Ich möchte hier mal meine ganz persönliche Meinung zu Gold kundtun - ohne den Anspruch zu erheben, damit richtig zu liegen. Wie ihr wisst, war ich nie in Gold investiert und werde vermutlich auch niemals Gold kaufen - bis auf die Zahnbrücken und Inlays (Amalgam-Ersatz), in die ich bereits seit 20 Jahren "investiert" bin.
Trotzdem beobachte ich den Goldpreis "aufmerksam", zusammen mit dem Ölpreis, Rohstoffpreisen, EUR/USD, EUR/JPY und Aktien. Kennzeichen der "allgemeinen Assetblase" seit 2002 ist ja, dass Alles, was sich mit billigem Geld hochkaufen lässt, quasi "synchron" gestiegen ist.
D.h. wer 2002/2003 kaufte, hat ein Schnäppchen gemacht - egal ob er (oder sie) US-Immobilien, Öl, Aktien, Rohstoffe oder EUR/USD kaufte. Vorausgesetzt natürlich, es gab den rechtzeitigen "Exit" bei den ersten jeweiligen Schwächen in den Sektoren. Man musste demnach zuerst (2005) US-Immobilien, dann Aktien (Ende 2007) und zletzt (Mitte 2008), Gold, Öl, Rohstoffe, Euro/USD verkaufen. Dann hatte man den jeweils idealen Ausstieg am oberen Ende der "Preis-Fahnenstange".
Da die jüngste Rallye ab Jahresanfang (Rohstoffe/Gold/Öl) bzw. März (Aktien) wiederum liquiditätsgetrieben ist, läuft eine Art "Schattenblase" dessen, was wir bis 2005 im US-Hausmarkt, bis Ende 2007 im US-Aktienmarkt und bis Mitte 2008 im "Öl/Rohstoff/Gold/EUR-USD-Markt" sahen.
Diese "Billig-Geld-Mechanismen" sind daher abgeschwächt bis heute am Wirken - in "Schattenblasen", die man am klarsten beim Öl sieht (toppte kürzlich bei ca. 73 Dollar aus). Aktuell sehen wir mMn die Top-Bildung der "Aktien-Schattenblase". Auch Gold wird mMn die 1000-Dollar-Marke nicht nachhaltig überwinden - und womöglich nicht mal mehr erreichen.
Diese Schattenblasen dürften für mehrere Jahre die Letzten ihrer Art gewesen sein. Der demnächst mMn folgende Abverkauf wird sich querbeet durch alle Assetklassen ziehen - ähnlich wie im Herbst 2008.
Besonders absurd scheint mir zurzeit, dass die Aktienmärkte die weltweite Erholung feiern, während die Goldjünger mit Preisen um 950 Dollar bereits das kommende Ende des Finanzsystems einpreisen. Gerade in Gold-Thread ist am lautesten von Hyperinflation die Rede - obwohl sich in der Welt da draußen - mit Null Prozent Zinsen und immer weiter sinkenden Preisen (z B. US-Häuser) - eine eher deflationäre Entwicklung abzeichnet. Auch die US-Industrieauslastung - zurzeit auf 26-Jahres-Tief - und die rekordhohe Arbeitslosigkeit in USA und Europa sprechen klar gegen hohe Inflation. Das viele Geld, was u. a. die Fed druckt, bleibt bei den klammen Banken hängen und kommt gar nicht erst in Umlauf.
Wer also wird Recht behalten?
- Der Aktienmarkt, der auf "billiges Geld", schwache Inflation und eine demnächst wieder brummende Wirtschaft setzt? (Erholungs-Mirakel aus "Selbstheilungskräften" - ungeachtet extrem hoher Konsumenten- und Staats-Verschuldung, vor allem in USA.)
- Der Bondmarkt, der auf billiges Geld samt deflationärer Entwicklung setzt, die der Wirtschaft schadet (wie in Japan), aber die Anleihekurse hochbringt (deflationsgetriebene Bonds-Rallye)?
- Der Gold- und Rohstoff-Markt, der wegen des "weltweiten Geldschwemme" starke Inflation oder gar Hyperinflation mit der Abwertung oder im Extremfall gar Entwertung allen Papiergelds setzt?
MEIN TIPP: Die Bondshalter und Aktien-Shorts werden das meiste Geld verdienen, da wir ein weltweite deflationäre Entwicklung nach japanischem Muster sehen werden.
Fazit: Ich beobachte Gold, weil dessen von mir erwarteter Preisverfall auch ein Einstiegssignal für Aktien-Shorts setzt. Ich rechne damit, dass die jüngste "Schatten"-Assetblase den Weg aller Ballons geht (kontrollierte Inhaltsentweichung). Dabei ist auch Gold ein wichtiger EInzel-Indikator (neben Rohstoffen, Öl, EUR/JPY) für "abklingende Euphorie".
Es fällt wohl vor allem mir als "Gold-Skeptiker" besonders auf, dass die beachtlichen Goldkurse um 950 wieder mal mit relativen Aktien-Höchstständen einhergehen. Zum x-ten Mal läuft "Alles im Tandem". Das ist aus den o. g. Gründen schlicht widersinnig. |