Rohstoffe Wochenrückblick: Energie und Metalle von Miriam Kraus Und wieder liegt eine doch überwiegend positive Woche für die Aktienmärkte hinter uns. Und wieder sprießt der frühlingshafte Optimismus. Wieder sehen die Ersten Anzeichen dafür, dass das Schlimmste bereits hinter uns liegt. Dabei gab es durchaus auch nicht gerade freundliche Nachrichten in dieser Woche. Der IWF zum Beispiel geht davon aus, dass bis Ende 2010 die Verluste als Folge der Kreditkrise weltweit bis zu 4,1 Billionen USD betragen werden. Rund 2,7 Billionen USD sollen laut IWF dabei auf die USA entfallen. Und UK steht offenbar kurz davor sein Triple-A-Rating zu verlieren. Meldungen des Daily Telegraph zufolge, bedenken Moody's und S&P ein Re-Rating. Kein Wunder, nachdem die britische Regierung in dieser Woche ein massives Defizit von 1,4 Billionen GBP über die kommenden 5 Jahre prognostiziert. Die UK-Bilanz verschlechtert sich dramatisch aufgrund sinkender Steuereinnahmen (so ist das, wenn in einer Volkswirtschaft ausgerechnet der Finanzsektor überbläht wurde) und der Banken-Bailout-Programme. Hinzu kommt noch, dass die UK-Wirtschaft um 1,9% geschrumpft ist gegenüber den letzten 3 Monaten in 2008. Das ist der stärkste BIP-Rückgang seit Maggie Thatcher im Jahre 1979 das Amt des Premierministers übernahm. Dennoch scheint die Stimmung nicht allzu schlecht zu sein. Denn der USD schwächelt! Sicher drückt auch die Nervosität in Bezug auf die US-Banken-Stress-Tests auf den US-Dollar-Kurs. Doch der Dollar-Hafen wird aktuell nicht gerade stark nachgefragt. Dafür konnte der Euro seit Mitte der Woche wieder deutlich aufholen. Das Münchner Ifo-Institut meldet einen Anstieg des Geschäftsklimaindex auf 83,7 Punkte im April. Deutschlands Laune verbessert sich also! Und auch Bundesbankpräsident Axel Weber scheint ganz guter Dinge zu sein, sagte er doch, dass die Hilfe, welche der IWF den Emerging Markets zuteil werden lässt, insbesondere auch den deutschen Export unterstützen werde. EUR/USD erholte sich bis auf aktuell 1,3285. Energie Wie zu erwarten war, pendeln die Ölpreise, seitdem der WTI-Mai-Kontrakt ausgelaufen ist, um die 50 USD-Marke herum, mit einem zwischenzeitlichen Patscher bis auf 46,70 US-Dollar pro Barrel im Juni-Kontrakt auf WTI am Mittwoch. Unterstützung finden die Ölpreise nach wie vor weiterhin durch die Korrelation zu den Aktienmärkten (der Optimismus lässt grüßen) und zudem durch die erneute US-Dollar-Schwäche. Von der fundamentalen Front gibt es aktuell dagegen nicht viel Neues und im Grunde auch nichts Preisunterstützendes zu vermelden. Nach wie vor steigen die US-Rohöllagerbestände von einem Rekordniveau zum nächsten. Dem US-Energieministerium zufolge sind die Rohölbestände in der vergangenen Woche um weitere 3,86 Millionen Barrel auf 370,6 Millionen Barrel gestiegen. Das entspricht dem höchsten Stand seit September 1999. Die OPEC setzt zwar ihre Förderkürzungen weiterhin um - laut Oil Movements aber langsamer als zuvor. WTI zur Lieferung im Juni notiert aktuell bei 51,46 US-Dollar pro Barrel an der NYMEX. Brent Crude zur Lieferung im Juni notiert aktuell bei 51,86 US-Dollar pro Barrel an der ICE Futures Exchange in London. Metalle Edelmetalle Gold konnte in dieser Woche dagegen wieder deutlich zulegen und notiert mittlerweile wieder bei über 900 US-Dollar pro Feinunze. Dies ist offenbar weniger Inflations- und Krisenängsten und einer damit verbundenen Nachfrage nach dem Safe-Haven geschuldet (SPDR Gold Trust verbuchte zum Beispiel in dieser Woche sogar einen Rückgang seiner Goldbestände um 1,5 Tonnen; obwohl natürlich der Gesamtzufluss in Gold-ETFs in diesem Jahr (469 Tonnen) bereits den gesamten Zufluss des vergangenen Jahres (321 Tonnen) bei weitem übersteigt), sondern vielmehr auf eine wieder anziehende Nachfrage aus der Schmuckindustrie zurückzuführen. Insbesondere Indien fragt aktuell saisonbedingt wieder mehr Gold nach. Hinzu kommt, dass China heute bekannt gab, seine Goldreserven seit 2003 bereits um 76% oder 454 Tonnen aufgestockt zu haben. Mit 1.054 Tonnen Gold steht China damit nun auf Rang 5 im Ländervergleich. Gold zur Lieferung im Juni notiert aktuell bei 912,50 US-Dollar pro Feiunze an der NYMEX. Gold im Spotmarkt notiert aktuell bei 911,90 US-Dollar pro