Der angeschlagene Baumarktkonzern Praktiker hat den letzten Baustein seines Fremdfinanzierungspakets gesichert. Damit kann sich das Unternehmen der dringend notwendigen Sanierung widmen. Das wird es mit neuen Leuten tun: Die Spitzen von Aufsichtsrat und Vorstand wurden ausgetauscht. Die österreichischen Großaktionäre besetzten die Posten mit ihren Vertrauten. Ein privater Investor stellt dem Unternehmen ein Darlehen über 15 Millionen Euro zur Verfügung, teilte Praktiker mit. "Das weitere Darlehen ist ein gutes Zeichen für das zunehmende Vertrauen in unsere Fähigkeit, den Turnaround erfolgreich zu schaffen", sagte Finanzvorstand Markus Schürholz. Zuvor hatte das Unternehmen die anderen Eckstreben der Finanzierung festgezurrt. Das Gesamtpaket, eine komplizierte Transaktion, welche Darlehen, eine Kapitalerhöhung sowie die Verlängerung von Bankkrediten beinhaltet, hing monatelang in der Schwebe. Nachdem der ursprünglich geplante Kreditgeber, der US-Investor Anchorage, wegen Nachforderungen abgesprungen war, hatte Praktiker mit seinen österreichischen Großaktionären über die Finanzierung verhandelt. Die von der österreichischen Privatbank Semper Constantia beratene Investorengruppe gewährt Praktiker ein besichertes Darlehen von 40 Millionen Euro. Fonds sowie das von Semper Constantia beratene Investmentvehikel Maseltov halten zusammen knapp 15 Prozent der Praktiker-Aktien. Whitesmith Private Equity Investors, hinter der der Investor Clemens Vedder steckt, und die mit Semper Constantia in Verbindung stehende Donau Invest haben sich außerdem verpflichtet, bei der im Juli beschlossenen Kapitalerhöhung nicht gezeichnete Aktien für je 1,08 Euro im Wert von insgesamt 40 Millionen Euro zu kaufen. Des Weiteren hat ein Kreditinstitut zusätzliche Mittel von 20 Millionen Euro verbindlich zugesagt, wenn die geplante Kapitalerhöhung durchgeführt wurde. Eine bestehende Kreditlinie im Volumen von 40 Millionen Euro war zudem um drei Jahre verlängert worden. Und auch die Warenkreditversicherer leisten ihren Beitrag zur Sanierung: Sie erklärten sich bereit, den Restrukturierungsprozess durch entsprechende Limitzusagen gegenüber Lieferanten zu unterstützen. Mit dem Finanzierungspaket im Rücken kann sich Praktiker nun wieder auf das operative Geschäft konzentrieren. Die Neuausrichtung soll zügig vorangetrieben werden. Praktiker kämpft mit hohen Verlusten, hat in kurzer Zeit mehrere Strategieschwenks hinter sich und dabei in eineinhalb Jahren drei Vorstandsvorsitzende verschlissen. Haffner geht am 14. OktoberDer bislang letzte von ihnen, Kay Haffner, hatte den Posten vor Monaten interimistisch übernommen. Er legt sein Amt nun zum 14. Oktober nieder. Nachfolger wird der ehemalige Aldi-Süd-Manager Armin Burger, der seit August dieses Jahres im Kontrollgremium des Konzerns sitzt. Und auch im Aufsichtsrat gibt es weiteres Stühlerücken. Der langjährige Chef Kersten von Schenck war am Donnerstag zurückgetreten. Für ihn rückt Erhard Grossnigg an die Spitze des Aufsichtsgremiums. Burger und Grossnigg waren nach der Hauptversammlung als Vertreter von Semper Constantia und Maseltov in den Aufsichtsrat eingezogen. Kernproblem von Praktiker ist die über Jahre gesunkene Rentabilität von Praktiker Deutschland. Ein starkes und expansives Auslandsgeschäft sowie die Max-Bahr-Übernahme 2007 übertünchten lange Zeit Schwierigkeiten bei der Kernmarke. Deren Rabattaktionen ließen zwar jahrelang die Umsätze steigen, die Profitabilität blieb jedoch auf der Strecke. Die Marke Praktiker wird nun stark geschrumpft: Die Mehrheit der 234 Praktiker-Märkte wird auf die Marke Max Bahr umgeflaggt. Die restlichen Praktiker-Märkte sollen als reine Discounter fortgeführt werden. Die erste Welle der Umstellung von Praktiker-Standorten auf die ertragsstärkere Marke Max Bahr läuft derzeit, die Neueröffnung der ersten sieben Märkte fand Ende September statt. Die zweite Welle mit ebenfalls sieben Marktumstellungen soll in wenigen Wochen folgen. Gleichzeitig werden die Arbeiten am Prototyp eines neuen Praktiker-Marktes forciert, neue Serviceelemente bei Max Bahr eingeführt sowie die notwendigen Verhandlungen zur Einbindung der Lieferanten in die Konzeptarbeit aufgenommen. Im Oktober soll zudem der Aufbau der neuen Konzernzentrale in Hamburg abgeschlossen werden. http://www.wallstreetjournal.de/article/...?mod=WSJDE_latestheadlines |