Biotechnologie GPC Biotech im Auge behalten
01. Oktober 2002 Wieder gute Nachrichten von GPC Biotech. GPC erwirbt vom amerikanischen Branchenkollegen NeoTherapeutics die weltweit exklusive Lizenz für den Krebswirkstoff Satraplatin. Experten bewerteten die Konditionen als günstig, worauf der Nemax-50-Wert bis Dienstagmittag 8,47 Prozent auf 2,56 Euro gewinnt. Am Morgen waren es schon über 26 Prozent Zuwachs.
Allerdings muss man den erfreulichen Kurszuwachs ins Verhältnis zu dem verheerenden Wertverlust der vergangenen Monate setzen: Allein im September verlor die GPC-Aktie über 44 Prozent ihres Wertes. Von ihrem August-Schlusskurs von 4,25 Euro trennen sie damit immer noch rund 66 Prozent.
Analysten angetan
NeoTherapeutics soll eine Lizenzzahlung von zwei Millionen Dollar erhalten sowie weitere Zahlungen mit Beginn der Behandlung von Patienten in Phase drei der klinischen Entwicklung, die zur Marktzulassung erforderlich ist: eine Lizenzzahlung von einer Millionen Dollar sowie eine weitere Million Dollar für die Ausgabe von NeoTherapeutics-Aktien an GPC Biotech. GPC soll darüber hinaus erfolgsabhängige Zahlungen von bis zu 18 Millionen Dollar an NeoTherapeutics leisten. Die Satraplatin-Phase-II-Studien für Prostatakrebs und andere Krebsarten seien erfolgreich abgeschlossen worden. GPC Biotech erwartet, 2003 mit der Phase III, der letzten Phase der klinischen Entwicklung, zu beginnen.
Zwar habe GPC Biotech diesen Schritt seit längerem angekündigt, doch sei es eine gute Nachricht, dass es dem Unternehmen gelungen sei, das Versprechen unter den bestehenden Marktbedingungen einzulösen, meinen die Analysten von Consors Capital. Den vereinbarten Preis halten sie für „relativ moderat“. Als Kursziel könnten Notierungen zwischen acht und neun Euro genannt werden. Auch Patrick Fuchs von der DZ Bank bezeichnet den Lizenzerwerb als „guten Deal“ und bestätigt seine Einstufung „Akkumulieren“.
Leicht ist man als Anleger auch geneigt, den ultimativen Erfolg des Medikaments zu unterstellen - die Erfahrung hat aber gezeigt, dass auch ein Wirkstoff, der es bis in die dritte klinische Phase schafft, noch kläglich scheitern kann.
Kursrisiken überwiegen noch
Bisher hat das Management von GPC Biotech allerdings noch nie enttäuscht und stets das Erreichen der Gewinnschwelle nicht vor dem Jahr 2006 in Aussicht gestellt. Doch auch ein stetig positiver Nachrichtenfluss, vor allem empfangene Meilensteinzahlungen und der Einstieg von Altana im November 2001, hat den Abwärtstrend nicht aufhalten können. Für den sind aber vor allem das Branchensentiment und die verheerende Verfassung des Neuen Marktes verantwortlich zu machen.
Die Börse hat zu Zeiten zwar sehr viel Fantasie, aber selten die Geduld, sie auch durchzuhalten - die Charts der Biotech-Firmen sind der beste Beleg dafür. Für interessierte Anleger besteht daher kein akuter Handlungsbedarf, da die Kursrisiken noch immer überwiegen. Denn trotz der Tagesbewegung ist der Abwärtstrend völlig intakt, was einen Einstieg erst dann sinnvoll macht, wenn sich ein echter Aufwärtstrend etabliert hat.
|