... bei jedem Besuch ungefragt einfach einen gesunden Zahn zieht, unnötigerweise nicht vorhandene Karies ‚wegbohrt‘, oder die Rechnung willkürlich nach oben treiben würde, weil sie ‚Umsatz’ generieren wollen - Du würdest Zahnärzte vermutlich ebenfalls meiden, oder irgendwann durch deren Treiben wie der seelige „Beisser“ bei James Bond aussehen. :-)
Ich denke, dass niemand von uns gerne freiwillig höhere Steuern zahlt, und ja, theoretisch kann jeder Geld in Aktien stecken und mit viel Glück, und viel Geduld damit Geld machen.
Nur passiert dann beim Normalbürger zumeist nicht viel, weil in den überwiegenden Fällen über zwanzig Jahre aus 1.000€ dann eben 5.000€ werden, und davon kann keiner leben, und auch keiner seine „Rente aufbessern“. Hingegen beim Reichen, der seinen Reichtum zumeist ererbt hat, dann eben aus 5 Millionen 25 Millionen werden, und der dann womöglich die „Leistung muss sich lohnen“ Tröte bläst, aber eben wenig ‚geleistet‘ hat.
Ich profitiere mittlerweile sehr von der pauschalen Besteuerung von Kapitalgewinne . Dennoch empfinde ich es als absolut ungerecht, dass Kapitalgewinne pauschal mit 25% plus Soli besteuert werden, und Arbeitnehmer bis hinauf zu 45% plus besteuert werden können.
Auch, und deswegen, weil ...
... dadurch die Arm-Reich Schere in unserer Gesellschaft immer weiter aufgespannt werden, und sich immer mehr Reiche ihrer gesellschaftlichen Verantwortung entziehen,
... die Reichsten 20-30% der Gesellschaft durch diese geringe Besteuerung überproportional Nutzen ziehen und bevorteilt werden,
... wohl nur ein Bruchteil der aktuell Reichen Bundesbürger seinen Reichtum aus eigener Kraft, also duch Fleiss, oder durch mühsames ansparen oder investieren an der Börse erreicht hat - sondern von früheren Generationen ererbt hat, und bei Adligen geht der Reichtum zuweilen einige hundert Jahre zurück, und scheint mir möglicherweise eher nicht legitim (durch Arbeit und Fleiss, sondern durch Ausbeutung) erworben gewesen zu sein,
... weil die reichsten 10% der Gesellschaft ihre Steuerlast durch Steuersparmodelle wie Stiftungen, Firmenbeteiligungen, Abschreibungen etc. ihre Gewinne erheblich senken können, und der normale Steuerzahler vom Mittelstand eben keine Steuersparmodelle und Sonderprivilegien hat,
... die Steuerprogression geradezu Arbeitnehmer dafür bestraft, dass sie fleissig sind, sich fortbilden und mehr zu arbeiten bereit sind, indem ihnen sehr früh von jedem zusätzlich verdienten Euro 45% plus Soli abgezogen wird, hingegen Reiche auf Sylt Kaviar und Champagner schlürfen, und sich über die ‚faulen Hartz IVer‘ aufregen - und damit aber eigentlich meinen, dass sie benachteiligt wären, selber aber pauschal besteuert werden UND diese Besteuerung noch kleinrechnen können, und
... weil der durchschnittliche Arbeitnehmer ja von seinem bereits mit bis 45% plus Soli versteuerten Einkommen ebenfalls doppelt und dreifach Steuern zahlen muss, da ist der Staat ja sehr kreativ.
Mir entzieht sich, warum man explizit x-fache Millionäre und Milliardäre schont, und sich dann aber bei der Mittelklasse gnadenlos doppelt und dreifach bedient. Ab einem bestimmten Einkommen hätte ich sogar nix dagegen, wenn die Steuer bei 90% liegen würde.
Ich denke, dass unsere Gesellschaft durch dieses Messen mit zweierlei Maß erkrankt ist, und dass es mehr Steuergerechtigkeit braucht, damit es die Gesellschaft mittelfristig nicht zerreisst.
Trotzdem ich ein Nutznießer der aktuellen (sehr schonenden und bequemen) Pauschale von 25% bin, würde ich es als sehr sinnvoll ansehen, wenn diese angehoben würde, z.B. auf 30-35%, weil es einfach bezüglich den normalen Steuerzahlern gerechter wäre.
Weil ich es eben ungerecht finde, dass einer hart arbeitenden Familien worst case von jedem Euro 45% plus Soli abgezogen und dann mehrfach besteuert wird, hingegen mir nur 25% abgezogen werden.
Ich finde es absolut unnötig, dass die reichsten 10% (glaube, es sind sogar nur 5%) unserer Gesellschaft mehr als 50% (glaube, es war sogar mehr) des gesamten Kapitals in Deutschland in sich vereinen, und ich finde es absolut unnötig, dass einzelne Menschen mehrere Milliarden Euro besitzen, und dann noch steuerlich geschont werden, hingegen jeder Hartz IVer von A bis Z durchleuchtet wird, und den Offenbahrungsleid leisten muss, während andere bräsig von „spätrömischer Dekadenz“ parlieren, und bei sich diese nicht bemerken.
Dazu weiß ich noch sehr gut, was körperliche Arbeit bedeutet, als dass ich das anders sehen könnte.
Wie soll es in unserer Gesellschaft weitergehen, wenn ein Hartz IVer, der zum aufbessern seiner kargen Mittel betteln geht, von der Agentur abgestraft, und in die Öffentlichkeit gezerrt wird, weil er sich „bereichern“ würde - hingegen die Zumwinkels, Hoeness‘ und andere Reiche / Steuerflüchtlinge mit Samthandschuhen angefasst, und von der Politik und Gesellschaft trotz erwiesenem Steuerbetrug weiterhin hofiert werden.
Kein Mensch braucht ‚Milliarden‘ zum leben, und solange es Menschen gibt, die unverschuldet in Hartz IV reinrutschen, und darunter leiden, sehe ich es als unmoralisch an, dass Einzelne derart viel, und so viele nichts besitzen, und dass der Staat dabei zusieht.
Die pauschalen 25% plus Soli auf Kapitalerträge waren hilfreich, solange man die Reichen hofieren, und sie von der der Steuerflucht hin zu Steuerehrlichkeit erziehen wollte. Nun hat man die Steueroasen* ein wenig besser im Griff, und daher gibt es für den ungerecht niedrigen Prozentsatz und die Bevorteilung von Kapital gegenüber Einkommen keinen Grund mehr.
Das Wort „Steuergerechtigkeit“ darf nicht weiter zur leeren Worthülse verkommen. Eine Anhebung der Pauschale auf Kapitalerträge auf den von Arbeitnehmern durchschnittlich gezahlten Steuersatz (irgendwo bei 30%, wer zu viel zahlt, holt sich das am Jahresende wieder) wäre deswegen meiner Meinung nach längst überfällig.
Und der Finanzminister darf gerne weiter seine Kavalerie in Richtung Steueroasen schicken.
___ * Und dennoch wird weiter hinterzogen - man muss sich nur die Panama Papers anschauen, und dann weiß man, dass das weitergeht. |