen und Kursziele der Analysten teilweise ein einzigartiger nicht endender Horror. Deswegen hatte ich den Kontakt zu Marcus Silbe gesucht, ich hatte dabei seinen Standpunkt verstehen können, dennoch habe ich in sehr wesentlichen Punkten meine andere Meinung behalten:
1. daß es beim sportlichen Verlauf zeitlich suboptimal gewesen war, das Kursziel so spät zu senken, so konnte man die guten Nachrichten in der Rückrunde nicht hinreichend kommunizieren.
2. daß es ziemlich daneben gewesen ist, nicht rechtzeitig auf die CL Ausfallversicherung hinzuweisen, obwohl es jeder hätte wissen müssen, weil es im Wertpapierprospekt zur Kapitalerhöhung stand.
3. daß die Prognosen zu Beginn der Saison auch Ex-Transfers klar zu niedrig waren, daß die Prognosen für 2015/16 unter Annahme der CL Qualifikation sogar krass zu niedrig waren, trotz nur EL hatte man klar höhere Umsätze.
Und jetzt kritisiere ich klar und deutlich, daß die Updates ganz generell viel zu spät erfolgen.
Im Mai 2016 waren die Prognosen viel zu niedrig, dann kam die Verkündung des neuen TV Vertrages und die wichtigen Transfernachrichten. Anschließend passierte monatelang NICHTS. Das ist klar suboptimal. Der Aktienkurs geriet wegen des Brexits sogar deutich ins Minus und blieb da länger als andere Aktien, bei rechtzeitigen Analysen wäre das niemals passiert. Bei Hypoport wird sehr zügig aktualisiert, bei der BVB Aktie nicht. Das geht so nicht
Jetzt ging der Aktienkurs von 5,88 bis 4,70 runter, es gibt genügend Analysten, die so einen Umstand nutzen und das Rating auf "Kaufen" erhöhen, eben weil es von 4,80 bis 6 ein weiter Weg geworden ist. Das hätte durchaus Sinn gemacht. Es passiert aber nicht, ich kritisiere das ausdrücklich.
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