(Versatel hat den gemeldeten Nettoverlust im ersten Quartal korrigiert. Es handelt sich im zweiten Absatz, erster Satz um 29,9 Millionen Euro rpt. 29,9 Millionen Euro. Der Fehler war in der Pressemitteilung aufgetreten. Nach Angaben des Unternehmens ist der vollständige Zwischenbericht korrekt.)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Telekomanbieter Versatel hat im ersten Quartal schwer unter dem anhaltenden Preiskampf bei den schnellen Internet-Anschlüssen gelitten. Hinzu kamen hohe Kosten für das Sparprogramm, mit dem Versatel den Preisverfall mittelfristig abfedern will. Unterm Strich rutschten die Düsseldorfer weit tiefer in die roten Zahlen als von Analysten erwartet. Nichtsdestotrotz sieht sich das Unternehmen auf Kurs, die Ziele für das Gesamtjahr zu stemmen. Er wolle den Verlust im Gesamtjahr halbieren, sagte Vorstandschef Peer Knauer am Dienstag in einer Telefonkonferenz. 2007 hatte das Minus bei 89,0 Millionen Euro gelegen.
Von Januar bis März weitete Versatel den Verlust im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 7,9 auf 29,9 Millionen Euro aus. Die von dpa-AFX befragten Analysten hatten im Durchschnitt lediglich mit einem Fehlbetrag von 12,9 Millionen Euro gerechnet. Unternehmenschef Knauer begründete das schlechte Abschneiden mit Rückstellungen für das Sparprogramm in Höhe von 11,5 Millionen Euro, die komplett im ersten Quartal gebucht worden seien. Insgesamt hätten Sondereffekte über 20 Millionen Euro das Ergebnis nach unten gedrückt, neben dem Sparprogramm auch höhere Abschreibungen auf das Netz sowie steuerliche Effekte.
BÖRSIANER SIND ENTTÄUSCHT
Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) als operative Kennziffer sank infolge des DSL-Preisverfalls von 54,1 auf 47,3 Millionen Euro und lag damit ebenfalls unter der Prognose von 50,4 Millionen Euro. Händler und Analysten bezeichneten das Zahlenwerk ungeachtet aller Erklärungsversuche als enttäuschend. Die Aktie fiel am Morgen um 5,13 Prozent auf 17,58 Euro.
'Wir befinden uns in einem Markt mit fast ruinösem Wettbewerb', sagte Knauer. Besserung sei nicht in Sicht. Er bekräftigte die neue Strategie von Versatel, nach der Profitabilität vor Kundenwachstum geht. Am Ziel, im Gesamtjahr 100.000 bis 120.000 Kunden neue Kunden zu gewinnen, hielt er fest - auch vor dem Hintergrund zurückgefahrener Ausgaben fürs Marketing. Von Januar bis März kamen 30.100 neue Kunden hinzu, womit die Gesamtzahl auf 666.000 stieg.
VERSATEL AN DSL VON FREENET INTERESSIERT
Knauer bekräftigte sein Interesse an einer Übernahme des DSL-Geschäfts von Freenet . Der Konkurrent will durch die Übernahme von Debitel sein Mobilfunkgeschäft stärken und sich im Gegenzug noch in diesem Jahr vom Festnetzgeschäft trennen. 'Ein offizieller Prozess zur Veräußerung ist noch nicht gestartet', sagte der Versatel-Chef.
Derweil hat Debitel aber mit fallenden Margen im laufenden Geschäft zu kämpfen und teils auch mit Umsatzrückgängen. Besonders hart traf es die Geschäftskundensparte, die nicht nur weniger erlöste, sondern deren bereinigte EBITDA-Marge auch von 27,9 auf 18,8 Prozent absackte. Die Privatkundensparte konnte ihren Umsatz zwar leicht steigern, doch büßte sie bei der Marge ebenfalls ein von 30,1 auf 26,7 Prozent. Lichtblick war das Wholesale-Geschäft, also die Vermietung des eigenen Netzes an Wiederverkäufer und andere Netzbetreiber. Der Umsatz ging um 40 Prozent hoch. 'Wir profitieren vom Wachstum unserer Wettbewerber', sagte Knauer. Er musste allerdings auch hier einen Einbruch der Marge verkünden von 38,6 auf 30,4 Prozent. Konzernweit steigerte Versatel die Erlöse von 174,3 auf 185,2 Millionen Euro; die Marge lag bei 25,5 Prozent.
SPARPROGRAMM AUF KURS
Beim Sparprogramm sieht Knauer sein Unternehmen auf Kurs. Sozialplan und Interessenausgleich seien unterzeichnet worden. 'Die positiven Effekte werden wir erwartungsgemäß im Verlauf des zweiten Halbjahres sowie in 2009 sehen.' 150 Mitarbeiter sollen aus dem Unternehmen ausscheiden, 300 werden intern versetzt, da 6 der 14 Standorte geschlossen werden. Dadurch sollen die Kosten bis zum kommenden Jahr um mindestens 30 Millionen Euro gesenkt werden.
Versatel ist durch den Zusammenschluss mehrerer Stadtnetzbetreiber entstanden und wird durch den Finanzinvestor Apax kontrolliert. Im laufenden Jahr will das Telekomunternehmen den Umsatz von 701 auf 730 bis 740 Millionen Euro steigern sowie das bereinigte EBITDA von 191 auf mindestens 200 Millionen Euro verbessern./das/wiz |