Insiderverkäufe bei Centrosolar Indiz für asiatischen Investor?
von Redaktion Jürgen Schmitt, Kathrin Dörfeld
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Gerüchte über den möglichen Einstieg eines asiatischen Investors beim Solarunternehmen Centrosolar halten sich äußerst hartnäckig. Die Manager des Konzerns verstärkten diesen Verdacht in den vergangen Tagen zusätzlich durch massive Verkäufe ihrer Aktienpakete.
Nach Informationen des AKTIONÄRs strebe ein Interessent aus Asien eine Beteiligung an Centrosolar an. Gespräche über den Verkauf eines Anteils von 26,1% am Solarunternehmen, den zurzeit noch die Centrotec Sustainable AG hält, seien laut Aussagen des Magazins bereits zugange. Man munkelt, dass schon bald eine Entscheidung bei Centrosolar fallen wird.
Chefetage trennt sich von ihren Aktienpaketen
Diesen Monat waren massive Insiderverkäufe bei dem bayrischen Solarunternehmen zu beobachten. Der Münchener Rechtsanwalt und Centrosolar-Aufsichtsratsmitglied Dr. Bernhard Heiss sowie dessen Familienangehörige haben am 14. September für 500.000 Euro ihre kompletten Aktienpakete der Centrosolar Group verkauft. Eine Woche zuvor, am 04. September, trennte sich bereits der Gründer des Solartechnik-Unternehmens und Aufsichtsratsvorsitzender Guido A. Krass von seinen kompletten 880.000 unternehmenseigenen Aktien. Er kam dabei auf ein Transaktionsvolumen von 967.824 Euro.
Datum
Name Insider
Stellung
Anzahl
Kurs in Euro
Volumen in Euro
14.09.2012
Dr. Bernhard Heiss
Aufsichtsrat
305.000
1,10
335.000
14.09.2012
Dr. Kira Heiss
Ehefrau des Aufsichtsrats-
mitglieds Bernhard Heiss
25.000
1,10
27.500
14.09.2012
Laura Heiss
Tochter des Aufsichtsrats-
mitglieds Bernhard Heiss
125.000
1,10
137.500
04.09.2012
Guido A. Krass
Aufsichtsratsvorsitzender
880.000
1,10
967.824
Nachdem sich die Centrosolar-Aktie aus ihrem Jahrestief (Juni: 0,55 Euro) befreien konnte, war in den letzten drei Monaten ein deutlicher Anstieg erkennbar. Kein Wunder, dass es bei dem Papier nun zu Gewinnmitnahmen seitens der Chefetage kam. Aber sind die Aktienverkäufe nun als Vertrauensverlust zu deuten oder bereitet sich das Unternehmen auf einen möglichen Einstieg eines asiatischen Investors vor?
Was ist dran an den Gerüchten?
Alfred Maydorn, der Autor des Börsenbriefs "maydornreport", hat erst vor Kurzem sein Musterdepot neu auf Solaraktien ausgerichtet. Er hat sich mit der Solarbranche und u.a. auch mit Centrosolar ausgiebig beschäftigt. Aktuell liegen 3.000 Aktien des Münchener Konzerns in seinem Musterdepot. Für DER AKTIONÄR ONLINE setzt er sich mit der Frage auseinander, inwieweit an den Gerüchten über den Einstieg eines Investors aus Asien bei Centrosolar was dran ist. "Bernhard Heiss sitzt sowohl im Aufsichtsrat von Centrosolar als auch in dem von Centrotec. Insofern dürfte seine Transaktion in Zusammenhang mit laufenden Gesprächen eines asiatischen Investors stehen, der Interesse am 26,1-prozentigen Centrosolar-Aktienpaket haben soll, welches sich derzeit noch im Besitz von Centrotec befindet", schätzt Maydorn die Lage ein.
"Centrotec will sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren, allen voran auf die Firmentochter Wolf Heiztechnik. Während der Solarkrise war das Unternehmen aufgrund der Solarbeteiligung und wegen des ähnlichen Namens von vielen Investoren falsch wahrgenommen worden", schreibt der Börsenexperte auf DER AKTIONÄR ONLINE. Seiner Ansicht nach können hinter den jüngsten Insiderverkäufen auch rechtliche Gründe stecken: "Vieles deutet daraufhin, dass der strategische Investor aus Asien bei Centrosolar Aufsichtsratsmandate erhalten wird und dann sowohl Herr Heiss als auch der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Krass ihre Mandate bei Centrosolar abgeben werden." Für Maydorn wäre es auch durchaus denkbar, dass der Verkauf der Aktienpakete eine Bedingung des asiatischen Investors war.
Handelt es sich bei den "Aktienverkäufen um eine Bereinigung der Aktionärsstruktur"? Sind die Gespräche zwischen Centrosolar und dem strategischen Investor inzwischen weiter fortgeschritten? Centrosolar macht es spannend. Die Münchener äußerten sich bis dato nicht zu den Spekulationen. "Die zeitnahen Verkäufe von zwei Aufsichtsräten deuten daraufhin, dass an den Gerüchten um den Einstieg eines asiatischen Investors etwas dran ist. Sollte es zu keiner Beteiligung kommen, entstünde zumindest Erklärungsbedarf für die Aktienverkäufe", meint Alfred Maydorn.
Ich wünsche Ihnen allen ein erholsames Wochenende.
Ihre
Kathrin Dörfeld