Stimmt schon, was du schreibst. Deswegen wird in Deutschland bei Großverfahren, also wo umfangreiche Unterlagen ausgewertet werden müssen, oftmals auf sog. Kombibeschlüsse - also einheitliche Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschlüsse (gem. §§ 102/103 StPO + § 98 StPO) - verzichtet und die für das Verfahren vermutlich beweisrelevanten Unterlagen erstmal nur (vorläufig, zur Sichtung) sichergestellt (§ 94 StPO). Erst wenn sich die Ermittler einen Überblick verschafft haben und nach der Sichtung die beweiserheblichen Unterlagen benennen können, wird dafür eine Beschlagnahmeanordnung bei Gericht erwirkt. Die nicht benötigten Unterlagen erhält das Unternehmen zurück. Und gegen die Beschlagnahmeanordnung steht dem Unternehmen der Rechtsweg (Beschwerde) bei Gericht offen. Aber so ähnlich scheint es ja auch in Singapur gelaufen sein?! Dort hat ja das Gericht den Antrag von Wirecard auf Rückgabe von Gegenständen abgelehnt.
Generell finde ich, dass Wirtschaftsstrafrecht ein spannendes, aber auch komplexes Thema ist. Und Ermittlungsbehörden tun sich bei internationalen Sachverhalten oftmals schwer (Sprachbarrieren, erforderliche Rechtshilfen, keine eigenen Vor-Ort-Ermittlungen etc.). Deswegen verfolge ich die Entwicklung der "Wirecardstory" und anderer Fälle (Hess, Steinhoff, Staramba, RIB Software...) auch mit solchem Interesse. Überall kam der erste Anstoß von außen...
Und was Wirecard angeht ... manche mögen ja der Meinung sein, dass man die Vorwürfe von McCrum & Co. ins Lächerliche ziehen kann (bunte Bildchen, nix dahinter...). Ich bin der Meinung, wenn man die Vorwürfe/Veröffentlichungen der "Bösen" neutral [also als Nichtinvestierter, der sich für Wirtschaftsdelikte und deren Beheungsformen interessiert] betrachtet, sollte man das durchaus ernst nehmen. Die Steinhoff-Aktionäre wollten es erst auch nicht glauben, am Ende war der Betrugsschaden > 6 Mrd. Auch internationaler Konzern mit testierten Bilanzen und so...
Markus Braun und dessen Verhalten ("Non-Event", "wir können [wollen!] das jetzt abhaken und uns auf das operative Geschäft konzentrieren") überzeugen mich jedenfalls nicht.
Wie gesagt, bin gespannt, ob es wie beim letzten Mal läuft - und nur die Marktmanipulation (und nicht die zugrunde liegenden Vorwürfe) geprüft/ermittelt werden.
Und nun wieder stiller Leser [eigentlich hatte mich ja nur Jörg9 auf den Plan gerufen, der ja hier scheinbar wieder fröhlich mit Doppel-ID am spammen/pushen ist]. :-)
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