Für den Fall, dass Du hier wirklich an einer sachlichen Diskussion interessiert bist:
Leider ist schon die Frage nach Wachstum eigentlich falsch gestellt, da Wachstum kein Mittel zum Selbstzweck ist. Die Frage müsste eher lauten, wieviel Wohlstand wollen wir in Deutschland? Warum wachsen Unternehmen: Da gibt es sehr viele Gründe, Porsche-VW war die Sicherung von Prozessen der Wertschöpfungskette von Porsche. Das VW Gesetz sollte durch die EU fallen und VW war sehr billig für eine Übernahme. Dann hätte aber evtl. Porsche aber gemeinsame Produktentwicklungsplattformen etc. verloren. Schäffler-Conti: Da ging (geht) es schlicht um Marktmacht im Automobilzuliefererbereich. Die Autobauer haben die Zulieferer sehr stark gedrückt und viel Marktmacht verbessert die Verhandlungsposition. Andere Gründe sind z.B. ein guter Markenname, gute Vertriebsstrukturen in einem Markt indem das übernehmende Unternehmen nicht stark ist, Integration von ausgelagerten Prozessen, gesamten Produktzyklus selbst zu erzeugen, Sicherung von Vorprodukten, Produktvielfalt um den Kunden alle Leistungen um das Produkt aus "einer Hand" anzubieten etc., etc. Warum braucht der Staat Wachstum: Weil beispielsweise unsere Sozialsystem komplett über den Faktor Arbeit finanziert sind. Wie oben auch von hartmut beschrieben, würden bei Stagnation im Wachstum langfristig über Produktivitätssteigerungen 2% (die wir aber wegen nationalen und internationalen Wettbewerbsfähigkeit benötigen) der Arbeitsplätze wegfallen. Neben vielen anderen Problemen wäre schon dieses Faktum eine jährliche Reduktion der gesamtstaatlichen Einnahmen. Neben dem demographischen Wandel, der unsere Sozialsysteme schon genug belasten wird, wäre ein Wachstumsverzicht eine weitere hohe Belastung.
Und jetzt kommen wir eben zur Sozialethik/Philosophie/Theologie: Ist dieser Wohlstand notwendig? Wäre es nicht moralisch richtig aus ökonomischen/ökologischen Gründen auf Wohlstand zu verzichten? Mein Vater (72 Jahre) benötigt gerade ein neues Hüftgelenk. In England würde dieses nicht von der Krankenversicherung bezahlt, weil die teuere Operation verbunden mit der Lebenserwartung nicht ökonomisch ist. Natürlich ist es für meinen Vater eine erhebliche Steigerung seiner Lebensqualität sich schmerzfrei bewegen zu können. Ist es moralisch/ethisch richtig, sich diesen Wohlstand zu leisten, der eben nur durch Wachstum möglich ist? Mein Vater würde diese Frage ganz eindeutig mit "Ja" beantworten. Ebenso ist es mit Rentensystem, Arbeitslosenversicherung, (fast) kostenloser Bildung, Sicherheitsfürsorge des Staates etc. etc. Das soll nicht heißen, dass alle diese Systeme perfekt sind, aber die Existenz dieser Systeme ist ein Luxus unseres Wohlstandes... Alle diese Frage solltest Du mit einem Theologen, Philosophen oder "Ethikexperten" diskutieren. Ich kann nur soviel sagen: Bisher in der Weltgeschichte haben keine Staaten und bis auf wenige Ausnahmen auch kein Individuum freiwillig auf Wohlstand verzichtet. Das ist ein Faktum, ob dieses aber moralisch richtig ist? Wahrscheinlich nicht, aber es ist halt leider so.... |