Was ich seit Jahr und Tag predige -nicht auf Analysten und ihre Analysen zu hören- ist heute Gegenstand eines interessanten Artikels in der "WELT", den ich auszugsweise nachstehend wiedergebe:
""Hören Sie lieber nicht auf Ihren Analysten" - Sie firmieren als hoch bezahlte Experten. Und doch fischen Analysten mit ihren Kursprognosen oft im Trüben. Dies bestätigt eine Untersuchung von WELT.de.
Berlin - Irgendein Spötter in Frankfurt soll Analysten mal "Gorillas im Nebel" genannt haben. Fest steht, dass die hoch bezahlten Fachleute am Kapitalmarkt - Jahresgehälter von 200 000 Euro sind für Spitzenkräfte keine Seltenheit - mit ihren Kursprognosen oft ebenso im Trüben fischen wie die Amateure.
Das bestätigt eine Analyse von WELT.de: Demnach wären Anleger diesen Sommer besser gefahren, auf die bei Analysten unbeliebtesten Dax-Aktien zu setzen. Mit den Darlings der Auguren hätten sie dagegen eine im Vergleich zum Index leicht unterdurchschnittliche Wertentwicklung erzielt.
"Eine Vielzahl von Kaufempfehlungen allein ist keine ausreichende Basis für eine Investmententscheidung", sagt Wolfgang Mayr, Lenker des Aktienfonds WM-Aktien Global UI. Und Thiemo Lang, Fondsmanager bei der Schweizer Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch (LODH) ergänzt: "Sich bei Aktienkäufen und -verkäufen ohne weiteres Hinterfragen auf den Analystenkonsens zu verlassen, zahlt sich in der Regel nicht aus."
Tatsächlich wären Anleger, die Ende Juni, also nach dem Ende der Marktturbulen- zen, gegen den Konsens gehandelt und die zehn unbeliebtesten Werte im deutschen Börsenbarometer geordert hätten, mit einer Outperformance von 3,2 Prozent ge- genüber dem Index belohnt worden. Wer sich indes an die Profis hielt, schnitt mit seinem Favoritendepot sogar etwas schlechter ab als der Index. Grundlage für den ermittelten "Beliebtheitsgrad" einer Aktie waren die vom Finanzinformationsdienst Bloomberg gesammelten Dax-Analystenempfehlungen zum 30. Juni 2006.
Konkret verzeichneten die zehn von Branchenexperten favorisierten Papiere des Index in den vergangenen zwei Monaten eine durchschnittliche Wertentwicklung von 3,1 Prozent. Die zehn "Außenseiter" der Auguren legten im Mittel 6,5 Prozent zu. Der Dax stieg im gleichen Zeitraum um 3,3 Prozent.
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Beobachter führen für diesen Mangel an Mehrwert diverse Gründe an: "Viele Analys- ten sind Trendfolger. Sie empfehlen jene Werte zum Kauf, die gerade in sind", sagt Joachim Paech, Stratege bei Prime Asset Management. Je größer das allgemeine Lob für eine Firma und ihre Aktie, desto weniger seien die Profis geneigt, sich gegen die vorherrschende Meinung zu stellen.
Nicht frei von Interessenkonflikten
Zudem sind Analysten nicht immer frei von Interessenkonflikten. Wenn die Invest- mentbank, für die der Branchenexperte arbeitet, für das analysierte Unternehmen noch eine Anleihenplatzierung vornehmen oder eine Übernahme organisieren will, kann die Expertise schon einmal positiver ausfallen als eigentlich gerechtfertigt. Solche Interessenkonflikte müssen zwar seit einigen Jahren offengelegt werden, das verhindert aber nicht, dass sie weiter bestehen und Analystenempfehlungen beeinflussen.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Einschätzungen der Profis der tat- sächlichen Situation in Unternehmen und Volkswirtschaft meist ein Stück hinterher- hinken. "Wenn es die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass sich die Geschäftslage verschlechtert, haben Analysten einen Titel oft noch auf "Kaufen", gibt es doch keine offizielle Bestätigung des Managements für die Eintrübung", moniert Paech. Erst wenn ernüchternde Unternehmenszahlen herauskämen, würden die Analysten einen negativeren Kommentar veröffentlichen: "Bis dahin haben hellhörige Investo- ren das Papier längst schon abgestoßen und damit den Kurs auf Talfahrt geschickt - trotz der positiven Analystenvoten."
Wie man mehrwertig anlegen kann
Dasselbe gilt auch umgekehrt: "Die beste Rendite erzielt man an der Börse oft mit Werten, bei denen man einsteigt, solange der Grundkonsens noch negativ ist, und dann abwartet, bis dieser nach und nach ins Positive dreht", weiß Lang. Die suk- zessiven Heraufstufungen könnten die Notierungen dann beflügeln und dem Anleger eine Outperformance bescheren: "Nur wer erfolgreich vom Konsens abweicht, kann Mehrwert schaffen." (...)"" - Autor: Daniel Eckert. E-Datum: 01.09.2006
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