Ich finde es seltsam, dass die Volker Friedrichsen Beteiligungs-GmbH bereits jetzt gewandelt hat, da hierdurch erst einmal kein Vorteil, sondern nur Nachteile entstehen: 1.) Die Wandelanleihe aus 2010 zahlt gemäß Anleihebedingungen Zinsen bis zum Tag der Wandlung und ZUSÄTZLICH die Dividende aus dem Geschäftsjahr der Wandlung. D.h. in der Praxis, dass dieses Wandelanleihe bei Wandlung im Dezember 2013 statt bereits jetzt der Beteiligungs-GmbH in 2013 1,5 Mio. Zinsen mehr Ertrag verschafft hätte - ohne dass die Dividende gekürzt würde. 2.) Ferner ist jetzt die Beteiligungs-GmbH nun nicht mehr Schuldner sondern Aktionär, der im Falle der Insolvenz als letztes Geld bekommt.
Für die PNE Wind entstehen hierdurch erhebliche Vorteile und keine Nachteile: 1.) Das Jahresergebnis wird um 1,5 Mio. besser. (Das EBIT allerdings bleibt gleich.) 2.) Die Gefahr, dass die Eigenmittelquoten von 25 % bzw. 20 %, welche die Zinsen von der Anleihe aus 2013 um 1,5 % steigen lassen würde bzw. den Gläubiger eine Kündigung der Anleihe erlauben würde, sind erst mal deutlich in die Ferne gerückt.
Für die Aktionäre sind die vorstehende Punkte auch positiv, allerdings sind nun ca. 54 Mio. Aktien unterwegs - und das ist nicht positiv: - Per Ende 2012 waren noch 41,6 Mio. Aktien dividendenberechtigt. Also sind nun rund 30 % Aktien mehr auf dem Markt, was dementsprechend den Gewinn pro Aktie um ca. 23 % senkt. - Ferner hat PNE Wind nun einen Großaktionär, der nun auf der Hauptversammlung, verglichen mit den Teilnahmen bei den letzten HVs, nun durchaus allein die absolute Mehrheit der Stimmen aufbieten kann.
Aber zurück zu der Frage, warum ist bereits jetzt gewandelt worden. Ich sehe folgende Möglichkeiten:
a.) Friedrichsen hat Insiderwissen -> Glaube ich nicht, da das Nutzen von Insiderwissen einerseits strafbar wäre, andererseits, die vorzeitige Wandlung für sich allein keine Vorteile hat, außer s. Punkt "g" weiter unten.
b.) Friedrichsen will als Aktionär eine außerordentliche HV einberufen -> Dafür reichen 5 %, die er bereits hatte. Aber auf der HV hätte er nun evtl. die absolute Mehrheit. (Randbemerkung: Dem Vorstand der PNE Wind wurden erst im 2013 die Verträge verlängert.) Wenn er eigene Vertreter seines Vertrauens in den Aufsichtsrat haben wollte, hätte er dies bereits im Mai auf der HV vermutlich erreichen können. (Luxempart hatte man damals schon 2 AR-Sitze gegeben als sie die Wandelanlaihe gekauft hatten) -> Glaube ich deshalb auch nicht als Grund.
c.) Friedrichsen kann nicht rechnen oder hat die Anleihebedingungen nicht richtig gelesen -> Glaube ich nicht.
d.) Friedrichsen plant den massiven Zukauf von weiteren Aktien -> Glaube ich nicht, denn dann hätte er die Wandlung der Aktien auch erst später gemacht (1,5 Mio mehr Zinsen => Geld für 500.000 Aktien). Die nächste Meldegrenze für ihn liegt bei 20% der Aktien => so dass Zukäufe in Kürze meldepflichtig wären.
e.) Friedrichsen nutzt die Stunde der Zeit und will seine Aktien (Preis den er selbst bezahlt hat: 2,66 bzw. 2,5) über die Börse kurzfristig verkaufen -> Bei 20% Aktien dürfte der Preis massiv nach unten gehen, selbst unter seine Einstandspreise. -> Glaube ich auch nicht. => Meldepflichten bei Änderung auf unter 15% der Aktien => Verkäufe würde also erst in einiger Zeit meldepflichtig (bei Unterschreitung von 15 %; ).
f.) Friedrichsen hat einen Großinvestor (z.B. Windanlagenbauer), der ihm die Aktien abkaufen will -> Auch hier hätte die Wandlung noch Zeit gehabt. -> Glaube ich also auch nicht.
g.) Friedrichsen will auf Nummer sicher gehen, dass die Eigenkapitalquotenhürden (s.o.) nicht gerissen werden -> Da hätte er die Zahlen vom kommenden Montag abwarten können, außer er hätte doch Insiderwissen. Also glaube ich das auch nicht.
Also sind eigentlich alle Möglichkeiten unwahrscheinlich, so dass nur spekuliert werden kann. Jeder nach seinem eigenen Gusto. ...vielleicht ist es doch Variante c.).
Oder hat wer anders noch eine Idee? |