Gold & Gesellschaft: Verteidiger des Merkellandes
Weiterwursteln im Merkelland hat der SPIEGEL in seinem heutigen Leitbericht die Ergebnisse der Schwarz-Gelben Koalition übertitelt. Während der Koalitionsverhandlungen wird die Geisteshaltung der Unionsleute wie folgt beschrieben: Wir ändern hier gar nix.
Ist das konservative Politik in Reinkultur, denn abgeleitet von dem lateinischen Verb conservare bedeutet konservativ eine Richtung, die bewahren oder sichern will. Was gilt es denn zu sichern: Trotz einer schweren Krise weiterhin so tun, als gebe es keine Krise. Oder jegliche Kontur einer zukunftsorientierten Politik zu vermeiden, damit man sich nicht mit irgendeiner Wählergruppe anlegen muss. Unentschiedenheit bleibt Programm hat der SPIEGEL diese Geisteshaltung umschrieben.
Merkel als Meisterin der enttäuschenden Kompromisse, die sich aber trotzdem als Erfolg vor dem Volk verkaufen lassen.
Was sind eigentlich die treibenden Kräfte innerhalb der Union. Wohin will man. Welche Perspektiven möchte man in der Zukunft umsetzen. Nun hat Merkel mit der FDP ihr Wunschbündnis gefunden. Ausreden wie in der Großen Koalition, dass man nur Minimal-Kompromisse erzielen könne, zählen jetzt nicht mehr. Die Union verharrt trotzdem im Zustand der politischen Leichenstarre. Wer hätte das erwartet.
Wenn man Äußerungen von Christian Wulf oder anderen Unions-Granden während der Koalitionsverhandlungen mit der FDP verfolgt hat, dann hat man sich eher an kontroverse Verhandlungen der SPD mit der FDP erinnert gefühlt. Klassische Unions-Thesen wurden anscheinend völlig über Bord geworfen. Und da wundert es plötzlich keinen mehr, dass die Union den ausufernden Sozial-Staat verteidigt. Bloß nichts ändern. Die Union als Verteidiger des Merkellandes. Der gesamte sozialpolitisch-industrielle Komplex kann aufatmen. Bis auf wenige kritische Worte haben deren Anführer ihre Truppen in den Kasernen gelassen.
Die Personal-Wahl im Kabinett zeigt das ganze Dilemma von Merkel & Co: Ein strahlender Guttenberg in den Zeitungen wäre eine Gegenthese zu den Dienstgesichtern von Merkel und Seehofer lästerte der SPIEGEL heute. Was sind denn Dienstgesichter: Personen, die ohne inneren Antrieb und perspektivlos die Tage bis zu ihrer Pensionierung zählen. Die Auswahl von dem schon als Innenminister gescheiterten Wolfgang Schäuble zum neuen Bundesfinanzminister deutet eher auf Totengräber-Stimmung anstelle einer Perspektive hin. Sein Vorgänger Peer Steinbrück hatte zumindest aus seiner Tätigkeit als Finanzminister in NRW eine gewisse Erfahrung mit Finanzen. Aber mit Schäuble haben wir ein weiteres Dienstgesicht im Kabinett. Wie ermutigend, wenn die nächste schwere Welle des Finanz-Tsunamis auf uns zurollen wird.
Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, als warte die neue Regierung auf den nächsten Einschlag. Die nächste kritische Situation wie vor einem Jahr. Abwarten ist zwar erst einmal schonend für die Nerven des deutschen Volkes, aber konsequent. Denn man hat ja bereits das Ende der Wirtschaftskrise verkündet.
Fehlt eine politische Perspektive und werden keine Maßnahmen sichtbar, die Krise in den Griff zu bekommen, wird persönliche Zukunftssicherung dringender denn je. Wer denkt, er können wie Merkel & Co auch in seiner persönlichen Lebensplanung so weiterwusteln, den wird eher früher als später die Realität einholen. Denn irgendwann wird es heißen: Merkelland ist abgebrannt. Die Union geht das Risiko ein, im Strudel des untergehenden Merkellandes selbst in die Tiefe gerissen zu werden. Der Bürger muss ohne vaterländische Händchenführung selbst aktiv werden.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Die größte Bond-Versteigerungsaktion in der Geschichte der Vereinigten Staaten ist heute angelaufen. Diese Woche müssen $182 Mrd an U.S. Treasuries am Markt platziert werden. Allein $59 Mrd am heutigen Tag. Ich habe in meinem Kommentar am letzten Freitag schon gemutmaßt, dass dies die letzte Chance für das Gold-Kartell sein wird, noch einmal seine Krallen zeigen zu können.
Man muss sich die Zahl $182 Mrd einmal auf der Zunge zergehen lassen. Wir sprechen hier von einem Platzierungs-Volumen für eine Woche. Woher soll denn dieses Geld kommen. Welche Investoren haben ein so hohes Vertrauen in den amerikanischen Staat, um ihr Geld in solche Papiere zu investieren.
Nein, dies ist alles nicht mehr schlüssig. Da können die FED und die Treasury noch mit Hilfe von Flow-of-Fund Zahlen und einer angeblich stagnierenden FED-Bilanz aufwarten so viel sie wollen. Das macht dem Beobachter nur um so deutlicher, dass hier gezielt Daten in großem Umfang gefälscht werden.
