Wer auch nur einmal persönlich mit Dirk Markus gesprochen hat, kann ausschließen, dass bei AEO im Rahmen des Delistings auch nur irgendeine Kleinigkeit dem Zufall überlassen worden wäre und der Gesellschaft z.B. in Bezug auf die Ausgestaltung des Aktienrückkaufprogramms 2023 ein "Fehler" unterlaufen wäre, als man das Programm ausschließlich auf XETRA fixiert hat, obwohl man gleichzeitig den Umfang des wöchentlichen Aktienrückkaufs - außerhalb der Programmbedingungen - freiwillig und ohne Not auf lediglich 0,5 Mio € fixiert hat, wissend, dass die Programmlaufzeit damit mehr als 12 Monate betragen und mithin weit über den längst publizierten Delistingtermin hinausgehen würde.
Man hätte dem Kapitalmarkt nicht deutlicher kommunizieren können, dass das Programm nicht an einer Kursstabilisierung geschweige denn Kurserhöhung interessiert ist und dass das Programm im Falle eines Kurssturzes bei Durchführung des Delistings zum 01.07. 2023 (= Ende XETRA-Handel + Tradegate) als Kursstütze komplett ausfällt, weil mit Ende des Xetra-Handels auch der Rückkauf endet.
Wenn ich wetten müsste, würde ich darauf wetten, dass Dirk Markus und Gert Purkert von einem erneuten Crash-Szenario am Delistingtag geträumt haben, welches ihnen ermöglicht, ohne Insidermeldung und ohne Notwendigkeit eines Übernahmeangebots bei Überschreiten der 30%-Schwelle, den Anteil an AEO zu Witzkursen sprunghaft auszubauen, während Kleinaktionäre ihre Wunden lecken und sich noch fragen, was hier eigentlich passiert ist.
Dirk Markus und Gert Purkert sind abgewichste Börsenprofis und wer das nicht glaubt, sollte sich einmal intensiv mit der Investorengeschichte beider Herren und insbesondere deren Wirken bei der Beteiligungsgesellschaft Arques Industries auseinandersetzen.
Die Story, dass man große Übernahmen und Beteiligungsverkäufe ankündigt und die Börse absichtlich im unklaren darüber lässt, welches Beteiligungsvehikel eigentlich von der Transaktion betroffen ist, hat man bereits bei Arques Industries zur Perfektion getrieben, deren Mitbegründer im Jahr 2001 ein gewisser "Dirk Markus" war (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Dirk_Markus) und wo "wirklich erfolgsversprechende Beteiligungen" regelmäßig durch Managementgesellschaften erworben wurden, die mit der börsennotierten Gesellschaft in Wahrheit nur den Namen gemeinsam hatten, nicht aber wirtschaftliche Beziehungen.
Das Irre daran ist, dass Börsianer so ein unfassbar kurzes Gedächtnis haben bzw. derart geldgeil sind, dass es tatsächlich möglich ist, solche Deals quasi sanktionslos immer und immer wieder durchziehen zu können, während Analysten und Kleinanleger gleichermaßen absolut nicht zu checken scheinen, wie das Geschäft mit Private Equity wirklich funktioniert. Die börsennotierte Gesellschaft ist für Geldbeschaffung und High-Risk-Deals zuständig. Über großzügige Managementprovisionen werden Erfolge aus High-Risk-Deals abgeschöpft. Low-Risk-Deals und solche mit besonders hohen Renditeerwartungen werden außerhalb der börsennotierten Gesellschaft über Managementgesellschaften abgewickelt. Die Berichterstattung über Deals, die tatsächlich gar nicht die Aktie betreffen, wird gern vage gehalten, um a) keine unliebsamen Rückfragen von Aktionären zu bekommen, ob die Abwicklung außerhalb des börsennotierten Unternehmens nicht Untreue sein könnte, da man Geschäftsbeziehungen der börsennotierten Gesellschaft für "Private" Zwecke des Managements verwendet (-> steuerliches Rechtsinstitut "Verdeckte Gewinnausschüttung" erfüllt juristisch aus Sicht der Aktionäre i.R. den Straftatbestand der "Untreue") und b) Kursmanipulation zu betreiben, indem "Top-Analysten" wie "Der Aktionär" den die Aktie objektiv überhaupt nicht tangierenden Deal als Anlass zur "Neubewertung" der Aktie zu feiern.
Wie erfolgreich und nachhaltig Desinformation über Beteiligungskäufe in Deutschland betrieben werden kann zeigt der Wikipedia-Eintrag zu Arques Industries, demzufolge Arques im Sept. 2002 den Netzbetreiber Tesion übernommen haben soll. https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Arques_Industries https://www.presseportal.de/pm/12866/377081
Es scheint sich bis heute niemand gefragt zu haben, weshalb der hochprofitable Weiterverkauf an VERSATEL niemals Umsätze oder Gewinne bei Arques ausgelöst hat, während die Arques-Aktie bei Meldung des Deals in 2002 einen Freundensprung unternahm... https://www.zdnet.de/2132409/versatel-uebernimmt-tesion/
Die einfache Antwort... die börsennotierte Arques Industries war niemals Eigentümerin von Tesion. Das Geschäft wurde über eine Managementgesellschaft abgewickelt, die rein "zufällig" auch Arques im Firmennamen trug, mit der Aktie aber nichts gemein hatte. Wimm dumm muss der Kapitalmarkt eigentlich sein, dass selbst ein öffentlich bekannter Millionendeal bis heute sogar in Wikipedia noch falsch zugeordnet wird, und dass offenbar kein einziger Aktionär jemals öffentlich fragte, wo eigentlich die Gewinne aus dem Tesion-Deal geblieben sind...
