Ich finde deine Langfristperspektive viel zu pessimistisch. Das jetzige Gelddrucken und künstliche Aufblähen der Konjunktur wird nicht ohne Folgen bleiben, aber dass alles in einer richtigen Hyperinflation endet, ist für mich extrem unwahrscheinlich. Ebenso kaufe ich kein Gold und Silber, besonders beim Silber haben wir in den letzten Monaten schon ein bedenkliche Dynamik erreicht. Die Korrelation zwischen den Rohstoffpreisen, den Edelmetallen und dem Aktienmarkt wird immer größer, so dass ich mir sicher bin, dass auch eine mögliche Abwärtsbewegung parallel verlaufen würde - und so Gold gar keinen Schutz der Anlage bietet, sondern das Risiko noch erhöht. Ben sehe ich in der westlichen Welt derzeit als einzigen, der wenistens einen Plan hat - und der lautet, Wachstum durch Stimulation bei kontrollierter Inflation. Ob es klappt, ist eine andere Sache, aber anderswo, speziell in Europa, gibt es nur ein Motto: irgendwie durchwurschteln und das dem Wähler toll verkaufen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ben mit dem Plan einigermaßen erfolgreich ist, sehe ich auch als gar nicht so gering an - immerhin ist der Plan in sich plausibel, die Schulden sind in US-Dollar, man hat trotz der misslichen Lage durchaus einige wirksame Hebel in der Hand. Und da ist halt auch ein wesentlicher Unterschied in der Mentalität zwischen USA und Europa. In USA nimmt man eher die Inflation als die Rezession in Kauf, hier ist es umgekehrt. Man entscheidet sich dort im Zweifel meist für einen gewissen Neuanfang, also auf die aktuell produktiven Kräfte, die ihre Chance bekommen sollen auf Kosten der Etablierten - also für das Neue und gegen das Alte. Hier ist man auf Kapitalbewahrung fixiert, hat furchbare Angst vor verarmten Rentnern, rettet publikumswirksam bestehende Arbeitsplätze anstatt schlecht laufende Firmen durch neue und stärkere Konkurrenten kaputt gehen zu lassen - und nimmt für diesen Bestandschutz in Kauf, einen Teil der nicht-etablierten und weitgehend chancenlosen Leute notfalls auf Kosten der Allgemeinheit irgendwie durchzufüttern. Hier gewinnt das Etablierte fast immer gegen das Neue - Bestandschutz ist Teil der Mentalität. So geben in Europa Firmen und Industrien den Ton an und bestimmen die Politik, die meist zu Beginn der Industrialisierung Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jhdt. gegründet wurden. In Amerika ist das anders und das stimmt mich durchaus etwas optimistisch, dass man dort einmal mehr die Kurve kriegt und die Inflationsraten nicht ins Unermessliche steigen werden. Also kurzfristig bis mittelfristig sehe ich schon größere Probleme für den heiß gelaufenen Aktienmarkt (und für den Edelmetallmarkt), ebenso sehe ich für China ein paar schwächere Jahre, aber langfristig gibt es keinen Grund für panische Hamsterkäufe von Gold, Silber oder Ackerfläche oder was auch immer. Und wie gefällt dir das deutsche Fazit aus der Finanzkrise? Ein offizieller Rettungsfonds - soll heißen: Die Banken können nun in ähnlichen Fällen offiziell gerettet werden und man wird sagen können, dass sie einen Teil der Kosten tragen. Das US-Fazit ist, zumindest theoretisch, dass es kein "too big to fail" geben darf - und schon gar keinen Rettungsfonds, der extra hierfür geschaffen wird. Schlechte Banken müssen pleite gehen so wie andere schlechte Firmen auch. Das schafft Platz für neue und gute Ideen. |