Feinunze in New York. Der London Gold Fix PM wurde heute bei 907,50 US-Dollar pro Feinunze festgesetzt. Basismetalle Mit Ausnahme von Zinn haben die Industriemetalle in dieser Woche wie erwartet zu einer Korrektur angesetzt. Der starke Preisanstieg der letzten Woche zeichnete zuletzt ein deutlich überkauftes Szenario. Insbesondere auch im Hinblick darauf, dass bei vielen Industriemetallen noch immer sehr hohe LME-Lagerbestände zu verzeichnen sind. Trotz der starken Käufe aus China zum Aufbau der strategischen Reserven bleibt der Verbrauch allgemein noch eher schwach, was nun nach den starken Preiszuwächsen wieder deutlicher ins Bewusstsein der Marktteilnehmer zurückkehrt. Kupfer im Spotmarkt notiert aktuell bei 2,03 US-Dollar pro Pfund. Zinn dagegen konnte seit Mitte der Woche wieder zulegen. Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass weitere Produktionskürzungen angekündigt wurden und zum anderen darauf, dass im Gegensatz zu den übrigen Metallbeständen die Zinn-Bestände an der LME noch immer auf dem Niveau vom Januar 2008 liegen. Zinn zur Lieferung in 3 Monaten notiert aktuell bei 12.500 US-Dollar pro Tonne an der LME. Soft Commodities In dieser Woche war vor allem wieder das Wetter ein unterstützender Faktor. Für den Mais-Gürtel der USA, inklusive Illinois, werden weitere starke Regenfälle erwartet, welche die Aussaat verzögern. So konnte Juli-Mais gestern bis auf 3,89 US-Dollar pro Scheffel an der CBOT zulegen. Auf der anderen Seite drückt heute auch die CARB-Entscheidung ein wenig auf die Maispreise. Das California Air Resources Board hat gestern mit 9:1 für den Low Carbon Fuel Standard gestimmt, was bei der Ethanolindustrie die Besorgnis weckt, dass weitere US-Bundesstaaten folgen werden. Mais zur Lieferung im Mai notiert aktuell bei 3,79 US-Dollar pro Scheffel an der CBOT. Auch Weizen konnte aufgrund der Wetterlage vier Tage in Folge zulegen. Auch hier sind es die massiven Regenfälle in den nördlichen Great Plains, welche die Aussaat des Sommerweizens verzögern. Antriebsmotor für den Weizenkomplex ist in diesem Falle wieder einmal der Minneapolis-Weizen. Der Juli-Kontrakt konnte heute bis auf 6,52 US-Dollar pro Scheffel zulegen. Weizen zur Lieferung im Mai notiert aktuell bei 5,31 US-Dollar pro Scheffel an der CBOT. Sojabohnen, die zuletzt, aufgrund der unveränderten fundamentalen Faktoren, stark gestiegen waren, mussten dagegen aufgrund von Gewinnmitnahmen abgeben. Zudem mehren sich nun die Spekulationen dahingehend, dass aufgrund der gegenwärtigen Aussaat-Verzögerungen bei Weizen und Mais, stattdessen mehr Ackerfläche für Sojabohnen zur Verfügung gestellt werden wird. Für Sojabohnen erfolgt die Aussaat erst im Juni. Sojabohnen zur Lieferung im Mai notieren aktuell bei 10,43 US-Dollar pro Scheffel an der CBOT. Ausblick Ich gehe nach wie vor davon aus, dass die Rohölpreise zunächst weiterhin um die 50 USD-Marke herumpendeln werden. Sollte die Stimmung weiterhin optimistisch bleiben, könnten Sprünge bis 55 USD pro Barrel eher möglich sein. Erst wenn sich klare fundamentale Anzeichen herausbilden, dürfte sich ein erster Richtungsweisender Trend herauskristallisieren. Zwar ist der Goldpreis nach wie vor nicht vor weiteren zwischenzeitlichen Rücksetzern zunächst sogar bis in Richtung der 855 USD pro Unze gefeit, doch gerade solche Korrekturbewegungen dürften wiederum einen deutlichen Kaufanreiz bieten. Mit einer wieder anziehenden Nachfrage von Seiten der Schmuckindustrie und einer weiterhin starken Nachfrage von Seiten der Investoren dürfte sich der Goldpreis langfristig aber wieder deutlich stärker entwickeln. So lange sich nicht deutliche Anzeichen für steigenden Verbrauch und sinkende Lagerbestände herauskristallisieren dürften die Industriemetalle im Allgemeinen vorerst wenig Potenzial nach oben aufweisen. Dies gilt insbesondere für Kupfer. Zinn und Nickel dagegen könnten mittelfristig deutlich stärkeres Aufholpotenzial haben. Bei den Grains kommt es vorerst zunächst weiterhin auf das Wetter an. Sollten weiterhin starke Regenfälle die Aussaat von Weizen und Mais verzögern, dürften sich die Grains ähnlich wie in dieser Woche verhalten. Ihre Miriam Kraus Quelle:Rohstoff-Daily [enl-rd@enl.fid-newsletter.de] ----------- Gruss Moya |