Wochenausblick Euro-Dollar und Dax
19:07 01.02.10 Markus Fugmann fugmann@actior.de
Euro-Dollar:
Wieder einmal Verluste mußte der Euro in der letzten Handelswoche gegenüber dem Dollar hinnehmen. Noch am Montag handelte das Währungspaar in Sichtweite der 1,42, doch in der Nacht zum Dienstag begann ein stetiger Abverkauf, sodaß die europäische Einheitswährung in der zweiten Wochenhälfte unter die 1,40er-Unterstützung fiel. Weder die Fed-Sitzung noch die Obama-Rede wirkten hier stabilisierend -wir hatten diese Ereignisse als gewissermaßen letzte Chance zu einem Befreiungsschlag für den Euro bezeichnet, die also ungenutzt verstrichen ist. Am Freitag dann folgte der nächste Nackenschlag, der Euro durchbrach die (charttechnische unbedeutende) 1,39 und erreichte in der Nacht zum heutigen Montag bei 1,3850 sein bisheriges Verlaufstief. Seit Anfang Dezember letzten Jahres hat der Euro nun ca. 1300pips verloren, ohne eine wirklich nennenswerte technische Erholung zeigen zu können.
Fragt man nach den Gründen für den kontinierlichen Niedergang des Euro, so ist es insbesondere die unklare Haltung von EZB und Politik zum Griechenland-Problem, die die Euro-Bullen verunsichert. Man geht einfach davon aus, daß Griechenland nur die Spitze des Eisbergs ist und fürchtet ein Auseinanderbrechen der Währungsunion, weil der Gegensatz zwischen Peripherie (Iralnd, Spanien, Portugal etc.) und Kern-Europa mit Deutschland und Frankreich immer größer zu werden droht. Da hilft auch nicht die wohl humorvoll gemeinte Ankündigung Griechenlands, das Haushaltsdefizit in Kürze unter 4% drücken zu wollen - das würden die Griechen wahrscheinlich nur mit konstant hohem Ouzo-Spiegel ertragen!
In die Kategorie Humor fällt dann auch das am letzten Freitag veröffentlichte BIP der USA, das angeblich um 5,7% gestiegen ist. Daß die USA derzeit geradezu in der Blüte stehen, ist ja selbst dem letzten Taliban in der pakistanischen Ödnis völlig klar, vermutlich studiert man dort das Herangehen der Amerikaner an das Thema Statistik sehr genau als Musterbeispiel für kreative Propaganda. Eine solche Propganada-Abteilung fehlt leider der EZB, sodaß auf die Daten aus der Eurozone Verlaß ist - wie hinterwäldlerisch! Geht man davon aus, daß im Kampf um globale Investoren auch Statistiken eine Waffe sind, hat Europa schlechte Karten.
Zurück zum Euro: mit der EZB-Sitzung am Donnerstag und den US-Arbeitsmarktdaten am Freitag stehen zwei wichtige Termine auf der Agenda, die dem Euro noch einmal helfen könnten. Andererseits wäre etwa ein aufkommender Zweifel an der Durchsetzung der neuen Obama-Richtlinien für US-Banken ein weiterer Pluspunkt für den Dollar. Charttechnisch ist der Euro mehr als angeschlagen, das Erreichen der 1,3745 (ehemaliges Ausbruchsniveau) ist das nächste logische Ziel. Dennoch könnte der Euro in dieser Woche erstmals seit Wochen eine technische Reaktion nach oben zeigen - bevor dann die 1,3745 erreicht wird. Potentielle Marken auf der Oberseite finden sich in der Zone 1,4000-1,4030, maximal jedoch der Bereich 1,42. Auf der Unterseite liegen einige Unterstützungen in der Zone 1,38-1,3825 (Tiefs aus Mai, Juni und Juli 2009). Wir nutzen weiterhin Erholungen für Short-Einstiege, agieren jedoch aufgrund einer erhöhten Wahrtscheinlichkeit einer technischen Erholung inzwischen etwas vorsichtiger.
Dax:
Wenig Neues brachte die letzte Woche für den Dax. Der deutsche Leitindex pendelte zwischen 5530 und 5720, beide Extreme wurden am Donnerstag errreicht. Bezeichnend war jedoch das Scheitern an der 5720, die wir im letzten Update als wichtigen Widerstand ausgemacht hatten, dessen Überwinden schnelle Zugewinne auf 5860 ermöglicht hätte. Daß damit eine wichtige Chance vertan wurde, deutet darauf hin, daß wir noch einmal ein neues Tief im Bereich der 5300 sehen werden. Was belastet die Aktienmärkte?
Zunächst und mit Abstand am Bedeutendsten ist der Gegenwind aus der Politik, insbesondere durch die US-Regierung. Man hat ja viel davon gesprochen, daß erst Leitzinsanhebungen durch die Notenbanken der fröhlichen Liquiditätshausse ein Ende machen könnten, doch kommt die eigentliche Gefahr gar nicht von den Notenbanken - die Regierungen können sich derzeit sowieso keine höheren Zinsen leisten, da sonst die Kapitalaufnahme immer teurer würde. Nein, die eigentliche Gefahr für die Hedgefonds mit oder ohne angeschlossenem Schalterbetrieb - gemeint sind unsere lieben Banken - ist der eisige Gegenwind durch die Politik, die inzwischen erkannt hat, daß die überdimensionierte Zockerei Auslöser der Finanzkrise war. Zu lange haben die Banken geglaubt, sie könnten einfach so weiter machen wie bisher, und es ist die Desillusionierung dieses Glaubens, der die Aktienmärkte, bald aber auch die Rohstoffmärkte unter Druck bringt. Dazu kommt dann noch eine Brise Griechenland & Co sowie das Gegensteuern der chinesischen Regierung, die versucht, aus einer Monsterblase etwas Luft abzublasen. Man kann jedoch aus Blasen keine Luft ablassen, vielmehr haben Blasen schlichtweg die physikalische Eigenschaft, einfach mit einem mehr oder weniger lauten Knall zu platzen. Und genau das wird in China früher oder später passieren...
Andererseits jedoch ist damit zu rechnen, daß die Obama-Pläne einen (zumindest kurzfristigen) Rückschlag erleiden werden, sprich der Markt wird die Hoffnungskarte spielen, daß eben doch alles beim Alten bleibt. Zwar wird diese Hoffnung nicht lange dauern, aber dennoch bietet sich den Aktienindizes hier kräftiges Aufwärtspotential. Die Frage ist nur, wann diese Hoffnung aufkommt - wahrscheinlich dann, wenn die wichtigen Indizes auf entscheidenden Unterstützungen stehen (im Dax der Bereich 5300).
Charttechnisch bleibt die 5720 die entscheidende Marke, dann die 5860. Erst wenn letztere Marke nachhaltig gebrochen werden kann, stehen die Ampeln wieder auf grün, sind sogar neue Jahreshochs möglich. Auf der Unterseite bleibt die 5300er-Zone entschiedend, deren Bruch schnelle Abgaben bis 5170 nach sich ziehen würde. Zu achten ist am Freitag auf die US-Arbeitsmarktdaten.
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