IHS Solar erwartet in Q3 einen Nachfrageeinbruch in China von bis zu 80%. Danach würden dann in China in Q3 dann nur noch so um die 1 GW Solar installiert werden. In Q1 waren es 7 GW und in Q2 laut IHS sollen es etwa 6 GW werden. Dieses Szenario war bekannt, denn dass China die 13 GW im 1. Hj. niemals halten kann im 2. Hj. war ja komplett logisch. Für Q4 geht dann IHS wieder von einem Wachstum aus auf rd. 4 bis 5 GW..
Vor allem beim US-Solarmarkt rudert IHS jetzt kräftig zurück, denn laut IHS werden nun doch viele Solarprojekte von 2016 auf 2017 verschoben. Hat ja Jinko auch erwähnt, aber laut den Jinko-Aussagen betrift sie das nicht Neue Absatzschätzungen zum US-Solarmarkt gibt IHS nicht an. Bis jetzt lagen ihre Schätzungen für die USA bei 16 GW in diesem Jahr.
Wichtiger als die Nachfrage sind jedoch die Preise und hier erwartet IHS im 2. Hj. einen Modulpreisrückgang von um die 10%. So ganz wundert mich das nun nicht, denn im 1. Hj. wo ja sonst die Modulpreise immer kräftig gefallen sind sind sie in diesem Jahr kaum gefallen, weil es in China diese riesige Vorzieheffekte gab.
IHS erwartet in China im 2. Hj. Modulpreise zwischen 0,44 bis 0,46 $/W. Anfang des Jahres lagen in China die Modulpreise noch bei 0,52 $/W und aktuell bei 0,50 $/W. In den USA geht IHS davon aus, dass die Modulpreise im 2. Hj. gg. dem 1. Hj. um die 10% fallen. Anfang des Jahres lag in den USA der Modulpreis bei 0,61 $/W und in Q2 dürfte er so bei 0,58/0,59 $/W liegen. Also sollen sich in den USA im 2. Hj. die Modulpreise bei etwa 0,52 $/W bewegen. Diesen Modulpreis kann ich mir jetzt aber nicht vorstellen, denn bei diesen Preisen wird kein Modul aus chinesischer Produktion in den USA verkauft werden, denn da könnten die Chinesen aufgrund der Strafzölle gleich auch noch Geld hinterher schicken.
Laut IHS wird für die Modulanbieter China im 2. Hj. ein Verlustgeschäft werden, denn ihre Bruttomargen werden von rund 20% im 1. Hj. auf einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zurückgehen. Diese Einschätzung kann ich jetzt bei Jinko nun gar nicht nachvollziehen. Jinko z.B. hatte in Q1 Produktionskosten von 0,37 $/W und selbst wenn Jinko ihre Kosten im Laufe des Jahres nicht weiter runter bekommen würde würde Jinko bei einem Modulpreis von 0,45 $/W immer noch auf eine Bruttomarge von um die 20% kommen (in Q1 waren es etwa 27%). Inkl. teurer Zelleinkauf würde die Bruttomarge im 2. Hj. in China dann aber nur noch bei um die 13% liegen. Wohlgemerkt aber nur dann wenn Jinko ihre Kosten nicht weiter runter bekommen würde.
In den USA könnte Jinko mit einem Modulpreis im 2. Hj. von 0,54 $/W noch einigermaßen gut leben, aber mit den 0,52 $/W die IHS anvisiert nicht mehr zu sehr. Mit der Malaysia-Produktion würde zwar Jinko bei einem Modulverkaufspreis von 0,52 $/W immer noch auf eine gute Bruttomarge in den USA auf etwa 20% kommen (in Q1 waren es hier ca. 26%), aber aus der chinesischen Produktion mit dem 33%igen Strafzoll oben drauf wären es gerade mal noch 2% (in Q1 waren es hier ca. 14%).
So ganz dramatisch sehe ich das mit der Gefahr eines sehr deutlichen Verfalls der Bruttomarge bei Jinko wie IHS das erwartet derzeit (noch) nicht, aber es könnte dann wohl doch zu einem recht kräftigen Rückgang der Bruttomarge im 2. Hj. kommen. In Q1 lag die Modulbruttomarge von Jinko bei sehr guten 20,6% (hier machte sich natürlich deutlich bemerkbar, dass die Modulpreise in Q1 kaum gefallen sind und die Inhouse-Kosten um 5% gesenkt werden konnten) und in Q2 wird sie bei um die 19,5% liegen meiner Schätzung nach. Wenn es denn so kommt wie IHS das so schätzt, dann dürfte bei Jinko die Modulbruttomarge im 2. Hj. wohl auf 12 bis 14% fallen. Wobei aber der zentrale Punkt bei der Bruttomargenentwicklung sein wird in wie weit kann Jinko im Laufe des Jahres ihre Kosten runter bringen. 0,35 $/W an Inhouse-Kosten in Q4 halte ich bei Jinko durchaus für realistisch, also rd. 10% in diesem Jahr und bei den Blended Costs von 12,5%.
Wo ich absolut konform bin mit IHS es wird im 2. Hj. zu einem weiteren Konsolidierungsprozess kommen, denn die vielen Tier 2 und Tier 3 China-Solaris können bei Modulpreisen von 0,45 $/W in China und Indien einfach nicht mehr überleben, weil sie schlicht und einfach nicht das Geld dazu haben um durch neue Fertigungslinien (z.B. PERC), Upgrades (z.B. Umstellung auf 4 bis 5 Busbars bei den Modulen bzw. Entwiclung von 1.500 V Modulen) bzw. durch F&E-Leistungen (Black Silicon) ihre Kosten deutlich senken zu können.
Bis jetzt bin ich in diesem Jahr bei Jinko von einem Modulpreisrückgang von 9,8% ausgegangen (von 0,56 auf 0,505 $/W). 3% im 1. Hj. und 7% im 2.Hj.. Dabei bleibe ich aber mal und hier würde ich im 2. Hj. auf eine Bruttomarge bei Jinko von nach wie vor guten 19,5% kommen mit der Berücksichtigung aber, dass die Inhouse-Produktionskosten im 2. Hj. um weitere 0,02 $/W bzw. 5% auf 0,35 $/W gesenkt werden können und die Blended Costs sogar um 7% bzw. 0,03 $/W auf 0,40 $/W (deutlich höhere Malayasia-Produktion, deutlich niedrigere Zell- und Wafereinkaufspreise). Könnte Jinko ihre Kosten im 2. Hj. nicht weiter senken, dann würde ich auf eine Bruttomarge im 2. Hj. von nur noch 13% kommen, aber mit diesen 13% würde Jinko nach den operativen Kosten und Zinsaufwendungen wohl gerade noch einen kleinen Nettogewinn ausweisen können.
Das sind jetzt sehr viele Zahlen/Zahlenspiele gewesen, aber es ist halt mal nun so die Solarwelt ist mittlerweile deutlich komplexer geworden als sie noch vor 2, 3 Jahren war. Letztendlich sind aber diese Aussagen/Einschätzungen von IHS Solar alles andere als positiv für Jinko und Co und man muss nun echt aufpassen ob die Börse diese doch meiner Erachtens sehr drastische IHS-Aussage, dass die Bruttomargen im 2. Hj. um rd. 10% im Schnitt fallen werden bei den Modul/Zellbauer für 100% übernimmt. Wenn Ja, dann könnte es für die Kurse brandgefährlich werden.
Hier der Link zu den IHS Schätzungen:
https://technology.ihs.com/579238/...second-half-of-2016-deteriorates
|