Eine herausragende menschliche Eigenschaft ist das Erkennen bzw das Bilden von Mustern und Ordnungen geprägt durch Erfahrung. Es ist schwierig sich davon zu befreien. Man fällt immer wieder darauf herein.
Richtig, und genau diese Muster werden von den Trading-Algorithmen heute bewußt erzeugt, um andere Marktteilnehmer hinters Licht zu führen. Ganz einfaches Beispiel, du siehst, dass eine Aktie nach oben ausbricht. Also denkst du, super, da geh ich mal trendfolgend mit. Die Aktie kann sogar fundamental günstig sein und charttechnisch keineswegs überkauft. Dann aber verliert die Aktie plötzlich aus dem Stand in den nächsten Tagen 10 Prozent und der Ausbruch wird zum Fehlausbruch, was wiederum Leerverkäufer-Algorithmen auf den Plan ruft, die nochmal fünf bis zehn Prozent "draufpacken".
Besonders der DAX ist seit ein paar Jahren berüchtigt dafür, dass nahezu jedes Signal ein Fehlsignal ist. Trends sind egal, und werden von den Computern mir nichts, dir nichts gebrochen und wieder aufgenommen wie es ihnen passt. Somit ist jeder Kurs eine Falle und wird nur von den Computern erzeugt, um möglichst viele "weniger intelligente" Anleger abzuschröpfen.
Soetwas hat es früher einfach nicht in der Häufigkeit gegeben. Eine Aktie konnte mal nen Fehlausbruch hinlegen, aber das war schon eher ungewöhnlich, und passierte wenn überhaupt nur wenn urplötzliche unerwartete negative Meldungen zum Unternehmen kamen. Heute kannst du davon ausgehen, dass eigentlich 70-80 Prozent Fehlausbrüche sind. Und die 20 Prozent, die kein Fehlausbruch werden, sind so gut im Chartbild versteckt und passieren so abrupt, dass man keine Chance hat, mit auf den Zug zu springen wenn's passiert. Trends sind auch nicht mehr erkennbar, und wenn sie als solche erkennbar werden, dann sind sie meistens auch schon wieder vorbei und es geht in die andere Richtung.
Robo-Advisor sind im übrigen auch keine Lösung. Ich habe neulich irgendwo gelesen, dass sie Kleinanlegern in 2018 in etwa die gleichen Verluste beschert haben, wie sie auch der Gesamtmarkt verzeichnete. Manche hatten sogar noch eine deutlich schlechtere Performance. Auch hier kann man halt nicht hexen, und der Kleinanleger wird auch mit sowas nicht den Markt schlagen, oder auch nur eine positive Rendite erwirtschaften in Zeiten wo der Markt nach unten läuft.
Woran man dann noch verdienen soll beim Kaufen und Verkaufen von Aktien? Besonders nach den letzten zwei Wochen hab ich schlicht und einfach keine Ahnung mehr, wie das noch funktionieren soll. Es scheint einfach ein Kapitalanlage-Modell zu sein, das sich für den Kleinanleger komplett nicht mehr rechnet. Und da darf sich die Finanzindustrie dann auch nicht wundern, dass kaum noch Kleinanleger am Markt sind. Die sind keine "Aktienmuffel" die dumm sind weil sie auf Rendite verzichten, sondern sie sind in Wirklichkeit um einiges schlauer als die ganzen Big Player mit ihren hochgezüchteten Computersystemen, die uns eigentlich seit Jahren nur noch einen Crash nach dem anderen liefern und dabei die Stabilität der gesamten Finanzsysteme mutwillig gefährden. Gier frisst halt noch immer Hirn.
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