Zurück zu AEO:
Wer sich fragte, warum der HV-Termin so spät verkündet wurde, wird nach Veröffentlichung der HV-Einladung vermutlich Anworten erhalten u.a. in Bezug auf das mit dem vielseits als "enttäuschend" aufgenommenen Dividendenvorschlag i.H.v. 0,50 €/Aktie angekündigte neue Aktienrückkaufprogramm, welches selbstredend an die neuen Rahmenbedingungen (Handelsplatz München statt XETRA) angepasst werden wird.
Wer sich an die neue Langsamkeit noch nicht gewöhnt hat, dem sei gesagt, dass die nächste HV für den Jahresabschluss 2023 im Einklang mit den gesetzlichen Rahmenbestimmungen möglicherweise erst Ende 2024 oder Anfang 2025 stattfinden könnte, so dass Aurelius respektive Dirk Markus und Gert Purkert fortan noch sehr viel mehr Zeit haben werden, um sich die Aktien abgabewilliger Kleinaktionäre genüsslich zu Tiefstpreisen einverleiben zu können, sei es über den Aktienrückkauf oder direkte Käufe durch DM / GP.
Je höher die Börsenumsätze bei den aktuellen Tiefstkursen, desto schneller kommen DM und GP an das Ziel, die Aktienmehrheit über AEO zurückzukaufen. Sie haben das Geld und sie haben im Gegensatz zu weidwund geschossenen Kleinanlegern jede Menge Zeit. Unternehmensseitig läuft es absolut rund. Sie können sich voll und ganz auf eine kursschonende Übernahme der Aktienmehrheit konzentrieren und unterliegen seit dem 01.07. keinerlei Meldepflichten, die ihre Absichten torpedieren könnten. Es ist ein Geduldsspiel und ich bin ziemlich sicher, sie werden einen sehr lang Atem haben...
Am Ende steht für mich aber auch fest, dass sie die Handelbarkeit der Aktie via Börse München, Lang & Schwarz etc. ohne ein finales und die übergroße Mehrheit der Aktionäre zum Verkauf der Aktien motivierendes Übernahmeangebot nicht loswerden. Dazu ist die Aktie im Freiverkehr einfach zu beliebt. Die Sichtbarkeit des Kurses steht den Interessen, AEO mit einer stattlichen Übernahmeprämie an einen arabischen oder amerikanischen Investor verkaufen zu können, naturgemäß im Wege. Daher bin ich trotz aller vorigen Unkenrufe sicher, dass die Abgabe eines Übernahmeangebots durch Dirk Markus / Gert Purkert eher früher als später zu erwarten ist, weil es - wie ich aus eigener beruflichen Erfahrung berichten kann - für eine ehemals börsennotierte Gesellschaft, die nicht mehr börsennotiert sein möchte, unfassbar unangenehm ist, mit tausenden Kleinaktionären konfrontiert zu sein. Allein die gesetzlich unvermeidbare Notwendigkeit einer Einladung zur HV oder a.o. HV ist unfassbar aufwendig und fehleranfällig, was der Gesellschaft beinahe zwangsläufig Anfechtungsklagen am laufenden Band beschert, zumal dann, wenn man sich im Vorfeld redlich bemüht hat, die eigenen Aktionäre zu übervorteilen bzw. schlicht zu verarschen... Actio = Reactio!!! Dieser und vor allem dieser Umstand spricht m.E. dafür, dass Aurelius eher nicht noch lange zuwarten wird, in der Hoffnung, das "Kleinanlegerproblem" werde sich durch eine Flut an Verkaufsorders und für DM / GP extrem attraktive Kaufkurse quasi von selbst erledigen. Dafür scheint mir die Gesamtsituation denn doch zu durchschaubar, zumal die betriebswirtschaftliche Situation von AEO objektiv hervorragend ist, was die Möglichkeiten, den Aktienkurs nachhaltig weiter zu drücken, klar einschränkt.
Fazit: Wer an den inneren Wert der Aurelius Aktie WIRKLICH glaubt, kann m.E. den Aktienkurs kurz- und mittelfristig ignorieren und sich langfristig auf die Entwicklung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen des Unternehmens fokussieren. Wer Aurelius in Grünwald noch nie besucht hat und sich auch sonst mit dem hinter der Aktie stehenden Unternehmen nicht ernsthaft befassen sollte, ist im Freiverkehr m.E. grottenfalsch und ist mit echten Publikumsaktien aus DAX, MDAX , TECDAX und SDAX vermutlich besser bedient.
Wovor ich aber jeden ernsthaft warnen möchte, ist zu glauben, die Strategie der Firma im Umgang mit dem Kapitalmarkt sei in irgendeiner Weise undurchdacht oder gar fehlerhaft. Die darin implizite Annahme, man könne die betriebswirtschaftlichen Effekte der Unternehmensstrategie besser abschätzen als die handelnden Personen bzw. diese handelten sogar irrational, würde ich mir in Kenntnis der hier handelnden Personen nicht im Traum zu eigen machen! Dirk Markus ist unbestritten ein Finanzgenie. Sein Handeln ist zuallererst auf die Mehrung SEINES Vermögens ausgerichtet und keineswegs altruistisch. Worauf man sich ferner verlassen kann, ist die Tatsache, dass er dieses Unternehmen als SEIN BABY betrachtet und dass er die Aktien und mithin das Vermögen seiner KINDER an AEO Langfristig im Wert STEIGERN will, koste es was es wolle!
Das große Problem der Börse ist das Wort LANGFRISTIG! |