Ich habe mir noch einmal im Thread die Vorgänge von 2007 und Anfang 2008 durchgelesen. Deutlich turbulenter damals. wawidu, du scheinst ja gut das Top getroffen zu haben, auch wenn die Bullenfalle wohl etwas länger ging als gedacht?
Was mich veranlasst hat ist, dass mir noch nicht klar ist wie es dieses mal von statten gehen wird, bzw. die Zusammenhänge die ich im Kopf drohen jetzt nicht Zeitnah innerhalb der nächsten paar Monate (auch wenn die Börse natürlich einiges vorwegnimmt).
Damals war die Kausalkette ja so, dass es 2005/6 die Immobilienblase gab, auf die Immobilien sind Hypotheken abgeschlossen worden, die Preise sind verfallen, damit waren die Sicherheiten nichts wert, die steigenden Zinsen haben nach und nach die Zahlungsfähigkeit der Privatleute eingeschränkt, die eh overleveraged waren und ihre Kredite mit Krediten zu bezahlen anfingen. Durch die CDOs breitete sich die Geschichte ins Bankensystem weltweit aus, die durch die Ausfälle und die nicht funktionierenden Credit Default Swaps in Schieflage geraten sind. Von den Banken ging es dann in die Wirtschaft weiter.
Jetzt ist es ja so, dass es in erster Linie nicht die Privatleute sind (natürlich auch), die hochverschuldet sind, sondern die Unternehmen, die die günstigen Zinsen genutzt haben und auch noch allerlei Schrottanleihen herausgebracht haben. Das Geld daraus ist vielerseits verbrannt worden (Aktienrückkäufe, unsinnvolle Käufe auf Halde). Im Moment können die Zinsen noch bedient werden (wobei die ersten wegbrechen), da die Zinsen gestiegen sind, dürfte das zwar enger werden, aber solange die Einkünfte stimmen, dürfte das noch kein Problem darstellen. Schwierig wird es für (a) unprofitable Unternehmen (b) wenn sich die Wirtschaft abkühlt und die Nachfrage wegbricht. Man wird versuchen, (b) erst einmal noch durch zusätzliche Liquidität zu verhindern, wenn es ernst wird in den USA die Zinsen womöglich auch wieder senken. In der Folge könnten sich aber auch die Unternehmen leichter refinanzieren und das leiden verlängern. Erst, wenn die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen ins Wanken kommt, kann sich das Konstrukt über CBOs z.B. ins System ausbreiten (habe gestern noch einen Artikel gelesen, dass seit Mitte 2018 in den USA die CBOs im Trend liegen, irgendwas muss ja mit den schlechten Schulden gemacht werden). Nun ist es so, dass sich die Wirtschaft zwar abkühlt, aber bis das bei den Unternehmen ankommt könnte es noch ein wenig dauern, da man zwanghaft versucht den Gaul am Laufen zu halten. Ergo, dass es bedrohlich für's System wird dauert noch, auch wenn man schon dunkle Wolken am Horizont sieht. Dass der Aktienmarkt allerdings etwas früher reagiert ist nicht ungewöhnlich, dass es aber so richtig Panik gibt, dafür braucht es entweder vorher noch spekulative Exzesse (Dotcom-Blase), Systemangst oder Liquiditätsengpässe (das wird tunlichst von den Notenbanken verhindert werden). 2008 fielen zuerst die Immobilienpreise und die Hypotheken und nach und nach aus, bevor die CDOs an Wert verloren und es mit den Banken los ging. Etwas vergleichbares haben wir bei den Unternehmen bisher nur in den Anfängen (Sears, Steinhoff und einige andere sind schuldentechnisch in Probleme gekommen, aber da kommt wohl noch mehr). Das mit der Unternehmensverschuldung ist natürlich nur ein Problem, es gibt noch andere. Ich hab nur den Eindruck, dass das bisher als wahrscheinlichster Auslöser einer Krise gesehen wird. |