Sind wir schon wieder einer Meinung. Ein Controlling, welches nicht selbst die Daten ziehen kann, ist natürlich sinnlos. Ungefähr so, als würde die Polizei nicht blitzen dürfen und die Autofahrer anhalten um sie zu fragen, wie schnell sie denn gefahren sind. Die Zahl der Tempoverstöße dürfte so schlagartig sinken, zumindest in der Statistik. Auch sonst machen Cost Center in einem Unternehmensverbund nur Sinn, wenn sie klar voneinander zu trennen sind (-> Controlling). Das ist aber ein immer wiederkehrendes Streitthema bei allen großen Unternehmen: Wie kann ich meine Kosten auf andere Kostenstellen abwälzen. Neben dem Controlling ist aber auch der Verantwortliche der "kostenübernehmenden" Stelle angehalten, seinen Bereich sauber zu halten und die Zahlen im Griff zu haben. Da gab es wohl auch massive Mängel in der Vergangenheit. Installation eines effizienten Controllings ist der Job des Finanzvorstandes. Vielleicht hakt Linzbach da mal nach wie der Stand der Dinge ist.
Mehdorn war und ist natürlich ein Populist ersten Grades. Ständig werden und wurden dynamisch klingende Schlagwörter rausgehauen, die grad in Mode sind oder waren. Gerne auch möglichst zackig und vor allem unverständlich damit ein kritischer Nachfrager sofort auf der "naja, das hast Du Dummchen wohl nicht verstanden"-Schiene angreifbar ist. Damals waren es Cost Center, heute ist es Sprint bei einem Projekt wo sich seit einem Jahr nichts Messbares tut. Wenn dieser Manager damals so agiert hat wie heute, ist es eine besonders außergewöhnliche Leistung der anderen Mitarbeiter, dass Heidelberg in der Subprime-Krise nicht pleite gegangen ist.
Dennoch, die Schlagwörter können nichts dafür von ihm missbraucht worden zu sein. Die Cost Center Idee ist eine gute und der richtige Lösungsansatz für die Probleme von HDM. Aber wie jedes scharfe Schwert braucht es einen Ritter, der es wirklich beherrscht. Sonst ist es nutzlos.
Die heutigen Zahlen werde ich nicht ausführlich kommentieren, da die Datenbasis einfach zu dünn ist. Ich dachte bisher, dass sie am 11.06. kommen. Warum jetzt ein halbgarer Schnellschuss rausgehauen wird, macht mich eher stutzig, auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick nicht so schlecht aussehen, besonders der Cashflow. Allerdings frage ich mich beispielsweise, was ein "währungsbereinigter Umsatz" sein soll. Das Herausrechnen von Wechselkurseffekten ist für die interne Ursachenforschung sehr wichtig. Aber im Jahresabschluss bleibt Geld nunmal Geld. Vielleicht sollte man dem Finanzvorstand mal sein Gehalt "währungsbereinigt" (also um den Wertverlust des Dollars korrigiert) zahlen. Sowas macht mich einfach stutzig, weil es wieder so ein "ja, aber..." Argument ist: "Ja, wir haben mal wieder versagt, aber..." Wenn der Wechselkurs für HDM ein Problem ist, dann soll die Firma ein passendes Pricing installieren oder die Schwankungen hedgen, aber bei der Zahlenverkündung rauszuposaunen wie erfolgreich man wäre, wenn die Welt bloß anders wäre, hilft niemandem.
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