Zielstrebige Mobilfunker
Von Thorsten Winter 01. April 2008
Seine Karriere mutet beinahe amerikanisch an. Der Mann mit dem Bronze-Teint und dem freundlichen runden Gesicht hat dereinst als Radio- und Fernsehtechniker angefangen, steht jetzt aber an der Spitze einer börsennotierten Unternehmensgruppe und hat für mächtig Wirbel in der Mobilfunk-Branche gesorgt. So beteiligte sich die von Paschalis Choulidis geführte Drillisch AG aus Maintal an dem erheblich größeren Konkurrenten Freenet AG und ging dafür eine Allianz mit United Internet ein, einem der führenden Internetdienstleister hierzulande.
Zudem entwickelt sich das Geschäft der Drillisch AG sehr ordentlich. Das Unternehmen kauft als Service-Provider bei Mobilfunk-Netzbetreibern große Pakete an Gesprächsminuten ein, vermarktet diese mit eigenen Marken und Tarifen – und hat damit im vergangenen Jahr 361,5 Millionen Euro umgesetzt und 24,3 Millionen Euro verdient. Mehr als jemals zuvor.
500.000 Kunden hinzu gewonnen
So gibt sich der Vorstandssprecher mit griechischen Wurzeln selbstbewusst, als er die Jahresbilanz 2007 vorstellt. „Es ist jedes Jahr das gleiche – wir können berichten, dass wir die Substanz verbessert haben.“ Während die Zuhörer sich Wildschweinpastetchen an Selleriesalat schmecken lassen, stellt Choulidis im anthrazitfarbenen Anzug fast ohne Punkt und Komma den Konzern vor, wobei er ohne das verbreitete Manager-Denglisch auskommt. Vor allem aber reiht er Zahlen aneinander.
Drillisch hat demnach innerhalb von zwölf Monaten die Teilnehmerzahl auf 2,2 Millionen gesteigert – ein Plus von beinahe 30 Prozent. Wer es noch nicht weiß, erfährt auch, dass es hierzulande rund 96 Millionen Mobilfunk-Verträge gibt, das sind etwa 1,2 je Einwohner. „Ich habe zwei“, sagt der Vorstandssprecher mit einem Lächeln. Welche Tarife er nutzt, behält der 1963 geborene Mann, der als geradlinig, verlässlich und loyal beschrieben wird, aber für sich.
Knallharter Rechner
Kein Hehl macht er indes aus seiner Meinung, bei den Mobilfunktarifen sei durchaus noch Luft, nachdem zu Jahresbeginn die Minutenpreise schon purzelten. „Wir haben selber auch Potential“, sagt er, obwohl Drillisch die jüngste Preisrunde eröffnet hatte. Dabei will Paschalis Choulidis, der wie sein fünf Jahre älterer Bruder, der Vertriebs- und Marketingvorstand Vlasios Choulidis, selbst eine stattliche Anzahl von Drillisch-Aktien hält, Geld verdienen, wie er hervorhebt. Deshalb gilt es für ihn, die Kosten im Griff zu behalten. Doch nicht nur dabei erweist er sich als knallharter Rechner: „Wir haben immer gesagt: Service-Provider, vereinigt euch – und das am besten unter dem Dach von Freenet. Denn da sind Verlustvorträge, die man nutzen kann.“
Derweil hört Vlasios Choulidis auf dem Stuhl daneben aufmerksam zu. Er schaltet sich erst ein, als das Referat zu Ende ist und sein Bruder nicht nur Zeit für einen Schluck Mineralwasser findet, sondern wie die Gäste der Präsentation auch sich Kalbsrücken mit gebratenen Edelpilzen und Karotten zuwenden kann. Dabei lässt der Marketingvorstand anders als sein Bruder hin und wieder einen regionalen Zungenschlag erkennen. Was nicht verwundert, schließlich haben beide viele Jahre in Großauheim verlebt und 1998 in Maintal mit Alphatel ein in 1998 in Drillisch aufgegangenes Unternehmen gegründet.
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