Liebe Börsenfreunde,
seit meiner erneuten Empfehlung der Citigroup Aktien ist der Kurs auf Talfahrt. Was ich als langfristig positive Entwicklung erwartet habe, wird in diesen Tagen kurzfristig erst einmal negativ interpretiert: Die Citigroup beschafft sich liquide Mittel, um möglichst schnell unabhängig vom Staat werden zu können. Doch der Umstand, dass die Citigroup Garantien von der FDIC in Anspruch nimmt, um ihre ausgegebenen Anleihen zu besichern, bereitet Anlegern Sorge.
In der vergangenen Woche noch wurde diskutiert, ob der Staat, der nach einem 45 Mrd. USD Rettungspaket für die Citigroup nunmehr 34% an dem Unternehmen hält, seine Anteile mit Gewinn verkauft. Beim aktuellen Kurs würde der Staat einen Gewinn von rund 10 Mrd. USD einfahren.
Der US-Finanzminister Tim Geithner hat schon klar gestellt, dass der Staat keinen Augenblick länger bei Citigroup (und den anderen Unternehmen, denen geholfen wurde wie Bank of America, AIG, General Motors, Freddie Mac & Fannie Mae) investiert bleiben werde, als unbedingt erforderlich. Sobald sich also Investoren finden, die den Anteil des Staates übernehmen wollen, wird Geithner verkaufen.
Das ist ein absolut bullischer Punkt: Wenn Geithner sich aus der Citigroup zurückzieht, dann ist das ein Signal, dass die Citigroup wieder alleine überleben kann. Das Geschäft läuft wieder. Die Krise ist überstanden. Die Citigroup kann wieder auf eigenen Füßen stehen. Und so wurde erwartet, dass die Citigroup nochmals selber eine Aktienplatzierung vornimmt, um einige Kredite des Staates zurück zu zahlen.
Doch statt einer Aktienplatzierung erfolgte am gestrigen Dienstag eine in Anspruchnahme der FDIC-Garantien. Die Finanzaufsicht FDIC hat es allen Finanzinstituten ermöglicht, ihre Schuldverschreibungen durch die FDIC garantieren zu lassen, um günstigere Kreditzinsen zu erhalten. Es wird jedoch als Schwäche ausgelegt, wenn Finanzinstitute diese Hilfe in Anspruch nehmen.
So ist der Kurs der Citigroup in den Keller geprügelt worden, weil die in Anspruchnahme der FDIC Garantie oberflächlich betrachtet den Gesundheitszustand der Citigroup in Frage stellt und somit auch oberflächlich betrachtet der Verkauf der Citigroup-Anteile durch den Staat unwahrscheinlich wird. Doch in meinen Augen hat die Citigroup nichts zu verlieren, wenn sie die Garantie in Anspruch nimmt. Im Gegenteil, die Finanzierungskosten werden deutlich günstiger.
Es bleibt nun abzuwarten, was die Citigroup mit dem frischen Kapital macht. Zahlt sie staatliche Kredite zurück, so dürfte der Kurs schon kurze Zeit später wieder über 3,60 Euro springen.
Ach so: Natürlich ist der Staat seit wenigen Tagen berechtigt, seine Citigroup-Anteile zu verkaufen. Und ersten Berichten zufolge ist die Aktie der Citigroup deshalb so stark eingebrochen, weil Marktteilnehmer fürchten, dass der Staat durch den Verkauf seiner Anteile den Kurs drücken könne. Doch das halte ich für Quatsch: Sofern die Citigroup überlebensfähig ist, werden die Aktien dieses internationalen Finanzinstituts dem Staat aus den Händen gerissen. Investoren werden es schätzen, wenn sie durch ihre Blockkäufe den Kurs nicht nach oben pressen. Ich erwarte einige Transaktionen, die außerhalb der Börse stattfinden, um den Anteil des Staates umzuplatzieren.
Der Kursrutsch ist auf die in Anspruchnahme der FDIC-Garantie zurückzuführen. Ich sehe es als ein gutes Mittel an, die Finanzierungskosten zu senken und werde weiterhin einen Blick darauf haben, wofür das Kapital verwendet wird. Somit bleibe ich bei meiner Empfehlung nachzukaufen.
Take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker |