nochmal der Rest des Artikels.
... Keine Angst vor Neuköllner Verhältnissen
Paradoxerweise liegt das, so zumindest mein bescheidener Alltagseindruck, nicht zuletzt an der von Buschkowsky geführten Verwaltung. Die hat, dies sei allen zugerufen, die sich bei der Kritik am Bürgermeister in wohlfeilem „Dann soll er’s halt besser machen, er hat doch schließlich die Macht“ ergehen, gerade uns junge Eltern im vergangenen Jahr immer wieder beeindruckt. Mit gutem Service, sinnvoller Lebenshilfe und fein kuratierten Angeboten. Vom ersten Behördenkram bis zur Kita-Suche – alles wird verständlich erklärt und veranschaulicht. Sozial- und Sachbearbeiter gehen aktiv und offen auf Klienten zu, die Mehrsprachigkeit von Broschüren und Bezugspersonen scheint dabei hervorragend gegeben, ohne dass dadurch, #yallacsu, das Deutsche erkennbar Schaden nähme. Auch sonst präsentiert sich alles, was im weitesten Sinn mit öffentlicher Fürsorge zu tun hat – Kitas, Krankenhäuser undsoweiter –, topp in Schuss und sinnvoll angelegt.
Das Beste an allem aber ist: Geht man davon aus, dass soziale Dynamik auch Folge öffentlicher Institutionen ist, die helfen und fördern, verschiedene Communitys zu einem sozialen Körper zu formen, scheint das Ganze auch Früchte zu tragen. Zumindest habe ich noch an keinem Ort gelebt, in dem deutlich sichtbar eine so breite, differenzierte, bildungs- und aufstiegsorientierte Mittelschicht mit Migrationshintergrund das öffentliche Leben prägt. Die Parallelgesellschaft – in den südwestlichen Vororten scheinen mir das am ehesten die biodeutschen Kneipenhänger, die im Suff auf „die Ausländer“ schimpfen, derweil Ärztinnen, Apotheker und Schuhmacher mit türkischen oder arabischen Nachnamen Leistung abliefern.
So in etwa wird das alles dann auch dem West-Besuch am Nutztiergatter erklärt, der daraufhin gern einwendet: „Aber der Herr Buschkowsky denkt sich das ja nicht alles aus!“ Nein, tut er nicht. Aber offensichtlich ereilt den, der als Problemlöser ständig mit den Problemen konfrontiert ist, irgendwann eine bestimmte Form der Betriebsblindheit. Damit die nicht weiterhin dient, Vorurteile im Innern des Landes zu verfestigen, musste ihm hier mal gedankt werden. Dafür, dass man alles auch ganz anders sehen kann als er.
Dieser Text erschien als Rant in unserer Samstagsbeilage Mehr Berlin. |