Kreditkrise in Amerika
Immobilienkrise - noch ist sie nicht ausgestanden
24. April 2007 Mit deutlichen Kursgewinnen sind die internationalen Börsen in den vergangenen Wochen nach oben gelaufen und haben nach einer kurzen, deutlichen Zwischenkonsolidierung von Ende Februar bis Mitte März wieder neue Mehrjahres- oder sogar Rekordhochs markiert.
Das heißt, der Risikoappetit der Anleger belebte sich rasch und deutlich wieder. Das zeigte sich auch den Währungsmärkten, wo trotz der zunehmenden Ungleichgewichte die so genannten Carry Trades wiederbelebt wurden. Nirgends zeigte sich das deutlicher als an einem neuen Allzeithoch von Euro-Yen Mitte des laufenden Monats.
Amerikanische Konjunkturzahlen sind nicht sonderlich ermutigend
Der Markt schien weiterhin davon auszugehen, dass sich Weltwirtschaft unbeeindruckt von der amerikanischen Konjunkturschwäche weiterhin robust entwickeln werde. Europa, Asien und auch die Energie- und Rohstoffstaaten könnten sich davon abkoppeln, lautete die These. Fragt sich nur, ob sie mit Blick auf weltwirtschaftliche Verflechtung auch realistisch ist.
Immerhin landeten in den vergangenen Jahren viele der weltweit hergestellten Produkte direkt oder indirekt bei amerikanischen Konsumenten, die wiederum massiv über ihre Verhältnisse lebten und leben. Das zeigt sich nicht nur an der negativen Leistungsbilanz der Vereinigten Staaten allgemein, sondern an der negativen Sparquote auf individueller Basis.
Der Konsum ließ sich lange Zeit finanzieren durch den immer intensiver werdenden Entsparungsprozess und zuletzt durch die „Vermögensbildung“ durch steigende Immobilienpreise. Hauskäufer konnten eine Zeit lang immer teurer werdende Immobilien immer günstiger refinanzieren und die Differenz konsumieren. Damit ist es allerdings inzwischen vorbei. Das zeigt sich nicht nur am S&P/Case-Shiller Index, der anzeigt, das die amerikanischen Hauspreise längst nicht mehr steigen, sondern fallen. Im März gingen die amerikanischen Hauspreise in 20 Metropolregionen um ein Prozent zurück.
Anhaltende Schwächezeichen am amerikanischen Immobilienmarkt...
Da sie in manchen Regionen Amerikas massiv gestiegen waren, dürften sie in den kommenden Jahren entsprechend fallen oder wenigstens stagnieren. Gleichzeitig haben viele Finanzinstitute aufgrund der zunehmenden Zahlungsschwierigkeiten ihre Kreditvergabepraxis verschärft. Alleine schon aus diesen Gründen dürfte das die Entwicklung im Immobilienbereich und indirekt im Konsum dämpfen.
Das ist jedoch nicht alles. Denn der Bestand an nicht verkauften Häusern hat in den vergangenen Monaten dramatischen zugenommen. Es dürfte längere Zeit dauern, bis der Markt die Überbestände „verdaut“ hat. In der Zwischenzeit haben Bauunternehmen sehr wahrscheinlich einen schwierigen Stand. Längst haben sie hohe Abschreibungen getätigt, ihre Belegschaften reduziert und ihre Erwartungen zurückgeschraubt.
Diese Entwicklung zieht negative Kreise bei allen damit zusammenhängenden Unternehmen und dürfte ihre Wirkung erst nach und nach erreichen, sowohl auf der Investitionsseite, als auch am amerikanischen Arbeitsmarkt. So dürfte es kaum verwundern, dass das Verbrauchervertrauen zurückgeht - es ist im April auf 104 gefallen -, dass die Anzahl der wiederverkauften Häuser sinkt - sie ging im März um 8,4 Prozent zurück im Monatsvergleich und auf den tiefsten Stand seit vier Jahren - und dass die Produktionsindizes der Zentralbanken der verschiedenen amerikanischen Bundesstaaten schwächeln. Am Dienstag deutet der Richmond Fed Index mit einem Stand von Minus elf keine sonderlich ermutigenden konjunkturellen Vorzeichen in der Atlantikregion der Vereinigten Staaten an. In diesem Sinne dürfte man den allgemeinen Wirtschaftsoptimismus mit einer gewissen Skepsis betrachten müssen.
... erste Krisensymptome in Europa
Aber die „Immobilienpreisinflation“ und mögliche Konsequenzen begrenzen sich keineswegs auf die Vereinigten Staaten. Denn auch in Europa sind die Preise in manchen Regionen in den vergangenen Jahren deutlich über den langjährigen Trend gestiegen und bergen zumindest bei inzwischen erhöhten Leitzinsen entsprechendes Konsolidierungspotential. Das dürfte unter anderem für den spanischen Markt gelten. Immerhin korrigieren am Dienstag an der spanischen Börse verschiedene Immobilienwerte deutlich (siehe auch: Turbulenzen, da Abkühlung am spanischen Immobilienmarkt .
Insgesamt dürfte sich die Immobilienkrise nicht nur nicht auf „ein kleines Sub-Prime-Segment“ in Amerika beschränken, sondern direkt und indirekt globale Wirkung zeigen. Diese kommt möglicherweise verzögert, aber sehr wahrscheinlich kommt sie. In diesem Fall dürften die Finanzmärkte empfindlich reagieren, da die anhaltend hohen Gewinnerwartungen der Unternehmen und auch der Anleger ad absurdum geführt werden könnten.
http://www.faz.net/s/...39B3C7171449730B62~ATpl~Ecommon~Sspezial.html