Gestiegene Industrieaufträge signalisieren anhaltenden Aufschwung 13:48 05.08.10
BERLIN (dpa-AFX) - Die im Juni deutlich gestiegenen deutschen Industrieaufträge signalisieren laut Volkswirten einen anhaltenden Konjunkturaufschwung. Nach dem unerwarteten Rückgang im Vormonat seien die Auftragseingänge im Juni preis- und saisonbereinigt deutlich um 3,2 Prozent zum Vormonat gestiegen, teilte das Wirtschaftsministerium am Donnerstag in Berlin mit. Von dpa-AFX befragte Experten hatten im Durchschnitt nur mit einem Anstieg um 1,8 Prozent gerechnet. Der deutsche Aktienmarkt (Profil) weitete nach den Daten seine Kursgewinne aus, während der Eurokurs kaum reagierte.
Das Ministerium verwies auf einen überdurchschnittlichen Umfang an Großaufträgen. Auch der Rückgang im Vormonat war mit 0,1 Prozent weniger ausgeprägt als zunächst mit minus 0,5 Prozent veranschlagt. Im Jahresvergleich ergibt sich im Juni ein bereinigtes Auftragsplus von 24,6 Prozent.
BESTELLTÄTIGKEIT SEHR LEBHAFT
Die Bestelltätigkeit in der Industrie ist aus Sicht des Ministeriums weiterhin sehr lebhaft. Bei anhaltend kräftigen Impulsen aus dem Ausland deute sich aber eine etwas schwächere Dynamik der Bestelltätigkeit aus dem Inland an. Insgesamt habe sich die Auftragslage der Unternehmen im zweiten Quartal deutlich verbessert. Damit zeichne sich eine Fortsetzung des Erholungsprozesses in der Industrie ab. Dies werde auch durch die aktuelle Entwicklung der Stimmungsindikatoren unterlegt.
Die Commerzbank macht jedoch einen Großauftrag bei Airbus für den Auftragsschub im Juni verantwortlich. Ohne diesen Großauftrag wären die Aufträge demnach leicht gefallen. Trotzdem weise der Trend bei den Aufträgen weiter nach oben. Die hauseigene Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft von 2,5 Prozent bleibe damit gut untermauert.
DEUTSCHE INDUSTRIE IM KRÄFTIGEN AUFSCHWUNG
Der Nachfrageschub in der deutschen Industrie hält nach Einschätzung der Allianz weiter an. Der erneute Anstieg der Auftragseingänge zeige, dass sich die deutsche Industrie inzwischen in einem kräftigen Aufschwung befinde, schreiben die Volkswirte der Versicherung in einer Studie. Im Vergleich zu ihrem Tiefpunkt im Februar vergangenen Jahres seien die Auftragseingänge inzwischen um 39 Prozent gestiegen. Aufgrund der Auftragsflut sei auch ein weiterer Anstieg der Industrieproduktion vorgezeichnet. Auch die Postbank erwartet angesichts des Auftragspolsters gute Produktionszahlen in den nächsten Monaten. Als Haar in der Suppe lasse sich die zuletzt verlangsamte Gangart bei den Aufträgen für Vorleistungsgüter nennen. Dies könnte ein Hinweis auf eine leicht nachlassende Auftragsdynamik sein.
NACHFRAGE AUS DEM AUSLAND STEIGT KRÄFTIG
Im Inland erhöhte sich die Nachfrage im Juni um 0,3 Prozent, während sie im Ausland gestützt durch Großaufträge kräftig um 5,7 Prozent kletterte. Großaufträge aus dem sonstigen Fahrzeugbau sorgten bei den Bestellungen von Investitionsgütern für einen deutlichen Anstieg (+6,4%), während die Auftragseingänge bei den Vorleistungsgüterproduzenten um 0,8 Prozent sanken. Bei den Herstellern von Konsumgütern erhöhten sich die Bestellungen um 0,9 Prozent.
Im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich (Mai/Juni gegenüber März/April) zeigt die Auftragsentwicklung mit einem Plus von 3,2 Prozent weiter klar nach oben. Der Stand des ersten Quartals wurde im zweiten Quartal laut Ministerium sogar um 7,7 Prozent überschritten. Die Bestelldynamik des Inlands sei tendenziell etwas schwächer geworden. Auf Jahressicht legten die Bestellungen im Zweimonatsvergleich um 24,9 Prozent zu.
^ Juni Prognose Vormonat Auftragseingang
Industrie Gesamt Monatsvergleich +3,2 +1,8 -0,1r Jahresvergleich +24,6 +21,1 +25,1r°
(r=revidiert, Angaben in Prozent)
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Quelle: dpa-AFX |