Von den $182 Mrd werden vielleicht noch die letzten Investment-Affen $20 oder $30 Mrd aufnehmen. Der Rest, das heißt über $150 Mrd wird die elektronische Gelddruck-Maschine der FED beisteuern.
Heute musste man aber kurzfristig Liquidität vom Markt abschöpfen. Und das begann um 16:00 Uhr MEZ. Prompt ist der Euro von $1,5020 bis 19:30 Uhr MEZ auf $1,4840 gefallen. Ein Rückgang um 2 Cent oder 1,3 Prozent stellt am Devisen-Markt eigentlich einen Dammbruch zu Lasten einer Währung dar. Welcher Damm ist heute im Euro-Raum gebrochen.
Keiner. Nur die EZB-Vasallen sind vor den kläglichen Hilfeschreien von Larry Summers und Ben Bernanke wieder einmal eingebrochen. Das stützt (wieder einmal) meine These, dass es eine isolierte Dollar-Krise nicht geben wird. Eine Dollar-Krise wird deshalb auch alle anderen Währungen gleichzeitig mit in den Tod reißen, wenn sie ausgebrochen sein wird.
Am Goldmarkt herrschte schon am Vormittag gespannte Stimmung. Im asiatischen Markt tendierte Gold zwar im Vergleich zum New Yorker Schlussstand praktisch unverändert. Aber im Londoner Handel kam langsam Druck auf. Der A.M. Fix mit $1.055,00 (EUR 701,65) und der P.M. Fix mit $1.054,00 (EUR 702,20) haben schon angezeigt, was sich heute in Planung befand. Mit dieser Plan A Aktivität läutet das Gold-Kartell üblicherweise einen Angriff im verbleibenden Handel an der COMEX ein.
Und so kam es denn auch. Die Marke von $1.050 konnte zwar im physischen Handel trotz massiven Abwurf von Zentralbank-Gold verteidigt werden, aber das Gold-Kartell weiß nur zu gut, dass eine Reihe von spekulativen Longs nach dem tagelangen Ritt innerhalb des Korridors von $1.050 bis $1.070 die Reißleine ziehen würde, wenn die Marke von $1.050 nach unten durchbrochen werden würde.
Der Entzug von Dollar-Liquidität ist gut an der Entwicklung der Aktien-Indizes zu beobachten. Um 16.00 Uhr MEZ begann der Druck an den Devisen-Märkten auf den Euro (und andere Währungen) und um 17:00 Uhr MEZ drehte der Dow Jones Industrial Average von leicht positiven Vorzeichen stark ins Minus. Erst bei 9.800 Punkten war erst einmal Schluss. Der DJIA ebenso wie der S&P500 leben nur von der Dollar-Liquidität der FED. Wird diese entzogen, dann geht der Index seinen natürlichen Weg: Nach unten.
Für Bloomberg war die positive Entwicklung des Dow anfangs den positiven Unternehmens-Zahlen von Microsoft & Co geschuldet. Nachdem der Dow nach unten drehte, liest man nun folgendes (Anmerkung: der alte Bericht ist natürlich verschwunden): Stocks in U.S. fall, led by Banks, on Concerns Homebuyer Tax Credit to End. PRICE ACTION MAKES MARKET COMMENTARY. Oder besser gesagt: Ahnungslosigkeit auf ganzer Front. Kein Wunder, dass die Investment-Gemeinschaft einer blökenden Schaf-Herde ähndelt.
Um 16:00 Uhr MEZ stand Gold noch bei $1.059 und wurde in den folgenden 3,5 Stunden auf bis zu $1.040 zum Schluss des Handels an der COMEX gedrückt. Ein Verlust von 1,8 Prozent. Und ein Beweis, dass das Gold-Kartell auf dem Schlachtfeld gegen die spekulativen Teilnehmer doch noch Siege einfahren kann.
Der Entzug von Dollar-Liquidität und das massive Versteigerungs-Volumen heute haben auch den Real-Renditen der 10-jährigen Treasury Notes nicht gut getan: 3,6 Prozent lautete die heutige Real-Rendite, d.h. 0,1 Prozent-Punkte höher als am Freitag.
Platin musste heute in dem Betrachtungs-Fenster $36 auf $1.330 abgeben und verlor 2,6 Prozent. Das bei solchen Gelegenheiten immer gerne vom Gold-Kartell geknüppelte Silber verlor sogar 4,2 Prozent und musste ernsthaft um die $17-Marke kämpfen. Man sieht, dass Silber zumindest auf der Einkaufsliste vom Big Money keinen hohen Rang belegt. Kein Wunder bei dieser miserablen Wertdichte. Wer riskiert bei $15.000 schon einen Bandscheiben-Vorfall, wenn er damit in Gold mehr als $900.000 und in Platin fast $1,2 Mio unterbringen kann.
Die heutige Entwicklung bei Gold sollte sich bis an die Grenze von $1.000 ausdehnen. Erst dann würden die zittrigen Hände den Markt verlassen und ein freies Feld für die nächste massive Aufwärtsentwicklung in Richtung Gold $1.100 legen. Wahrscheinlich werden die ersten Jammerer auf den diversen Goldseiten wieder in Erscheinung treten. Trotz des Bruchs der $1.050er-Marke konnte Geld sich heute noch ganz gut halten.
Silber muss den heutigen Tiefschlag erst einmal verdauen.
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