29.04.2008 16:35 freenet AG: halten (SES Research GmbH) Hamburg (aktiencheck.de AG) - Der Analyst von SES Research, Jochen Reichert, stuft die Aktie von freenet (ISIN DE000A0EAMM0 (News/Aktienkurs)/ WKN A0EAMM) unverändert mit "halten" ein.
Mit dem Erwerb von debitel konsolidiere freenet den Mobilfunk Service Provider-Markt. Es entstehe ein MSP (Mobilfunk Service Provider) mit knapp 19 Mio. Mobilfunkkunden in Deutschland bzw. 20% Marktanteil (Nr. 3 der Branche). Auf pro forma-Basis hätten freenet und debitel zusammen einen Umsatz in 2007 von EUR 5,3 Mrd. sowie ein EBITDA von EUR 362 Mio. (davon EUR 348 Mio. aus dem Mobilfunk-Geschäft) erzielt.
Die Vorteile des Deals seien im Wesentlichen Folgende: Zusammen hätten beide Unternehmen mehr als 1.000 eigene Shops sowie mehrere 1.000 Vertriebspartner. debitel und freenet seien in 2007 zusammen auf ein Bruttoneukundengeschäft von rund 6 Mio. Kunden gekommen. Damit würden die Netzbetreiber an debitel nicht vorbeikommen, da debitel für die Netzbetreiber einen gewichtigen Umsatzbringer darstelle. Auf der Einkaufsseite sowie bei IT, Billing und Software könnten Synergien realisiert werden.
Die Transaktion bestehe aus drei Komponenten: Kapitalerhöhung um 32 Mio. freenet-Aktien (24,99%) zu einer Bewertung von EUR 11,24 bzw. knapp EUR 360 Mio., ein Verkäuferdarlehen in Höhe von EUR 132,5 Mio. sowie Schulden in Höhe von rund EUR 1,13 Mrd.
Somit liege der Enterprise Value für debitel bei knapp EUR 1,61 Mrd. In 2007 habe debitel ein bereinigtes EBITDA in Höhe von EUR 255 Mio. erzielt. Dies entspreche einer EV/EBITDA-Relation von 6,3.
In den Verträgen zwischen freenet und Permira seien laut Aussagen von freenet keine Vertragsbestandsteile (Kartellamt ausgenommen), unter denen die Parteien unter bestimmten Bedingungen vom Vertrag zurücktreten könnten.
Für Großaktionäre dürfte es schwierig sein, gegen die APAX-Offerte vorzugehen. Zum einen habe freenet die Genehmigung der letztjährigen Hauptversammlung, das Kapital für Akquisitionszwecke zu erhöhen. Zum anderen ändere sich der Geschäftszweck der Gesellschaft durch den Deal nicht, auch wenn vor der debitel-Übernahme das Mobilfunksegment rund 63% zum Konzernumsatz beigetragen habe und der Anteil nach der debitel-Übernahme auf über 85% steige.
freenet erwarte in 2009 ein EBITDA von mindestens EUR 450 Mio. Die EBITDA-Guidance hänge im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Erstens, inwieweit könnten Synergien realisiert werden, und zweitens, wie werde die Kundenwachstumsstrategie in 2008 und 2009 aussehen. Die EBITDA-Marge könne optimiert werden, indem auf Neukundengeschäft verzichtet werde.
Um die Kundenzahl von 19 Mio. konstant halten zu können, müsse freenet pro Jahr aufgrund der hohen Kündigungsrate (mehr als 25%) ca. 5 Mio. Neukunden gewinnen. Unter der Annahme, dass 50% der Neukunden klassische Vertragskunden seien und durchschnittlich die Kundenakquisitionskosten für Neukunden bei ca. EUR 250 liegen würden, müsste freenet für 5 Mio. Neukunden Kundenakquisitionskosten von rund EUR 625 Mio. aufwenden.
Mit der debitel-Übernahme konsolidiere freenet den Mobilfunkmarkt und steige zur Nummer drei in Deutschland auf. Die Vorteile würden in der Marktmacht sowie im Synergiepotenzial (Einkauf, Personal, Vertrieb, IT, Billing, Customer Care) liegen. Jedoch würden nach Closing der Transaktion die Finanzschulden von freenet bei rund EUR 1,2 Mrd. liegen. Dies entspreche bezogen auf ein pro forma-EBITDA 2007 einem Net Debt/EBITDA-Multiplikator von 3,3.
Das primäre Ziel der Gesellschaft dürfte sein, die hohe Verschuldung abzubauen. Hinzu komme, dass sich eine Integration beider Gesellschaften nicht einfach gestalten sollte. Schließlich würden die Bedingungen auf dem Mobilfunkmarkt weiter schwierig bleiben (hohe Kundenakquisitionskosten, hohe Wettbewerbsintensität).
Das neue Kursziel laute auf Basis des EV/EBITDA-Ansatzes EUR 11,90 (alt EUR 13,40).
Das Rating der Analysten von SES Research für die freenet-Aktie bleibt "halten". (Analyse vom 29.04.2008) (29.04.2008/ac/a/t) Analyse-Datum: 29.04.2008 |