ist, dass hier negativ interpretiert wird, dass die Arbeitslosigkeit trotz hohen BIP-Wachstums nicht steigt. Das zeigt wie verloddert inzwischen sogar die Kenntnisse von Redakteuren von Wirtschaftszeitungen, hier der FTD, sind. Denn eigentlich müsste man die hohen Produktivitätssteigerungen lobpreisen, die hinter diesen Zahlen stecken. Und auch für die Arbeitslosen sind solche Zahlen auf mittlere und längere Zeiten nicht schlecht: Hohe Produktivität hält die Preissteigerungen niedrig, was sich positiv auf die reale Einkommensentwicklung auswirkt. Und von dem Geld, das man aufgrund der niedrigen Preise spart, kann man in neuen Verwendungen konsumieren, was wiederum die Arbeitslosen in Lohn und Brot bringt und zu weiteren Multipliktoreffekten führt. Voraussetzung ist dafür natürlich, dass der Strukturwandel funktioniert.
Konjunkturdämpfer US-Arbeitsmarkt rutscht weiter ab Alle hatten auf die Trendwende auf dem amerikanischen Jobmarkt gehofft. Doch die blieb aus: Im Dezember bauten die US-Unternehmen wider Erwarten Stellen ab. Börsianer reagierten schockiert, Aktienindizes und der Dollar gaben nach.
von Tobias Bayer Frankfurt
Der Stellenabbau in den USA setzt sich fort: Im Dezember gingen 85.000 Arbeitsplätze verloren. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 10,0 Prozent, teilte das Arbeitsministerium mit. Volkswirte hatten damit gerechnet, dass die Beschäftigung gleich blieb. Immerhin revidierte die Behörde die Zahl für November nach oben. Dort gab es mit einem Plus von 4000 Stellen den ersten Jobgewinn seit fast zwei Jahren. Marktteilnehmer reagierten zuerst ernüchtert. Der Dax gab 60 Punkte nach und notierte nach Veröffentlichung mit 0,7 Prozent im Minus. Der Dollar verlor zum Euro kräftig. Gold verteuerte sich, Öl dagegen baute die Verluste aus. Später entspannte sich die Situation wieder. "Ungeachtet der enttäuschenden Zahlen bleibt das Szenario einer baldigen Beendigung der Jobkrise intakt. Dafür spricht die gestiegene Zahl der Zeitarbeiter, die der Gesamtbeschäftigung in der Regel vorausläuft", sagte Ulrich Wortberg, Renten- und Devisenanalyst der Helaba. "Die Wende am Arbeitsmarkt ist Voraussetzung für die Beendigung der ultralockeren Geldpolitik." Die Zahlen vom Jobmarkt sind ein Beleg dafür, dass die US-Wirtschaft trotz vieler Anzeichen der Erholung immer noch nicht vor Rückschlägen gefeit ist. Zwar beginnen die Unternehmen dank steigender Aufträge und Exporte wieder langsam damit, nach den größten Stellenstreichungen seit dem Zweiten Weltkrieg Mitarbeiter einzustellen. Die Trendwende allerdings trat bisher noch nicht ein. In Fort Lauderdale in Florida suchen Amerikaner nach Jobangeboten Nach Einschätzung von Volkswirten endete die seit Dezember 2007 währende US-Rezession zur Jahresmitte 2009. Seitdem geht aufwärts. Im dritten Quartal wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um auf das Jahr hochgerechnet 2,2 Prozent. Für das vierte Quartal halten einige Experten ein BIP-Plus von vier Prozent für möglich. Die erste Schätzung wird am 29. Januar veröffentlicht. 2010 könnte das Plus dann bei 3 bis 3,5 Prozent liegen. Wirklich herausragend sind die Zahlen im historischen Vergleich jedoch nicht. Nach der Rezession 1973 bis 1975 legte das BIP über drei Quartale hinweg durchschnittlich 5,1 Prozent zu. Nach der Rezession 1981/82 wuchs die US-Wirtschaft über zwei Quartale sogar mit annualisierten 7,2 Prozent. "Daran gemessen sollte die Erholungsphase in den ersten drei Monaten 2010 enden. Doch dieses Mal wird sie bis zum dritten Quartal 2010 andauern. Das zeigt, wie tief die US-Wirtschaft gefallen ist", sagte Gene Epstein, Volkswirt des US-Anlegermagazins "Barron's". |