dass es sich bei diesem Artikel aus der Welt um eine Antwort auf Deinen Beitrag handelte. ;-)
Es ist auch unter Journalisten bisweilen nicht so leicht, sich darauf zu einigen, was sie denn nun ist, diese Wahrheit, nach der zu streben die meisten Angehörigen dieser Zunft zumindest vorgeben. Mit Blick auf weite Teile des deutschen Journalismus darf eines inzwischen jedenfalls als gewiss gelten: Alles Böse kommt aus Potsdam.
Zuerst vermeintliche Deportationsvorhaben (stimmte dann nur leider doch nicht so ganz, blöd) und nun auch noch FDP-Pläne zur Beendigung der Ampel, beides ausgeheckt in Potsdamer Villen, die lassen sich auch so wunderbar gruselig umschreiben. Rund um Berlin scheint wohl irgendetwas im Wasser zu sein, das wahrzunehmen offenbar nur gewisse Journalisten – „Correctiv“ und „Die Zeit“ scheinen hier besonders feine Fühler zu haben – imstande sind.
Anders lässt sich kaum erklären, weshalb Deutschlands politmediale Blase seit Freitag in Aufruhr ist, und zwar unter anderem wegen eines Textes in „Die Zeit“, der mit den Worten „Das liberale Drehbuch für den Regierungssturz“ überschrieben ist. Sonst hat man beim Gedanken an gestürzte Regierungen ja eher gewaltsame Ausschreitungen vor Augen, nicht Liberale, die ihre Seele wiederentdecken, aber gut.
Jedenfalls hat sich die FDP in den vergangenen Wochen also offenbar ernsthafte Gedanken darüber gemacht, welche Szenarien die nächstmöglichen sein könnten – und sich entsprechend darauf vorbereitet. Politiker tun, was Politiker tun, ein Wahnsinn.
„Wo ist die Nachricht?“
Einmal vom Blasenrand aus betrachtet: Vielleicht ist es Menschen außerhalb des Berliner S-Bahn-Rings sogar ziemlich egal, weshalb diese Ampel letztlich scheiterte, solange sie nur endlich Geschichte ist. Ziemlich gut vorstellbar außerdem, dass einige ehemalige oder tapfer verbliebene FDP-Wähler es tatsächlich sehr super finden, dass ihre Partei doch ein paar Afuera-Gene in sich trägt.
Zumal Bundeskanzler Olaf Scholz selbst eingeräumt habe, dass er bereits im Sommer über Lindners Entlassung nachgedacht habe, wie Lindner angesprochen auf die „Enthüllungen“ der „Zeit“ meint. „Wo ist die Nachricht?“, fragt er in die Kamera und wartet wohl bis heute auf die Antwort.
Aber noch einmal zurück zum elfseitigen Meisterwerk in der „Zeit“, das hoffentlich auch bald in Berliner Theatern aufgeführt wird (Rick Okon als Christian Lindner wäre doch toll). Denn besonders gelungen ist die Stelle, die man bei der Vermarktung des Textes offenbar vergessen hat: „Ein Sprecher der FDP erklärt auf Anfrage der ZEIT: ‚Am Ende gab es zwei Optionen, die Christian Lindner dem Bundeskanzler in einem Gespräch am 3. November vorgeschlagen hat: eine Einigung auf eine Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik oder die geordnete Beendigung der Koalition durch den gemeinsamen Weg zu Neuwahlen.‘“
Also hat Lindner sich einerseits auf einen Ampelbruch vorbereitet, aber andererseits auch Scholz ein geregeltes Verfahren hin zu Neuwahlen vorgeschlagen. Hm, klingt nun nicht nur nicht wild, sondern eigentlich eher bedacht, aber wie gesagt, nicht jeder hat diese ausgeprägten Potsdam-Fühler. Ein Skandal, der keiner ist
Von außen betrachtet konnte man an diesem Wochenende also einem gleichermaßen belustigenden wie befremdlichen Schauspiel beiwohnen und man darf gespannt sein, wie viele Personen sich in dessen Zuge noch so lächerlich machen wollen. Momentan ganz vorne mit dabei ist Lars Klingbeil, der Chef jener Partei, die sich „Respekt“ gern ganz oben auf die Fahnen heftet. Die FDP habe nur an sich selbst gedacht, meint er in einem Video, na sowas. Überschrieben ist besagtes Video mit „Die FDP ist nicht nur verantwortungslos. Ihr Drehbuch zum Regierungsbruch markiert auch einen Tiefpunkt unserer politischen Kultur.“
Spannend. Und das von dem Mann, der sich nicht zu schade war, Alice Weidel im Europawahlkampf als Nazi zu bezeichnen. Oder CDU-Chef Friedrich Merz und CSU-Chef Markus Söder mit dem ehemaligen und bald erneuten Präsidenten der USA, Donald Trump, zu vergleichen.
Wie dem auch sei, Rot und Grün weiden sich ganz genüsslich an der Nichtgeschichte über die vermeintlich böse FDP, also eh alles wie immer. Wieder wird vonseiten linker Medien versucht, etwas zum Skandal zu machen, das keiner ist, um zum Ausdruck zu bringen, dass man Christian Lindner nie verzeihen wird, dass er nicht Robert Habeck ist. Lasset die Journalistenpreise regnen.
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